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28-04: Marlborough
Montagmorgen in Nelson. Meine Sachen sind wieder trocken, nur meine Schuhe sind immer noch feucht, obwohl sie die ganze Nacht am Ofen standen. Für diesen Tag hatte ich wieder nix besonderes vor. Es sollte einfach ein gemütlicher Brückentag werden. Am Morgen bin ich erstmal in Nelson rumgeeiert, habe eine Bank gesucht, wo ich kostenlos von meinem Deutsche Bank Konto abheben kann, und dann die Bank, wo ich die Miete endlich bezahlen konnte. Dann bin ich einfach gemütlich Richtung Picton gefahren. Die Hälfte der Strecke und ein Viertel der Zeit auf einem Motorway, die andere Hälfte der Strecke und die restlichen drei Viertel der Zeit auf dem Queen Charlotte Scenic Drive. Der schlängelt sich über die Berge in einer Weise, die es nicht möglich macht, schneller als 40 zu fahren, und selbst dann muss man dauernd abbremsen um die Kurven zu kriegen. Dafür aber hatte man wunderbare Ausblicke auf den Kenepuru und den Queen Charlotte Sound. Was Sounds sind, hab ich ja schon mal geschrieben. Die Vergesslichen können ja googeln.
Die Gegend dort im Norden der Insel um Picton und Blenheim herum heißt Marlborough und ist extrem zerklüftet. Überall gibt es Buchten, lang gezogene Landzungen und weite Sounds. Ich habe ins entsprechende Fotoalbum eine detailliertere Karte eingefügt. Ich hab lange überlegt, woran mich die Landschaft mit ihren eigenartigen Falten erinnert. Irgendwann ist es mir aufgefallen: Sie sieht so aus wie diese Bärentatzen-Kekse.
Apropos: Mittag habe ich in Anikawa gegessen (aus der Dose). In Anikawa endet der Queen Charlotte Track, ein 72 km langer Wanderweg, der sehr beliebt ist. Ich bin als Verdauungsspaziergang bis zur ersten Bucht gewandert, musste da aber feststellen, dass ich mich nicht gemütlich für ein Nickerchen mal irgendwo hinlegen konnte. Das Gras war feucht, und der „Strand" bestand aus Kieselsteinchen, garniert mit allerlei halb getrockneten Seepflanzen, Muscheln und Mini-Schnecken. Das Mittagsschläfchen fiel also aus. Es war eh schon gegen drei Uhr. Ich bin dann einfach gemütlich im zweiten oder maximal dritten Gang weitergefahren, hab oft angehalten und kam gegen fünf Uhr in dem kleinen, aber sehr netten Ort Picton an.
Picton ist das Tor zur Nordinsel und zu den Sounds. Von hier fahren die einzigen beiden Fähren über die Cook Strait nach Wellington (Nordinsel). Eine von denen würde ich mit Jon gegen Ende der Woche auch nehmen. Noch war es aber nicht soweit. Mein Plan für den nächsten Tag war, so etwas Ähnliches wie in Abel Tasman zu unternehmen. Ich hatte leider keine Zeit, um den kompletten Queen Charlotte Track zu wandern, aber für einen Teil sollte es schon reichen. Ich buchte also wieder ein Schiffchen zum anderen Ende des Tracks, welches mich auch am Ende des Tages wieder aufsammeln sollte. Ich überlegte kurz, ob ich vielleicht ein Mountainbike ausleihen sollte, denn der Track ist auch beliebt bei Mountain-Bikern, entschied mich dann aber dagegen. Das Boot kostete schon genug.
In Picton kam ich im Atlantis-Backpacker unter, einer leider etwas auf die Masse ausgerichtete Unterkunft. Ich wollte eigentlich den kostenlosen integrierten Swimming Pool nutzen, dessen Zustand schreckte mich dann aber ab. Ich wollte mir ja nun doch nicht noch den Trip mit irgendeiner Hautkrankheit oder Haarausfall versauen. Alles in allem war es der zweitmieseste Backpacker, in dem ich übernachtet habe (der mieseste sollte noch folgen). Das könnte vielleicht auch daran gelegen haben, dass er nicht mal annähernd halbvoll belegt war, dass es aber trotzdem eine deutsche Knalltüte mit unangenehmer Stimme gab, welche den ganzen Abend alle möglichen Leute in der Küche mit jeglichen uninteressanten Details seiner Reise zuquatschte und nicht merkte, dass sich seine Gesprächspartner auch in Neuseeland in einem Backpacker befanden, womit die Wahrscheinlichkeit groß war, dass sie recht weit von ihrer Heimat entfernt sind und mit Sicherheit dieselben Erfahrungen machen. Vielleicht war das der Grund, warum sich so gut wie jeder zum DVD-Schauen einfand: um aus der Küche rauszukommen. Ach ja, noch was ziemlich einzigartiges an dem Backpacker: Es gab sogar einen 28-Bed-Dorm. Ich will nicht wissen, wie es da drin zugeht, wenn Hochsaison ist. Um kein Risiko einzugehen, bin ich in ein 4-Bett-Zimmer eingezogen, welches ich in der zweiten Nacht dann sogar für mich alleine hatte. Leider. Dumm gelaufen. Ich bin am Abend noch ein bisschen durch Picton gestreift, auf einen Hügel in der Nähe geklettert und hab mir die Boote im Hafen angeschaut. Früh zu Bett gehen war angesagt, das Boot ging schon 7:45. AM. Ich wollte ja schließlich die 66$ nicht umsonst gezahlt haben. Gute Nacht.
