Profile
Blog
Photos
Videos
20-04: Trip to Queenstown
An diesem Tag ist eigentlich nicht viel passiert. Mein Ziel war Queenstown, die Abenteuerstadt Neuseelands. Nach ausgiebigem Frühstück hab ich mich bei wolkenlosem Himmel auf den Weg gemacht. 200 km und nur eine Ortschaft. Die Landschaft war immer noch karg und trocken, so gut wie keine Bäume und erst recht kaum Bewohner. Irgendwie ist mir an diesem Tag so ein bisschen aufgefallen, dass ich mir Neuseeland grüner vorgestellt hatte. Ich fuhr über meinen ersten Pass zum Tal von Cromwell, wo ich mir ein Mittagessen mit dem Campingkocher bereitete, im See badete, mein Buch las („Herding Cats" von John McCabe, ausgeliehen aus der Auckland Library, sehr unterhaltsames und amüsantes Buch) und ein Nickerchen machte. Sprich, es war ein fauler und sehr erholsamer Tag. Irgendwann gegen 17 Uhr kam ich dann in Queenstown an. Da bemerkte ich etwas sehr Unglückliches, was mich zwei Stunden kostete und diesen Tag dann doch etwas vermieste. Vielleicht erkennt man es auf den restlichen Fotos, ist aber nicht so wichtig. Hat nix mit dem Auto zu tun.
In Queenstown checkte ich im Bungi Backpackers ein. Überhaupt muss ich mal was zu den ganzen Hostels schreiben. Bevor ich nach Neuseeland kam, kannte ich an Jugendherbergen nur die YHA (Youth Hostel Association). In Neuseeland aber gibt es noch viele andere Jugendherbergs- und Backpacker-Organisationen (die bekannteste ist vielleicht BBH), und auch viele unabhängige Herbergen. Für ein Bett zahlt man immer so rund um die 22-24$ (11-12€) pro Nacht, wenn man die BBH-Karte hat, dann kriegt man noch drei Dollar Ermäßigung (kann ich jedem nur empfehlen, der nach Neuseeland fährt). Man bekommt dafür mindestens ein Bett im 8-Bed-Dorm, im Allgemeinen aber wird man in ein Vier-Bett-Zimmer gesteckt. Es gibt Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche. Und aufgrund des Riesenangebots an Backpackern (in der 10000-Seelen-Gemeinde Queenstown z.B. gibt es alleine schon 12 BBH- und 2 YHA-Hostels) versucht jede mit Besonderheiten um Kundschaft zu werben: Whirlpools, BBQ, kostenloses Frühstück, kostenlose Suppe zum Abend, Riesenauswahl an DVDs/VHSs, sogar richtige Swimming-Pools haben manche. Der Kamin ist da schon Standard. Naja, im Bungi klebten überall Bungeeseile und Comics. Man konnte sich entweder durch den Backpacker lesen oder hangeln. DVD-Collection, freie Suppe und Whirlpool war auch drin. Ach ja: Und die ganzen kleineren Hostels scheren sich nicht um die Trennung von Männlein und Weiblein, es kann also gut sein, dass man wie ich zusammen mit drei Mädels in einem Vierbett-Zimmer übernachtet. Zwei waren … deutsch, was auch sonst, und eins war aus Holland. Mit ihr verbrachte ich dann auch den restlichen Abend. Queenstown hat viele Bars und trotz der geringen Größe zur Hauptsaison auch ein äußerst beachtliches Nightlife. Zum Glück ist Herbst und Frühling aber in Queenstown Nebensaison, was ich ganz angenehm fand. Im Winter wird die Stadt von Skifahrern und Snowboardern überrannt und im Sommer ist sowieso jeder da, denn hier kann man die verrücktesten Sachen machen. Wir genehmigten uns ein Bier in einer Sportsbar und schauten etwas Rugby nebenbei, womit der Abend dann auch ausklang.
