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1.3.07
Donnerstag ist es, also wieder eine Geschichtetour am Morgen mit unser Professorin Carla. Aber zur Abwechslung regnet es diesmal nicht! Unglaublich!
Wir traffen uns beim Obelisk in dem Piazza von St. Peters; dieser Piazza wurde von Bernini entworfen, und ursprunglich sollten auf diesen Saeulenreihen Wohnungen drauf sein (sonst sind sie doch einfach nutzlos!). Zu dieser Zeit war es Papst Alexander VII (der Ekel war der VI., also diesen moegen wir) und der war von Berninis Idee ganz angetan und obwohl es zu der Zeit so viele Kriege gab und vor kurzem erst die Pest in der Stadt gewuetet hatte, entschied er sich so viel Geld fuer so etwas nutzloses auszugeben.
Die Geschichte sagt das am Tag als sie den ersten Grundstein legten lief Bernini zum Papst und sagte es muessen 4 Reihen von Saeulen sein, nicht nur 2 … und so ist es jetzt auch. Das Oval ist auf jeder Seite mit den 4 Reihen von Saeulen beschrieben (300 solten es sein), oben drauf die Balustrade mit den Statuen der Heiligen.
Das Oval soll natuerlich mal wieder sehr symbolisch sein, da das Koliseum ein Oval war und das Theater der Unglaeubigen war, ist dies auch ein Oval und das Theater der Christen. Schoen. Na und um diese Zeit erkannte Galileo das die Sonne still steht und die Planeten um sie herum kreiseln, auch in etwa einem oval… Bernini hat angeblich eine Zeichnung gemacht wo die Basilika ein Mensch ist, und seine Saeulenreihen die Arme die die Glaeuben beschuetzten.
Sie hatten sich auch ueberlegt noch einen dritten Arm von Saeulen zu machen, der den Piazza zur Strasse hin schliessen wuerde, damit man dann beim betreten ganz gross Staunen wuerde. Das kam aber nie, und ich denke mir dass das so gut ist.
Verrueckt ist das der Obelisk der jetzt in der Mitte steht frueher mehr auf der Seite, naeher zur Basilika hin stand. Dem Papst Sixtus V. gefiel das aber nicht, und so wollte er ihn umbewegt haben in die Mitte. Dieses wahnsinns Vorhaben brauchte dann an die 800 Leutchen mit Pferden, die das Biest erst hinlegen, ueber den Piazza schleifen, und in der Mitte wieder aufstellen mussten. Eine Zeichnung davon haben wir dann noch in der Ausstellung gesehen, und was soll man dazu noch sagen? awahnsinn. Angeblich wuerde es mit Tot bestraeft werden falls einer der Zuschauer es wagen sollte auch nur ein Wort waerend dieser Prozedur zu sagen. Nur als sie dann dabei waren den Obelisk wieder aufzurichten fing ein Seil an zu brennen, und alle starten es nur schockiert an. Also schrie da jemand das man da Wasser drauf werfen soll; wie erwartet funktionierte das und rettete die ganze Sache, und dieser Unbekannter ist eine Art Held da er es trotzdem wagte seinen Mund aufzumachen.
Ach und oben in dem Metaldingsda auf dem Obelisk soll die Asche von Julius Cesaer sein. Wie schoen! (was sie nicht sagen…)
Interessant fand ich auch das was den ovalen Piazza und die Basilika verbindet ist eine erweiterung des Pizzas in der Form eines Trapezoids. Die dachten damals (oder heute noch?) das die Fasade von der Basilika zu breit ist, unproportioniert (man kann schon sehen das der Dom dahinter komisch klein aussieht), und um das wenigenstens ein bisschen zu beheben wurden die beiden Arme auf der Seite dieses Stueckes so angewinkelt das es etwas kleiner erscheint. Naja, das schaft es wohl denn ich seh mir die Fasade an und denke mir nicht das sie zu breit ist.
Dann gesellten wir uns zu der Schlange die durch die Sicherheitskontrolle fuselte und gingen in die Basilika hinein.
