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30-04: Kaikoura
Heute sollte ein toller Tag werden. Ich wollte nach Kaikoura, dem Ort, an und vor dessen Küste man alle möglichen Meerestiere beobachten kann: Wale, Delphine, Albatrosse und Seelöwen waren die interessantesten davon. Warum? Zitat Lonely Planet: „Die Zahl der Meerestiere vor Kaikoura hat ihre Ursache in der Strömung und der Kontinentalverschiebung. Vom Land aus fällt die Kontinentalplatte zunächst allmählich bis auf etwa 90m ab, um dann ziemlich steil auf mehr als 800m Tiefe abzustürzen. Hier treffen warme und kalte Strömungen aufeinander. Und wenn die aus Süden kommende Strömung auf die Kontinentalplatte stößt, verursacht sie einen Aufwärtsstrom, der Nährstoffe vom Meeresboden in die lichtdurchfluteten Meeresschichten bringt."
Seit einiger Zeit schon spielte ich mit dem Gedanken, mal ein Whalewatching (~80$) mitzumachen. Ich hatte auch mit meinem Abel Tasman Bootsführer darüber gesprochen. Der meinte aber, der Nachteil an Whalewatching vom Boot aus sei, dass man meist nicht viel von dem Tier sieht. Es sind vielleicht drei Wale, die ein paar Mal ihren Schwanz in die Höhe strecken und eine Fontäne in die Luft blasen, natürlich trotz allem sehr beeindruckend. Die Alternative dazu war, mit einem Flugzeug auf Walausschau zu gehen, was ungefähr genauso viel kostet, aber nur eine halbe anstatt zweieinhalb Stunden dauert. Er empfiehl mir aber mehr das Dolphin Swimming, auch möglich in Kaikoura. Hier fährt man mit dem Boot aufs offene Meer, bis man einen Delphinschwarm gefunden hat, und wird dann mittendrin abgesetzt. Nachdem er mir den Mund wässrig gemacht hatte, entschied ich mich also für das Dolphin Swimming, wofür man natürlich etwas mehr auf den Tisch legen muss (130$). Da ich auf meiner Reise aber oft den Empfehlungen anderer gefolgt bin, und damit immer Erfolg hatte, vertraute ich auch diesmal auf eine entsprechende Gegenleistung.
Mein Plan war also, an der zweiten der zwei täglichen Touren (8.30 und 12.30) teilzunehmen. Dazu musste ich natürlich pünktlich in Kaikoura ankommen. Es war das erste Mal, dass ich mit meiner Karre eine Deadline hatte. Ich rechnete für die 160 Kilometer drei Stunden ein (80 km/h + Stops + Verzögerungen). Bevor ich abfuhr, rief ich aber noch bei der entsprechenden Ausflugsgesellschaft an (Encounter Kaikoura) um mir einen Platz zu reservieren. Aber die Dame am Telefon meinte, das bereits alles ausgebucht sei. Ich könnte mir einen Platz auf der Warteliste sichern. Ich reservierte mir außerdem einen Platz für simples Dolphin Watching (davon war noch was da, aber natürlich bei weitem nicht so spannend) und begab mich auf die Fahrt nach Kaikoura, für die ich tatsächlich runde drei Stunden brauchte. Ich begab mich direkt zum Schalter, wo ich natürlich eine Absage erhielt. Ich könnte aber einen der freien Plätze bei der Tour am nächsten Morgen reservieren, was ich nach kurzer Überlegung und spontaner Entscheidung zur Verlängerung meines Aufenthaltes in Kaikoura auch machte.
Nun hatte ich also einen ganzen Nachmittag Zeit in Kaikoura. Kaikoura selbst ist eine Stadt von vielleicht 1000 Einwohnern, mit eigentlich nur einer Straße, die sich die Küste entlang erstreckt. Das Sehenswerte spielt sich auf und in dem Meer vor Kaikoura ab, die Stadt selber hat nicht so viel zu bieten. Allerdings lag sie in der Nähe einer recht interessant geformten Halbinsel. Ich brauchte nicht lange, um mir einen Überblick zu verschaffen und einen guten Backpacker zu finden. Das Zimmer war ziemlich klein für fünf Leute, aber man verbringt da ja eh nicht soviel Zeit drin. An der Rezeption erfuhr ich, dass man sich kostenlos Fahrräder ausleihen kann, was sofort nutzte. Ich wollte zu der Halbinsel fahren, mir die Seelöwen dort anschauen und vielleicht baden gehen, denn das Wetter war gut und die Sonne lachte vom blauen Himmel.