21-04: A bunch of Europeans meet on a mountain
Queenstown war früher mal eine alte Goldgräberstadt, die den Tourismus entdeckt hat. Was kann man in Queenstown alles machen? Bungeejumping (hier wurde das kommerzielle Bungee-Jumping erfunden), Canyon_Swinging (ein Mix aus Bungeesprung und Riesenschaukel), Whitewater-Rafting, Blackwater-Rafting. River-Surfing, Paragliding, Jet-Boating, Canyoning (man slidet und springt und abseilt sich durch einen Canyon à Mordsgaudi, muss ich noch machen), Paraflights, Hang-Gliding, alles was mit Schnee zu tun hat (inklusive sich mit dem Heli irgendwo oben auf einem Berg absetzen lassen), Mountainbiking (inklusive sich mit dem Heli irgendwo oben auf einem Berg absetzen lassen), Wandern und Klettern, Horseriding, Fishing, Offroad-Fahrten, alle möglichen Scenic-Flights, … Was hab ich davon gemacht? Nix so wirklich. Leider fangen alle möglichen spannenden Aktivitäten bei weit über 100$ an. Ein Bungeesprung kostet z.B. 150$. Canyoning ebenfalls, Riversurfing ebenfalls, Canyonswinging noch mehr, … Ich verbrachte den Tag damit, auf einen Berg zu klettern. Die Wanderung war mit 6-8 Stunden und benötigter guter Fitness angegeben, also genau das richtige für mich. Aufgrund meiner neuen Erfahrungen mit Temperaturen in kahlen Gegenden nahm ich meine Winterjacke mit, die ich auch dringend brauchte. Queenstown selber liegt auf 330m ü. N.N., mein Ziel (der Ben Lomond-Gipfel) ist 1746m hoch. Ich hatte also einiges vor. Und ich muss sagen, der Weg war sehr unterhaltsam. Oben auf dem Sattel, kurz vor dem letzten Teilstück zum Gipfel, hatte man einen wunderbaren Blick nach Westen in das Fjordland hinein. Das Fjordland deckt den gesamten Südwesten der Halbinsel ab, ist ein einziger großer Nationalpark und die am wenigsten besiedelte Gegend von ganz Neuseeland. Es gibt nur eine einzige 120km lange Stichstraße hinein. Und es ist die Gegend, in der der meiste Regen fällt, da es in diesen Breiten bis auf Patagonien kein anderes Hindernis mehr gibt. Und als ich diesen Blick hatte, konnte ich graue Wolken aufziehen sehen (siehe Fotos). Ich wäre die letzten paar hundert Höhenmeter vielleicht auch noch hochgeklettert, wäre mir nicht ein Schweizer hurtig entgegen gekommen. Er meinte, er mag die Wolkenfront nicht. Und ich dachte, ok, die Schweizer haben wahrscheinlich Ahnung von so was. Ich aß also mein Mittag in Gesellschaft des Schweizers und eines Engländers oben auf dem Sattel, bevor ich mich wieder auf den Weg Richtung Q-Town machte. Bei der Gelegenheit sprach der Schweizer etwas aus, was ich wahrscheinlich schon als selbstverständlich hingenommen hatte: „Weird. A bunch of Europeans meet on a mountain on the other side of the world". Das ist wirklich komisch, wenn man sich das mal so überlegt. Überall auf der Südinsel kommt es einem so vor, als seien die Touristen in der Überzahl. Sie sind auf den Straßen, in den Unterkünften, auf den Bergen, in den Tälern, einfach überall. Und trotzdem kommt es einem nicht überfüllt oder störend vor, trotzdem hat man seine Ruhe und entspannt vollkommen. Das ist es wahrscheinlich, was Neuseeland so sehenswert macht. Es ist von allem im Überfluss vorhanden. Gleichzeitig gewöhnt man sich aber auch daran, dass man größtenteils mit Leuten spricht, die halt keine Kiwis sind. Und findet das gar nicht mehr seltsam.
