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25-04: Is that the rainy coast?
Freitag. Ich hatte es nicht geschafft, am Donnerstag so wie jede Woche meine Miete zu zahlen… weil ich keine Filiale der Bank gefunden hab, wo ich das Geld deponieren könnte. Ich habe keinen Bank Account bei einer neuseeländischen Bank, allerdings kann ich bei Westpac kostenlos Geld von meinem Deutsche Bank-Konto abheben. Eine Überweisung allerdings würde jedes Mal Gebühren von alleine 25$ Kosten, damit das Geld überhaupt in Neuseeland ankommt. Wie viel es kostet, dass das Geld Deutschland verlässt, hat mich dann schon gar nicht mehr interessiert. Also zahle ich meine Miete immer folgendermaßen: Geld abheben bei Westpac und um die Ecke zur ANZ Bank gehen und das Geld wieder einzahlen. Dummerweise gibt es aber auf der Südinsel nicht an jeder Ecke eine ANZ Filiale. Laut Internet gibt es aber zumindest eine in Hokitika, dem Ort, wo ich die Nacht verbracht habe. Auch eine andere Sache hatte ich übersehen: Diesen Freitag war Anzac-Day, neuseeländischer Nationalfeiertag. Und das wiederum hieß soviel wie, die Miete muss bis Montag warten, denn samstags haben neuseeländische Banken sowieso nicht auf.
Was ist der Anzac-Day? ANZAC ist die Abkürzung für Australian and New Zealand Army Corps. Wie ich ja schon geschrieben habe, hat Neuseeland eine ziemlich kriegerische Geschichte. Am Anzac-Day wird den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges gedacht. Es ist der Jahrestag der Schlacht von Gallipolli, als die Anzac-Truppen im ersten Weltkrieg vernichtend geschlagen wurden. Ich war früh genug aufgestanden, um einiges von den Feierlichkeiten mitzuerleben, sofern man in dem kleinen Ort Hokitika viel erleben kann: Eine Parade der örtlichen Pfadfinder, die krümelweise Ankunft der Kapelle und die letzte Probe für eine weitere Parade hinter dem Ortskino, in dem dann die richtige Zeremonie stattfinden sollte. Alle hatten diese roten Papierblumen, die von alten Damen in der letzten Woche in fast jedem Supermarkt verkauft wurden, am Hemd stecken. Alle Altgedienten marschierten in ihren Uniformen und mit Orden auf. Viel war dann nicht mehr zu sehen, da so gut wie alle in diesem Kino verschwanden. Ich suchte noch den Subaru Dealer auf, der in Hokitika ansässig war. Und der war sogar in seinem Laden, trotz Nationalfeiertag. Er meinte, er kann sich das Auto nicht wirklich vorknöpfen da seine beiden Mechaniker frei hatten: „One of my mechanics went south shooting ducks. And the other one went north… shooting ducks." Er empfahl mir aber einen Mechanic nicht weit von Hokitika, zu dem ich auch prompt fuhr. Der hatte aber schon so viel zu viel zu tun, vor Montag würde mein Auto nicht an die Reihe kommen. Tsia, ich verabschiedete mich mit: „Don't work too hard" worauf er antwortete: „I'm trying not to work at all". Meine Schlussfolgerung des Ganzen war, dass ich es erst wieder in Christchurch versuchen würde, eine Woche später.
Es war noch früh am Tag und ich machte mich auf die Socken. Das Wetter war wieder perfekt, nicht eine Wolke am Himmel. Die Westküste ist ja die regenreichste Gegend von Neuseeland, aber ich hatte nicht einen Tropfen bisher gesehen. Einzige Stationen auf meiner heutigen Route waren die Pancake Rocks, eine Seelöwenkolonie und ein Strand um zu entspannen.
Die Pancake Rocks sind folgendermaßen entstanden: Über weiß ich wie viel Millionen Jahre haben sich abwechselnd harte und weiche Sedimentschichten im Meer abgelagert, und nun erodieren die halt unterschiedlich. Ergebnis ist diese eigenartige Form, die der hungrige Namensgeber als pfannkuchenartig definiert hat. Die Felsen waren schon einen Stop wert, aber nicht soooo spektakulär. Ich folgte der Küste weiter Richtung Norden bis nach Westport. Es hätte viele alte Goldgräberstädte zu besichtigen gegeben, allerdings war ich da nicht so interessiert dran. Vielmehr wollte ich mich endlich am Strand langlegen. Übrigens hatte ich ein gutes Mittelchen in einem kleinen Ort gegen die Sandflys erstanden. Altes Rezept, streng geheim. Somit konnten mir auch diese Viecher nicht mehr mein Sonnenbad vermiesen. Ein paar Kilometer von der noch schnell mitgenommenen Seelöwenkolonie entfernt gab es dann auch den perfekten Strand. Weißer Sand, tolle Wellen, Surfer, Sonne, alles da.
Als Nachtlager hatte ich einen kleinen Ort namens Murchison gewählt. Er liegt auf halben Weg zwischen Westcoast und „Northcoast" im Landesinneren auf ca. 700m Höhe. Der Backpacker hieß Lazy Cow. Nice. Ich brauchte unbedingt eine gute Rasur, meine Sachen mussten gewaschen werden und ich brauchte sowieso eine gute Dusche nach dem Bad in der Tasman Sea. Das Salz krümelte überall. Kurzum: Alles war dreckig.
Es stellte sich heraus, dass diese Unterkunft so ziemlich das Gemütlichste war, was ich in Neuseeland erlebt habe. Draußen war es kalt und feucht, innen warm und gemütlich. Es gab nur einen Aufenthaltsraum mit angeschlossener Küche und insgesamt 12 Betten. Es war also klein und fein. Der Kamin brutzelte. Eine Laundry gab es nicht, aber im Dorf fand ich eine tpyische Waschküche mit Automaten etc. Murchison selber war so was von laid back, unglaublich. Eine Hauptstraße, eine Nebenstraße und das wars. Eine Kneipe, in der der Freitagabend gefeiert wurde. Eine Bikercrew, die dort abstieg und was trank, am Straßenrand ihre Bikes knattern ließ und rauchte. Ein Restaurant, urig wie nix. Ein kleiner Supermarkt, der das nötigste hatte. Eine Tanke, die nicht lange nach dem Supermarkt zu machte.
Von den 12 Betten waren nur fünf belegt: Drei deutsche Mädels und ein UK-Girl namens Sian, eine weitere Weltreisende (Weltreise wie in: Ich toure ein Jahr lang durch mehr als ein Dutzend Länder und mache nix anderes als Urlaub. Das ist eine andere Weltreise als meine), die Geschichten erzählte und Pläne hatte, von denen man nur träumen kann. Bereits die zweite Weltreise im Alter von 23 Jahren. Wie geht so was? Ihre nächsten Stationen sind: Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, … Was soll man dazu sagen. Dagegen musste ihr meine Tour winzig vorkommen. Ich freue mich immer noch über jeden Tag, den ich hier auf der anderen Seite der Welt verbringe.
Sie empfahl mir den Abel Tasman Park, den Nationalpark an der Nordküste, der mein Ziel für den nächsten Tag werden sollte.
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