Carla erzaehlte uns wie der Hauptteil von der Basilika fertig gemacht wurde nach dem Michelangelo starb, Maderno hat es in 1605 zu Ende gebracht. Bernini hatte auch einen Anteil an der Basilika, aber sein entwurf hatte noch 2 Glockentuerme beim Eingang (ahem, wie die Eselsohren die er beim Pantheon drauf steckte? Und die dann abgerissen wurden weil sie so laecherlich aussahen?). Diese beiden Glockentuerme wurden auch gebaut aber fingen dann gleich an Brueche zu zeigen, noch bevor sie ganz fertig waren, also rissen sie sie wieder ab.
Durch das Tor durch gingen wir erstmal rechts in die erste Seitenkapelle um Michelangelo’s Pieta zu bestaunen. Es war seine erste grosse Arbeit und hat ihn zu seiner ruhmreichen Kariere bevoerdert; es ist auch seine einzige Arbeit wo er seinen Namen darauf verewigkte. Man sagt das es entweder ist weil er noch so jung (23!!) und unbekannt war, und das er somit seinen Namen bekannt machen wollte. Unfreundlichere munkelten das er es unmoeglich selber gemacht haben koennte – weil er doch so jung und unerfahren ist – das es ein anderer fuer ihn gemacht haette und er dann nur seinen Namen drauf kritzelte. Andere wiederum sagen das er dies fuer die hoehe seiner Kuenstlerischen Kariere hielt und es somit als das verewigkte. Wie auch immer, unglaublich schoen ist sie. Und dann irgendein Saftar… in den 70er Jahren nahm einen Hammer und fing an sie zu demolieren! Damals war sie eben noch nicht hinter Glass. Marias Nase hat er abgebrochen und was weiss ich noch fuer Schaden angerichtet, aber sie haben es wieder zusammen geklebt und jetzt ist sie hinter Glass und von knappe 3 Meter entfaernung sieht man nicht das ihr je etwas zugestossen ist.
Wiederum witzig ist das Michelangelo seinem Vater mehrmals zu dieser Zeit schrieb, und sich immer beschwerte wie doof die Leute doch sind. Er macht Skulpturen, das ist seine Berufung. Was denken die sich ihn darum zu bitten eine Basilika zu bauen? Er ist doch kein Baumeister! Und ist dieser Papst Julius II. verrueckt, das er ihn “bittet” die Sistinische Kapelle zu bemahlen? Das wird er doch total verhunzen, er ist doch kein Mahler!
Dieses Dilemma ist wohl irgendwie auch was wir hier dieses Semester lernen… das der Architekt sich auf alles fokusieren soll, denn nur so wurden all diese antiken Gebaeude so wunderbar.
Auf einmal wurde die Carla von einem Aufseher leicht unfreundlich ermahnt das man erst ab 10 Uhr eine Tour leiten darf. Bitte was? Es ist 9:40 Uhr. Na, dann machen wir das ganze etwas unauffaelliger…
Weiter nach vorne spaziert bewunderten wir die vier riesigen Pfeiler die den Dom halten. Jeder einzelne gross genug um eine nicht gerade kleine Kirche zu halten (wie z.B. Boromini’s San Carlo della Quatro Fontane). Carla erzaehlte uns das jedes von denen Raeume hat, wo sie Reliquien aufbewahren. Zum Baldachin hin hat jede auch eine Nische wo eine riesen Statue steht. Santa Veronica mit dem heiligen Schleier in dem sich Jesus sein Gesicht abwischte und sein Bildnis blieb, Santa Helena die ein Stueck des heiligen Kreuzes nach Rom brachte, Sant’Andrew der… irgendeinen Kopf brachte (hm?), und Sant Lunginus der den Speer brachte den Jesus verwundete.
Ueber diesen Nischen sind in jedem der Pfeiler 2 gedrehte Saeulen. Diese hielten den Baldachin im alten St. Peters (von 333 A.D.), die von dem 2. Jahrhundert stammen und angeblich von Solomons Tempel genommen wurde. Als Bernini seinen Baldachin entwurf hat er diese 8 Saeulen genommen und in den Pfeiler wieder verwendet. Diese 8 ist ja auch noch eine symbolische Nummer, da auf die Seite gelegt sie das Symbol fuer die Unbegrenztheit / Endlosigkeit ist.
