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23-04: Welcome to the land of the sandflys
Nach drei großartigen Tagen in und um Queenstown verabschiedete ich mich vom Bungi Backpackers Richtung Norden. Stella, das Mädel aus Holland reiste Richtung Süden. Mein Ziel für heute war die Westcoast. Ich wollte dicht an die beiden berühmtesten Gletscher Neuseelands heran, um den folgenden Tag früh beginnen zu können. 350 km an einem Tag, das war eine neue Dimension für meine Karre, aber ich fuhr sie einfach so schonend wie immer, und verschwendete nicht allzu viele Gedanken an „was wäre, wenn". Ich hatte mir einen Subaru Parts Dealer & Garage im Internet rausgesucht. Auf der ganzen Südinsel gibt es davon nur vier, der nächste auf meiner Route lag ungefähr 600-700 km entfernt an der Westküste. Der sollte mir dann mal sagen, was mit der Grund für die Check-Engine Leuchte ist. Ich hätte natürlich auch eine beliebige andere Garage aufsuchen können, aber irgendwie tat ich immer lieber was anderes, als meinen Tag mit Werkstätten zu verschwenden. Hier klinkt sich natürlich wieder die Vernunft ein, mit „könnte dir viel Ärger ersparen"-Gedanken, aber wie gesagt: Ich vertraute einfach weiter auf meinen Hong-Kong Charm. Immer der Nase nach ist doch im Urlaub am besten. Das zumindest ist meine Erfahrung. Außergewöhnliche Situationen unterscheiden den Urlaub doch erst vom Alltag. Im Falle des Autos scheint das natürlich etwas gewagt, nur war es ja nix akutes, wie schon vor einiger Zeit beschrieben.
Mein erster und einziger längerer Halt des heutigen Tages war in Wanaka, einer Stadt etwa 70 km nördlich von Queenstown. Hier findet alle zwei Jahre am Osterwochenende ein Flugfest namens „Warbirds over Wanaka" statt. Ich wollte mir das Museum dazu anschauen. Neuseeland scheint ja eigentlich ziemlich friedlich zu sein, aber der Schein trügt. Neuseeland ist immer stolz mit dem britischen Vaterland in den Krieg gezogen, wenn es nötig war, ohne sich bitten zu lassen. Ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung hat im ersten und zweiten Weltkrieg gedient. Im zweiten Weltkrieg hatte Neuseeland auf die gesamte Bevölkerung gerechnet die zweithöchsten Verluste nach der Sowjetunion. Von ca. 1,3 Millionen Einwohnern sind 100.000 gefallen oder verwundet worden. Ein bedeutender Feiertag im heutigen Neuseeland ist der Anzac-Day, an dem den Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges gedacht wird. Und zu den kriegerischen Maori muss ich nix weiter sagen. In dem Museum verbrachte ich ca. eine Stunde. Danach war noch der zweite Großeinkauf meiner Reise dran und eine Luftmatratze fand ich auch endlich.
Gegen drei Uhr nachmittags fuhr ich weiter Richtung Westcoast. Ich musste über den Haast Pass, eine 145 km lange Straße über die Southern Alps, und echtes Niemandsland. Handynetz hat man auf der Südinsel sowieso nur in den Ortschaften und höchstens einem halben Dutzend Kilometern Umgebung. Unterwegs machte ich Stops an den beiden großen letzten Seen, die ich auf der Südinsel sehen sollte, an einem Wasserfall und an blau leuchtenden Pools. Dummerweise brach irgendwann die Dämmerung herein. An diesem Abend wurde es nix mit einem spektakulären Sonnenuntergang an der Tasman Sea. Bei letztem Tageslicht erreichte ich Haast, die einzige Ortschaft (und einzige Tankstelle) auf 280 km Straße zwischen Wanaka und den Gletschern. Ich machte einen Stop am Strand, an dem viel Treibholz von stürmischen Zeiten zeugte. Und hier machte ich auch Bekanntschaft mit den garstigen Sandfliegen. Die Sandflys sind Neuseelands zweite große Plage neben den (Oppossums). Sie sind in Schwärmen an den meisten Stränden vorhanden, solange es nicht regnet und nicht allzu windig ist. Ähnlich wie Mücken, nur dass Sandfly-Stiche ewig nicht verheilen. Ich schreibe das hier ungefähr zweieinhalb Wochen, nachdem ich zurückgekommen bin, und habe immer noch einige Stellen an den Füßen. Und die Westcoast ist angeblich von allen Küsten die schlimmste. Ein alter Kiwi, den ich am folgenden Tag sprechen sollte, meinte einfach bloß: „Welcome to the land of the sandflys." Hier ist es am regenreichsten, und die Feuchtigkeit bringt ideale Brutbedingungen für die Viecher mit sich. Eine andere Folge ist der Regenwald, der die Westseite der Southern Alps überdeckt. Den Wandel der Landschaft von den kahlen, trockenen, verkarsteten Felsen und Hügeln in der Umgebung von Wanaka und Queenstown zu den mit immergrünen Bäumen bedeckten Bergen der Westcoast konnte ich noch bei Tageslicht mitbekommen. So war ich auch nicht allzu traurig, die letzten 120 km zum Fuße des ersten Gletschers bei Dunkelheit zurücklegen zu müssen. Mein Ziel war der Strand in der Nähe des ersten Gletschers (klingt komisch? Erklärung kommt im nächsten Eintrag). Ich wollte noch mal im Auto übernachten. Hier an der Westküste nur einige Dutzend Meter über Normalnull sollten die Temperaturen nachts wieder einigermaßen moderat sein. Außerdem sollte sich die gekaufte Luftmatratze ja rentieren.
Im Endeffekt fuhr ich aber nicht ganz bis an die Küste, sondern fand einen Platz auf halbem Wege, wo schon einige Wohnmobile standen. Ich stellte mich also dazu, machte mir Hühnchenschnitzel, blies die Luftmatratze auf und freute mich auf den nächsten Tag.
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