29-04: Queen Charlotte Track
Oh yeah, neuer Rekord: Viertel vor sieben mit einem Lächeln aus dem Bett. Naja, nicht ganz, eher mit getrübtem Blick und Schlaf in den Augen. Motto: Schlafen kann ich auch wann anders. Ein kurzer Blick aus dem Fenster offenbarte: Draußen war es feucht. Gut möglich, dass es auch heute wieder regnen sollte. Meine Regentaktik hatte ich leicht abgeändert. Die Schuhe waren trotz Vollstopfens mit mittlerweile vier Zeitungen immer noch nicht ganz trocken. Deshalb zog ich heute die Sandaletten an. Und die Winterjacke blieb auch im Backpacker, viel zu warm. Geistesgegenwärtig hatte ich mir am Abend vorher noch eine große schwarze Mülltüte besorgt, in die ich drei Löcher machte, und fertig war der Regenmantel. Gemütlich geduscht, gemütlich gefrühstückt, gemütlich Verpflegung für den Tag eingepackt (Stullen, Apfel, Kompottdose, Müsliriegel) und rüber zur Ablegestelle gewandert. Picton ist sehr klein, aber urgemütlich. Es hat einen großen Transithafen, aber der stört nicht, da er etwas abseits liegt, und nicht die komplette Waterfront belegt. Fünf Minuten später war ich auf dem Boot, welches in dem kleinen Yachthafen lag. Mit mir fuhren nur drei weitere Passagiere. Ein älteres Paar aus Australien, welches sich einen eigenen etwas jüngeren Guide geleistet hatte. Da ich die 8 Uhr morgens Tour gebucht hatte, gab es für mich die Option, noch Motuara Island einen Besuch abzustatten. Diese Insel ist sehr klein und liegt am äußersten Ende des Queen Charlotte Sounds. Das „Besondere" an dieser Insel ist, dass es Säugetier-frei, und damit frei von Feinden für die verschiedenen bedrohten Vögel Neuseelands ist. Hier sollten unter anderem Kiwis anzutreffen sein, aber da das ein Nachtvogel ist, machte ich mir keine allzu großen Hoffnungen. Um ehrlich zu sein, ich hab überhaupt nix über die Insel gewusst, dachte mir nur, dass es n nettes Zusatzgimmick ist.
Die Fahrt zu der Insel dauerte rund eine Stunde. Und ich hatte die Insel total überschätzt. Der Skipper verabschiedete mich mit einem etwas schelmischen „you have the whole island for you". Es gab nur einen Weg: von der Anlegestelle zum höchsten Punkt der Insel. Man braucht 15 Minuten hoch und 10 runter, selbst wenn man langsam läuft. Und ich hatte ganze 90 Minuten Zeit bis zum nächsten Boot…
Irgendwelche seltenen Vögel hab ich nicht gesehen (bzw. ich hätt sie eh nicht erkannt), dafür eklige Maden (oder ähnliches) und blaue Minipinguine. Eine halbe Stunde habe ich auf dem Hochstand rumgelungert, die andere beschäftigungslose halbe Stunde wollte ich auf dem Steg verbringen. Aus Langeweile fing ich an, irgendwelche Experimente mit meiner Kamera zu machen. Als ich gerade für das nächste Bild testete, ob ich meinen Kopfstand noch konnte, kam natürlich das Boot zurück. Glücklicherweise saßen keine Passagiere drin, und es war derselbe Skipper. Er weihte mich ein, dass er nur um die Ecke gewartet hat, weil das nächste Boot aus Picton aus Mangel an Passagieren gestrichen wurde.
15 Minuten später war ich am Anfang des Queen Charlotte Tracks: Ship Cove. Hier kam James Cook auf seinen Weltreisen einige Male vorbei. Mein Teilstück des Tracks war nur 15 km lang, einfach in einigen Stunden zu bewältigen. Das Schiff holte mich um drei an meinem Ziel wieder ab. Ich hatte also genug Zeit. Auf der Etappe lagen nur zwei größere Erhebungen, an denen der Matschweg am meisten Probleme bereitete. Es blieb zwar die gesamte Zeit über trocken, obwohl über dem Sound teilweise graue Wolken hangen, aber der Weg war immer noch aufgeweicht. Ich begegnete einigen Mountainbikern, die auch nicht schneller vorankamen als ich, und anscheinend sogar größere Mühe mit dem Weg hatten. Zum Glück hatte ich mir kein Bike ausgeliehen. Irgendwo auf der Hälfte des Weges holte ich dann sogar noch das Paar vom Boot ein, welches die Vogel-Insel-Option nicht wahrgenommen hatte, und stattdessen gleich mit dem Track starteten. Leider gab es nicht wirklich viel zu sehen auf meinem Teilstück, bzw. Abel Tasman stoch es aus. Nichtsdestotrotz lohnt es sich aber.
Irgendwann kurz nach 14 Uhr kam ich dann an meinem Ziel, der Fourneaux Lodge, an. Es handelte sich hierbei um ein kleines gemütliches Gelände mit Ferienhütten, Restaurant und ausgestrecktem Garten, in dem ich mein Mittagessen zu mir nahm, noch etwas im Gras lag, und auf mein Boot wartete. In der Zwischenzeit traf das Australier-Paar ein, die mir von Delfinen erzählt hatten, die sie in einer Bucht gesehen haben sollen. Folglicherweise hielt ich auf der einstündigen Rückfahrt auch nach Delphinen Ausschau… und hatte sogar Glück: Für ungefähr eine halbe Sekunde konnte ich die Rückenflosse eines einzigen Delfins sehen. Guter Vorgeschmack auf den nächsten Tag, denn dafür war was richtig Tolles eingeplant…
Ich verbrachte die Nacht noch mal in dem gleichen Backpacker. Der quiekende Deutsche war immer noch da, die Schuhe waren immer noch etwas feucht.
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