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5.4.07
Unsere Geschichte-Tour traff sich um 11:15 Uhr bei der Kirche S. Ignazio – nur 5 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Perfekt! Natuerlich hatte sich die fruehere Gruppe verspaetet, also warteten wir erstmal 20 Minuten auf Carla.
In der Kirche war ich eh schon mehrmals, und fand sie auch diesmal wunderschoen. Carla erzaehlte uns das dies eine Kirche der Jesuiten ist und am Ende des 16. Jahrhunderts gebaut wurde. Der Architekt war auch ein Jesuit (Andrea Pozzo). Was diese Kirche so besonders interessant macht ist der Dom der kein Dom ist. Die Decke ist total flach, den im July 1684 lief ihnen das Geld aus. Die Nachbarn wollten auch gar keinen grossen Dom haben, denn der wuerde ja nur das Sonnenlicht fuer ihre eigenen Haeusern blockieren. Aber eine Kirche ohne Dom geht doch nicht!!! Also nahm Pozzo eine riesen Leinwand und pinselte einen Dom in perspektive darauf. Im Oktober war es dann fertig, und alle waren ganz begeistert. Im Boden ist auch der Punkt makiert von wo aus die Perspektive perfekt ist. Es wurde ein bisschen gemosert das da strukturelle Aspekte nicht ganz richtig waren, worauf Pozzo antwortete das sobald der Dom wegen diesen Problemen einbricht er es das naechste mal richtig pinseln wuerde.
Das Gewoelbe ist auch wunderschoen bemalt, mit den “vier Ecken der Welt” wo die Jesuiten als Missionaere hin kamen.
Der Piazza vor der Kirche, mit seinen Gebaeuden natuerlich, war dann auch etwas besonderes, da er erst in den 1720ern gebaut wurde und somit das baroque schon in das rokoko kam. Die Gebaeude an diesem Piazza waren auch nicht ein grosser Palast fuer irgendeinen Papst oder Kardinal, sondern zum ersten mal Wohnungen fuer den Mittelstand die sich zu der Zeit entwickelte! Auserdem sind die Facaden dieser Gebaeude konkave und so gedreht das sie wie die Fluegel in einem Theatre erscheinen.
Danach spazierten wir zu Piazza Navona, und bestaunten Borromini’s Kirche S. Agnese in Agone. Witzig ist das dass Englische Wort “Agony” (Leid) mit Agone ueberhaupt nichts zu tun hat. Bevor dies der Piazza Navona war, war es das Stadium Dominican wo sie die Seefahrt schlachten spielten. Agnese in Agone bedeutet soviel wie Agnese bei den Spielen.
Im 17. Jahrhundert dann entschied Papst Innozent X. diese ganze Gegend zu einem oeffentlichen Piazza umzubauen. Der Springbrunnen in der Mitte ist von Bernini entworfen und erbaut. Was eine witzige Geschichte ist, ist das der Papst in diesem Zeitpunkt auf den Bernini sauer war. So veraergert war er, das er Bernini sagte er soll erst gar nicht versuchen bei dem Entwurfs-Wettkampf fuer den Springbrunnen teil zu nehmen. Darauf hoerte der Bernini aber natuerlich nicht, entwurf seinen Springbrunnen, und lies ein Modell davon aus silber machen. Dies gab er dann einem Diener des Papstes der es auf einen kleinen Tisch in einem Flur stellte. Als der Papst es sah war er ganz hin und weg davon, und somit wurde Berninis Springbrunnen der Vier Fluesse (Fontana de Quatri Fumi) gebaut. Bloederweise wird dieser im Moment restauriert, schon die ganze Zeit und wohl auch noch wenn wir wieder weg sind. Was ich besonders beeindruckend finde ist das dieser Springbrunnen das Wasser springen laesst (haha) ohne jegliche Pumpen! Das heist also das alles genau berechnet werden musste, von dem Wasserdruck aus dem Aquaduct hinaus usw!
Die Kirche die neben diesem Springbrunnen steht wurde von Borromini gebaut. Nun wisst ihr alle bestimmt schon das Borromini und Bernini sich nicht ausstehen mochten. Was die Touristenfuehrer gerne erzaehlen, ist das Berninis Figur fuer den Fluss Ganges sich von der Kirche wegdreht als ob die Façade davon einfach unausstehlich haesslich sei. Witzig, aber leider Bloedsinn da der Springbrunnen bevor der Kirche gebaut wurde.