Bernini entwurf also diesen Baldachin, wo nur der Papst die Messe halten darf. Aus Holz und Bronze (von dem Dom des Pantheon genommen) gemacht, ist man sich nicht ganz im klaren ob das alles wirklich Berninis arbeit war. Zu der Zeit arbeitete noch Boromini fuer ihn, und einige Zeichnungen von dem Baldachin gemacht von Boromini sind jetzt noch in Existenz. Und da die beiden sich am Ende so hasten ist es halt interessant da unterschiede zu finden, denn normalerweise ist die Arbeit der Lehrlinge selbstverstaendlich als der Genius des Meisters angesehen.
Dann bestaunten wir noch ein paar Graeber von verschiedenen Paepsten, und gingen wieder nach drausen. In dem rechten Seitenarm von der Basilika aus ist eine Ausstellung ueber die 500 Jahre die es nun die Basilika gibt (es wurde in 1605 fertig gestellt, aber da sie 100 Jahre daran arbeiteten…). Hier waren einige religioese Gemaelde von Caravaggio, Rembrandt, El Greco und noch viel toellerer die verschiedene Entwuerfe fuer die Basilika von Bramante, Bernini, Michelangelo, und Maderno. Da war ein Bild von dem heiligen Paul und Peter, das irgendeine Kaiserin dem Papst vor vielen, vielen Jahren schenkte … na das Bild waren halt zwei Koepfe, aber der Bilderrahmen! Unglaublich! Vergoldet und mit Edelsteinen zugepflastert, es glitzerte nur so. Na, mir kommt der Gedanke dann das sie diesen Schatz doch vielleicht dafuer benuetzen koennten ganz Afrika zu fuettern… aaaber was weiss ich.
Natuerlich sagten sie hier mal wieder das man nicht fotografieren darf… ja, klar, mit Blitz ruinier ich ihnen diese wertvollen Zeichnungen. Aber ohne Blitz? Haetten sie Postkarten mit diesen Bildern zu verkaufen waere das eine anderes Thema, aber das hatten sie nicht und so war ich halt sehr ‘sneaky’ (hm, heimtueckisch klingt boese… aber schleichend und durchtrieben ist wohl nicht viel besser) und BJ half mir indem sie sich so plazierte das man meine Kamera nicht sehen konnte und ich knipste blind umher. Manche der Fotos wurden auch richtig gut! Wie zum Beispiel die tollen Zeichnungen von wie sie den Dom bauten – dass Baugeruest das da haengte, wie sicher will ich gar nicht dran denken.
Toll war auch das riesen Model aus Holz und Leinen das Michelangelo fuer den Dom baute – 2 Meter hoch! Und dann ein Video von Bramantes Model fuer die ganze Basilika zeigten sie, wo darunter das Komentar von Michelangelo lief das “dieser Entwurf gut fuer Schafe und Ochsen ist weil die auch keine Ahnung von Kunst haben…” Wie gemein! Er hatte nicht total unrecht, Bramantes Entwurf war einfach zu… voll. Ueberall kleine Dingsdas und zu wenige Fenster dass das ganze viel zu dunkle gewesen waere. Weiter Kritik lautete das falls es so gebaut werden wuerde in all diesen kleinen, dunklen Ecken und Nischen unerhoert Dinge vorgehen. Was aber auch noch ein gutes Argument gegen Bramantes Entwurf war, ist das die Pfeiler die er fuer den Dom entwurf schon bevor der Dom darauf stand anfingen zu brechen.
Lieb war dann auch noch eine Zeichnung von Michelangelo, wo neben einem Gedicht er sich selber beim malen der Sistinischen Kapelle zeichnete: ein Strichmaenchen das ueber sich eine grinsende Figur malt.
BJ und ich brauchten die meiste Zeit durch diese Ausstellung durch zu kommen, und als wir raus kammen waren alle anderen schon weg. Na, gut das es das letzte fuer diese Tour war. Wir gingen also wieder nach Hause, zum weiteren zeichnen.
Am naechsten Morgen war dann unsere Geschichte Pruefung faellig, also nach dem Abendessen kam auch Claude zu uns rauf und wir lernten alle beisammen.
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