Ich kraxelte also gemütlich wieder den Berg herunter. Der Regen kam nicht. Ich buchte mir meine Tour für den nächsten Tag und verbrachte den restlichen Abend dann damit, zwei DVD's in der Lounge zu schauen. In der Küche traf ich weitere Deutsche, die hier schon Monate unterwegs waren. Die backten sogar schon ihr eigenes Schwarzbrot. Eine gute Idee, denn auch mir hängt der ganze Toast hier schon zum Hals heraus. Vielleicht fange ich damit auch bald an…
22-04: Milford Sound
Dieser Tag sollte ein Highlight des Urlaubs werden. Ich hatte eine Tour zum Milford Sound inkl. Bootsfahrt gebucht. Es gibt in Queenstown ungefähr ein halbes Dutzend Gesellschaften, die alle diese Tour anbieten, aber nur eine wurde mir von dem Backpacker-Betreiber empfohlen. Und war auch vollends zufrieden sein. Der Milford Sound liegt im Fjordland, wie schon erwähnt die abgelegenste Gegend von ganz Neuseeland. Die Fahrt dorthin von Queenstown ist runde 300km lang. Da 120km davon Stichstraße sind und ich sowieso den Süden der Südinsel aufgrund von Zeitmangel skippen musste, bezahlte ich lieber 150$ für die Tour und ließ mich fahren, hatte einen Guide und Gesellschaft und einen Nachmittagssnack, anstatt selber zu fahren, vielleicht mit meiner Karre liegenzubleiben, keinen Guide zu haben und am Ende genauso viel für Benzin und Bootstour auszugeben. Die Tour ging um halb acht Uhr morgens los und ich wurde sogar von der Türschwelle abgeholt. Der Guide war gleichzeitig Busfahrer und erzählte super Geschichten, z.B. eine Maori-Geschichte. Der See, an dem Queenstown liegt, hat von einem Ende zum anderen teilweise einen Wasserspiegel-Unterschied von 20cm. Das hängt mit seiner Blitz-Form, der Erdrotation und dem Mond zusammen. Die Maoris erklären das so (Kurzform): Gigant lebt in Bergen, ihm ist langweilig, er geht an die Küste und klaut Maori-Prinzessin, ein mutiger Krieger will sie zurückholen, verbrennt nach mehreren Anläufen den Giganten, alle Gletscher schmelzen und formen den See, nur das Herz des Giganten schlägt noch tief unten am Boden des Sees und bringt die Wasseroberfläche zum Schwingen, die Prinzessin ist glaube auch gerettet. War ganz unterhaltsam. Aber eingeschlafen wäre ich bei der Landschaft wahrscheinlich eh nicht. Wir fuhren also so weiter Richtung Te Anau, dem letzten Ort vor dem Fjordland. Unser Reiseführer erzählte weitere interessante Geschichten, wie z.B. über die exklusive Lage Neuseelands. Neuseeland hat sich vor über 80 Millionen Jahren oder noch mehr, oder vielleicht auch weniger, ist ja eigentlich auch egal, auf jeden Fall hat es sich da so ungefähr von dem Superkontinent abgespalten, und zwar bevor sich Säugetiere entwickelt hatten. D.h. Vögel gab es schon (man erinnere sich an Biologie, 5. Klasse). Naja, und heutzutage sind ja die Säugetiere die natürlichen Feinde der Vögel, z.B. die Nachbarskatze. Ohne diese Feinde aber haben sich in Neuseeland ziemlich einzigartige Formen von Vögeln entwickelt. Einige haben z.B. keine Flügel (z.B. der Kiwi). Warum auch fliegen, wenn man eh nicht verjagt wird. Viele neuseeländische Vögel sind groß und schwer. Hier gibt es z.B. die weltgrößte Taube, schätzungsweise viermal die Masse einer durchschnittlichen deutschen Taube. Aber sie sieht genauso aus, nur halt big scale. Dann gibt's noch den einzigen Bergpapageien