Was aber schon witzig und wahr ist, ist das diese Kirche von Bernini einen grossen Dom oben drauf hat, und daneben zwei Glockentuerme. Und wer hat zuvor so etwas probiert? Bernini! Bei der St. Peters Basilika hatte er zwei Glockentuerme entworfen. Als der linke gebaut wurde fing der aber bald schon an von seinem eigenen Gewicht zu brechen. Bernini war ein grosser Skulptur-hauer, Maler, Theatrestueckeschreiber … aber nie als Architekt ausgebildet, hatte er dementsprechend wenig Ahnung ueber Strukturen. Der Borromini aber fing als Steinhauer an, und arbeitete sich hoch. Und als nun Berninis Glockenturm von St. Peters broeckelte laesterte er fuerchterlich wie doof der Bernini doch ist! Und dann das Tuepfelchen auf dem ‘i’ war dann auch noch das ihm seine Glockentuerme gut gelingen.
Leider war die Kirche schon geschlossen als wir kamen (und in der war ich noch gar nie nicht drin! Weil sie bis jetzt immer geschlossen wegen renovierungen war!), also erzaehlte sie uns drausen stehend von der Innenseite der Kirche… und das ist dann nicht ganz so lustig.
Wir spazierten weiter durch ein paar Gassen, und zufaellig wurde einem Fleischer gerade neues Fleisch geliefert. Also sahen wir da den gefrier Last wagen mit offener Tuer, und ein Mann der wohl so gross war wie ich der eine halbe Kuh in das Geschaeft hinein trug!
Weiter ging es dann zu der Kirche S. Maria della Pacce, und die war auch schon geschlossen! Nervig. Der seitliche Innenhof war aber noch offen, und den schauten wir uns an. Was anscheinend ein uraltes Problem war, das ich aber total verpasst hab, ist was man in den Ecken tun soll. Den es war denen natuerlich sehr wichtig die klassischen Ordnung richtig zu folgen (z.B. das die Saeulen unten mit Doric anfangen, dann Ionic, und ganz oben Corinthian). Und wenn man da nun zwei Seiten zusammen kommen hat, jede Seite eine Saeule hat …. Ist da eine komische Ecke, und sie wussten nicht was man damit tun sollte! Bramante, der Architekt fuer diese Kirche (der auch teil des St. Peter’s gebaut hat) entschied sich kleine, gedrehte Stueckchen in diese Ecken zu geben.
Nun gingen wir zu dem Roman Oratory, das auch von Borromini entworfen war. In seinem Innenhof hatte er natuerlich das gleiche Problem, aber ignorierte es dann komplett in dem er eine Saeule in die Ecke gab. Diese Saeule hatte aber einen halb-Kreis heraus gehauen, als ob der Innenhof sich in die Saeulen druecke. Genial!
Witzig ist das diese Kirche der Gemeinde der Oratorians gehoert, und die wollten ihre Kirche offensichtlich anders als die Jesuiten haben. Also angagierten sie Borromini, und sagten ihm das er diese Kirche aus Ziegeln bauen soll und nicht mit Marmor verkleiden. Aber nicht das Borromini so etwas als simple Aufgabe tun koennte! Er suchte sich also seine Bauleute, nahm sie mit zur Villa Adrianna und dort lernten sie zusammen wie die mit Ziegeln umgingen. Jeder der Zigel fuer diese Kirche wurde speziell gemacht, was schon recht teuer war. Ausserdem brauchten sie dann noch ganz besondere, denn ueber den Fenstern im ersten Stockwerk wollte er Kuerbis-Dome, und somit mussten die Ziegel alle ein bisschen verschieden sein. Die Oratorians waren dann ueber den Preis ihrer Kirche recht schockiert, aber dann war es auch schon zu spaet.
Hiermit war die Geschichte-Tour fertig, und wir spazierten wieder nach Hause. Das Wetter war heute ganz besonders schoen und sonnig, und wer will da schon drinnen bleiben? Also nahm ich mir meinen Zeichenblock und spazierte in die Richtung der Spanischen Treppe. Die ganze Stadt ist diese Woche mit Touristen einfach voll gestopft! Ich habe sie nicht eingeladen! Aber wurscht, da wusel ich mich durch die Mengen und pflanzte mich dann bei der Spanischen Treppe zum zeichnen hin. Die ist im Moment (wegen Ostern) schoen mit Blumenstoecken dekoriert, so wie man es immer auf Postkarten sieht.
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