Es gab fünf Fahrräder zur Auswahl. Zwei davon hatten Platten, eins hatte eine so rostige Kette, dass ich Angst hatte, ich würde sie beim ersten Antritt zu Staub zersprengen (mein Vater weiß, wozu ich fähig bin). Die Auswahl für zwischen den letzten beiden viel auch nicht schwer: Beide hatten nur einen Gang und keine Vorderbremse. Ich entschied mich für das hübschere und machte mich auf zum Parkplatz bei der Halbinsel, vielleicht fünf Kilometer entfernt. Der lag direkt am Meer, und keine zehn Meter entfernt lag auch schon ein dicker Seelöwe. Die Küste war generell felsig und sah eher ungeeignet zum Baden aus. Außerdem hat man ja doch Angst, dass ein Seelöwe einen für einen Fisch hält, besonders wenn man so geschmeidig durchs Wasser gleitet wie ich ;) . Ich machte also eine Wanderung die Küste der Halbinsel entlang. Das Fahrrad blieb am Parkplatz. Es gab einen Weg oben herum (Steilküste) und eine am Wasser. Von oben konnte man weiter draußen überall Seelöwen rumliegen sehen: Dutzende, vielleicht sogar Hunderte. Der Weg unten herum war nicht wirklich als Weg gedacht. Man musste das erste Drittel über glitschige Felsen laufen. Vollends damit beschäftigt, nicht böse hinzufallen, stolperte ich fast über einen Seelöwen. Ich bemerkte ihn erst, als ich tiefes Schnauben hörte, ähnlich wie es ein Pferd manchmal macht. Als ich mich daraufhin umschaute, konnte ich in einem Umkreis von 20 Metern ungefähr ein Dutzend Seelöwen zählen, einige hatten sich aufgerichtet und schauten mir tief in die Augen. Ich erinnerte mich an verschiedene Sachen, die ich auf meiner Reise gehört hatte, und trat auf Zehenspitzen den Rückzug an. Angeblich sind die Dinger ja schneller als man selbst, auch wenn sie eher tollpatschig aussahen. Ich wollte es nicht austesten, und machte einen möglichst großen Bogen um sie. In der Zwischenzeit übersah ich, dass graue Wolken aufgezogen waren. Kurz darauf fing es an zu schütten. Ich packte alle Sachen in meinen Rucksack, behielt nur Badehose und T-Shirt an und rannte zurück zum Parkplatz, wo ich halb durchnässt ankam. Es sah nicht so aus, als ob es bald aufhören würde, so dass ich mein schutzblechloses Fahrrad nahm und durch den Regen zurück zur Unterkunft raste, wo ich komplett durchnässt ankam.
Zum Abendessen ging ich mit Sonia aus meinem Zimmer in ein Restaurant, mein erstes nicht selbst zubereitetes Essen (die Abel-Tasman-Wedges ausgeschlossen) seit 10 Tagen. Sie hatte für den nächsten Tag die 12:30 Tour gebucht (schade) und wir freuten uns auf das Erlebnis am nächsten Tag.
01-05: Encounter Dolphins & Hanmer Springs
Vereinzelte Wolken hingen am Himmel, als ich mich morgens Viertel nach Acht beim Treffpunkt einfand. Die Gruppe von zwölf Tourteilnehmern wurde nach dem Beherrschen des Schwimmens eingeteilt, wovon ich aber während der Tour nix bemerkte. Wir alle bekamen eine Wetsuit, welche uns helfen sollte, während der Tour warm zu bleiben. Sie war außerdem buoayant, d.h. man kann nicht untergehen, selbst wenn man sich anstrengt (Auftrieb). Dazu kamen Flossen, Schwimmbrille und Schnorchel. Voll ausgerüstet und bereits umgezogen bekamen wir noch einen Film als Einführung zu sehen, der uns erzählte, was wir tun und lassen sollten. Zu den Verboten zählte u. a. das Berühren der Delphine. Das Delphin-Reiten fiel damit also schon mal komplett aus. Man sollte die Meeressäuger so wenig wie möglich in ihrer natürlichen Umgebung stören.