der Welt. Usw. Usf. In dem Zusammenhang kann ich ja auch noch mal auf die Roadkills zurückkommen, die ich schon mal angesprochen habe. Aufgrund des Fehlens natürlicher Feinde konnte sich das von Menschen eingeschleppte Oppossum in dieser Riesenlücke ausbreiten wie nix. In Neuseeland gibt es schätzungsweise 40 Millionen von diesen Tieren. Einige werden umgefahren, die restlichen tragen dazu bei, dass die meisten der einzigartigen Vögel Neuseelands vom Aussterben bedroht sind. Genug von Biologie erstmal. In der Zwischenzeit waren wir in Te Anau angekommen, wo ich Bekanntschaft mit zwei australischen Tourteilnehmern machte. Jesse und Jason sind Mechanical und Electrical Engineers. Damit sind die drei großen Hauptrichtungen des Ingenieurwesens vereint gewesen. Unsere Gruppe bestand eh nur aus 13 Teilnehmern, ein großer Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz, aber wahrscheinlich auch etwas durch die Nebensaison bedingt. Auf der Stichstraße machten wir auch noch einige Stops: Einmal an sogenannten Mirrorlakes, in denen sich die umliegenden Berge spiegelten und man tauchende Enten beobachten konnte. Einmal für einen kleinen Spaziergang im Regenwald. Ja, das Fjordland ist im Gegensatz zur zentralen Hochebene der Südinsel vollkommen grün. Hier hing überall so ein grünes Zeug von den Bäumen. Unser Guide meinte, dieses Zeug hat in allen Büchern den Namen „Gorillasnot" (Foto). Tatsächlich sehr eingängig und treffend. Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte oder nicht. Aber er hat einen Abschluss in Botanik und Zoologie, wird schon richtig sein. Irgendwann gegen 14 Uhr kamen wir dann am Milford Sound an und enterten das schon bereitstehende Boot.
Der Milford Sound ist eigentlich eher ein Fjord als ein Sound. Der Unterschied ist, dass ein Sound von einem Fluss und ein Fjord von einem Gletscher geformt werden. Beeindruckend war es allemal. Steile Felswände begrenzen den Sound, viele davon grün. Es gibt viele kleine und große Wasserfälle. Ich kann es kaum beschreiben, schaut euch einfach die Bilder an. Ich hatte wie immer Glück mit dem Wetter, in der regenreichsten Gegend von Neuseeland erwischte ich einen Tag mit blauem Himmel. Die Bootsfahrt dauerte zwei Stunden und wir wurden mit Muffins, Keksen, Kakao und Suppe versorgt. Eine sehr gute Idee, denn der Wind blies durch jegliche Sicherheitsvorkehrungen gegen Unterkühlung. Im Anschluss an die Bootsfahrt wurde mir dann verraten, dass der Milford Sound bei Regen wahrscheinlich noch schöner ist, denn dann schließt die Wolkendecke den Fjord wie ein Deckel ab. Wirklich überall stürzt dann das Wasser die Felswände herunter. Tsia, ich war trotzdem ganz zufrieden. Wir machten uns dann auch bald auf den Rückweg, aßen zusammen Dinner in Te Anau und schauten uns noch „The Worlds Fastest Indian" über einen alten Kauz aus Invercargill (Südküste Südinsel) an, der nach jahrzehntelangem Tunen seines 1920er Motorrads sich auf nach Amerika zu den Salzseen macht, um zu schauen, wie schnell sein Motorrad denn nun wirklich fahren kann. Sehenswert. Draußen war es eh schon dunkel, da kam der Film ganz passen. Gegen 10 kam ich dann in meiner Jugendherberge in Queenstown an und ließ den Tag ausklingen.
Next blog post: Haast Pass, April 23th 08.
Previous blog post: Mt. Cook, April 19th 08.
- comments