Wir wurden dann in einen Bus verladen und auf die Südseite der am vorigen Tag bewanderten Halbinsel gebracht. Dort stand bereits das Boot bereit, welches uns raus aufs Meer fuhr. Es dauerte keine 20 Minuten, bis wir einen Delphinschwarm gefunden hatten. Und der bestand aus hunderten Delphinen. Wir wurden drei Mal vor ihm abgesetzt und glücklicherweise auch drei Mal wieder aufgenommen, wenn der Schwarm vorbei war. Es war super. Man merkte überhaupt nichts von dem kalten Meereswasser. Meine Schwimmbrille hielt dicht, ich schluckte kein Salzwasser durch meinen Schnorchel und ich sah eine Menge Delphine. Die Gruppenleiter hatten uns gesagt, dass nicht die Delphine uns unterhalten sollen, sondern wir die Delphine. Dann bleiben sie auch in unserer Nähe. Um das zu Erreichen, sollten wir uns verhalten wie Delphine. Dazu zählte, dass man nicht mit den Armen wedelte und lustige Töne machte.
Ich merkte nicht so viel von der Wirkung des nachgemachten Delphinkicherns, aber es war auf jeden Fall lustig anzuschauen und anzuhören, wie zwölf Leute auf dem Bauch mit Kopf nach unten durchs Wasser schwammen, und komische Töne von sich gaben. Die Delphine waren überall um uns. Das Wasser war nicht sooo klar,aber es reichte aus, um gute fünf Meter weit schauen zu können. Und in diesem Radius befanden sich oft zehn Delphine. Die umkreisten einen, und wenn man mitkreiste, wurden sie schneller. Hört sich vielleicht langweilig an, macht aber ein absolutes Gaudi. Die Fische waren so nah, dass man alle möglichen Details sehen konnte, inklusive Narben usw. Ich glaub, der absolute Höhepunkt war, als ich mal aufschaute, und sah, wie ein Delphin fünf Meter entfernt einen Rückwärtssalto machte, kurz bevor ein Albatross mit unglaublicher Spannweite zwei Meter über mich flog. Top Experience! Ich hätte wohl doch eine wasserdichte Einwegkamera für zusätzliche 25$ kaufen sollen. Nächstes Mal. Die drei Stunden Bootsfahrt gingen im Nu vorbei.
Nach dem Mittagessen überlegte ich, wie ich den restlichen Tag verbringen sollte. Bis Christchurch, wo ich am Abend meinen Mitbewohner Jon vom Flughafen abholen sollte,waren es noch 130 Kilometer. Nach dem Bad im Meer hatte ich aber Lust auf ein heißes Bad. Dafür boten sich die Thermal Pools von Hanmer Springs an, welche mit heißem Quellwasser temperiert sind. Hanmer Springs lag etwas im Landesinneren, was einen Umweg von 70 Kilometern bedeuten würde, aber hey, die nahm ich gerne in Kauf.
Die Thermal Pools bestanden aus vielen kleinen Pools, welche Temperaturen von 28 - 42°C hatten. Ich fing bei dem kältesten an und arbeitete mich weiter hoch. Bei 38°C erlebte ich eine Überraschung. Ich dachte, kann ja eigentlich nicht sein, wäre ein Riesenzufall, aber inmitten des Pools saß tatsächlich Stella, das niederländische Mädel, welches ich in Queenstown getroffen hatte. Sie hatte die Tour über den Süden der Insel gemacht, ich war nach Norden weg, und nach eineinhalb Wochen trifft man sich in der Mitte wieder. Was es nicht alles gibt. 39°C war übrigens die angenehmste Temperatur. Nicht zu kalt, nicht zu warm.
Irgendwann machte ich mich dann auf nach Christchurch um Jon aufzusammeln. Wir hatten keine Unterkunft gebucht, und mussten leider feststellen, dass man das in Christchurch (anders als beim Rest der Südinsel) trotz der Jahreszeit schon machen sollte. Wir verbrachten den halben Abend damit, eine gute Unterkunft zu finden, womit wir eher versagten, so dass wir schließlich im Base Backpackers unterkamen, der nun wirklich schlimmsten Unterkunft, die ich auf meinem Trip erlebte. Dreckig und laut. Wenn man auf Party steht, ist man dort richtig, wenn man aber schlafen und seine Ruhe haben will, sollte man den Laden eher meiden.
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