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17-04: Der Autokauf
Ok, ich schreib das hier in Deutsch, weil es einfach mal zuviel ist und mir viel zu lange dauert, wenn ich es in Englisch schreibe. Es wäre sicher eine großartige Übung, aber ich finde so schon kaum Zeit zum Schreiben.
Mein Abflug auf die Südinsel sollte an einem Dienstag sein. Den Flug hatte ich kurzfristig am Sonntagabend vorher gebucht. Er hat mich trotzdem nur 70 $ (35€) gekostet. Den Dienstag verbrachte hauptsächlich damit, meine Sachen zu packen, bis mein Zimmer wieder fast leer war. Ich war noch mal kurz in der Uni um ausgeborgte Sachen zurückzugeben und habe meinen Flatmates gesagt, was sie machen sollen, falls dieses oder jenes passiert. Außerdem habe ich noch einen neuen Reifen für Jon's Karrebesorgt. Wir hatten einen Deal: Ich besorge einen neuen Reifen, wenn er mich zum Flughafen fährt. Der Flug selber ging um 18:00 und dauerte nur 80 Minuten. Ich hatte wieder einen Fensterplatz und konnte wieder nix sehen, da sich ein Wolkenteppich bis zum Horizont erstreckte. Gegen halb acht kam ich dann in Christchurch an, nahm den Bus ins City Centre und checkte bei meinem Hostel ein. Ein paar Minuten später war ich auch schon wieder draußen und machte einen Spaziergang durch das Centre. Das war zwar ganz schön, aber nicht wirklich spannend. Es war ruhig und klein. Viele Touristen und Backpacker stromerten umher, aber nirgendwo war es wirklich lebendig. Da ich so gut wie nix zu essen aus Auckland mitgebracht hatte, entschied ich mich dann ziemlich schnell Burger King einen Besuch abzustatten. Ich überschätzte mal wieder meinen Hunger und nahm einen Burger zum Frühstück mit ins Hostel. Ich ging ein bisschen nervös zu Bett, da ich am nächsten Tag ein Auto kaufen wollte, dummerweise aber nicht wirklich groß Ahnung von Ihnen hatte. Ich wollte nicht übers Ohr gehauen werden. Zum Glück hatte mein Vater mir die wichtigsten Sachen aufgeschrieben, auf die man achten sollte, wofür ich wirklich dankbar war.
Am nächsten Tag verputzte ich den Burger, bevor ich mich auf den Weg machte um mir ein paar Autos anzuschauen. Es gab zwei kleine Backpacker-Märkte in der Stadt, die ich abklapperte, wobei die Auswahl nicht zu groß war. Ich wollte eigentlich nicht mehr als 1500$ ausgeben, was die Auswahl schon ziemlich eingrenzte. Von km-Zahlen unter 150000 war sowieso weit und breit nix zu sehen, der Durchschnitt lag bei über 200000 km. Am Nachmittag entschied ich mich einem Subaru Legacy Station Wagon (Kombi) von 1993 eine Chance zu geben. Der Preis lag bei 1400$ und er hatte 220000km runter. Bei der Testfahrt reagierte er so, wie ich es wollte. Er lenkte, bremste und beschleunigte ohne Verzögerungen, hielt die Spur, spuckte keine schwarzen Abgase und stotterte nicht. Die Karosserie hatte leichte Beulen und Kratzer und die Radioantenne war gebrochen, aber das interessierte mich nun wirklich nicht. Alles in allem machte er einen guten Eindruck, auch wenn ich ihn nicht ausfahren konnte, weil ich dazu 15 km aus der Stadt hätte rausfahren müssen. Ich ließ also einen Legal Check machen (25$) und danach noch einen Mechanical Check (100$). Der Mechaniker erzählte mir größtenteils Sachen, die ich schon selbst rausgefunden hatte. Neu war folgendes: Der Wagen hatte ein winziges Ölleck, am rechten Vorderreifen war ein Art Gummidichtung gebrochen (für Austausch 100$), und die Hinterbremsen reichten nur noch für 10000 km (für Austausch 100$). Alles aber seiner Meinung nach nicht so dringend. Ich kehrte dann mit dem Auto zum Market zurück, ziemlich unsicher was ich denn nun machen sollte. Es war schon früher Abend. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass irgendwas mit dem Auto faul war. Der Preis war niedrig im Vergleich zum anderen Angeboten. Es war die alte Bredoullie: Umso älter das Ware, umso niedriger der Preis, aber umso höher das Risiko. Andererseits wollte ich eigentlich nicht noch weitere Tage damit verbringen, mir Autos anzuschauen. Außerdem war auch ein anderer Interessent zur Stelle. Es war also eine gewisse Drucksituation vorhanden. Nach 15 Minuten Überlegen war ich im Prinzip aber soweit, doch nach anderen Autos zu suchen. Dann stand ich fünf Minuten vor der Tür, und entschied mich doch wieder um. Nun wollte ich das Auto doch haben. Ich ging also zur Bank, um das Geld abzuheben, bekam aber nicht die vollen 1400$ an einem Tag. Ich hob also nur die Hälfte ab und ging zurück, um Bescheid zu sagen, dass ich erst am folgenden Tag zahle. Danach beschlichen mich wieder Zweifel und ich setzte mich eine volle Stunde auf eine Bank, um das Ganze noch mal zu überdenken, und mich im Endeffekt in eine „Was solls"-Stimmung zu bringen. Wenn ich Pech habe, hab ich halt Pech. So perfekt, wie alles bisher abgelaufen war, vertraute ich einfach weiter auf mein Glück (wobei ich aber die Vernunft nicht außer Acht ließ). Nervös wie am Abend zuvor ging ich zu Bett.
Am nächsten Tag dachte ich nicht mehr viel über den Autokauf nach. Es wollten mich wieder leise Zweifel beschleichen, die ich nun aber einfach unterdrückte. 1400$ sind nun auch nicht soviel. Sollte die Karre zusammenbrechen, dann würde ich mir für die zwei Wochen Südinsel-Trip ein Auto mieten, und dann halt keins in Auckland haben. Das wäre halt Pech. Damit müsste ich leben. Ich kaufte also das Auto, ließ es auf meinen Namen registrieren (30$), schloss einen Deal für Roadside Breakdown Service ab (40$) und erstand eine Third-Party-Versicherung incl. Fire&Theft (250$ für 6 Monate). Nachdem das alles über die Bühne gegangen war, und die Entscheidung gefallen, war auch die Nervosität wie weggeblasen und ich freute mich über meine frisch gewonnene Mobilität. Ich kaufte mir alle nötigen Sachen: Fressalien, Campingkocher (für billige Mittagessen), Neuseeland-Map, wasserdichte Hose, Toaster, Anit-Sandfly-Zeug, Instant-BBQ, Kopfkissen, Taschenlampe, CD-Rohlinge (der CD-Player im Auto funktionierte), Feuerholz, Tickets für das Ober-Rugby-Match in Christchurch zwei Wochen später, Benzin, Pfanne, Kochtopf. Als ich endlich ausgerüstet war, ging es schon auf Abend zu und die Dämmerung brach ein. Gegen sechs Uhr verließ ich dann Christchurch Richtung Südwesten.
Viel war erstmal nicht zu sehen, da es schon dunkel war. Ich fuhr gut eine Stunde, davon vielleicht 20 Minuten bei einer Geschwindigkeit von 100. Dann passierte es: Das Check Engine-Light im Armaturenbrett leuchtete auf… Ich glaube nicht, dass ich blass geworden bin, aber um ehrlich zu sein: es war ein ziemlicher Schock. Ich bin die ganze Zeit äußerst aufmerksam gefahren, immer damit rechnend, dass mir irgendwas auffällt, was mit dem Auto nicht in Ordnung ist. Aber dass es gleich die Engine ist, hat mich doch umgehauen. Mir gingen blitzartig meine Optionen durch den Kopf, aber ebenso blitzartig entschied ich mich dafür nicht umzukehren, und auszutesten, wann das Signal aufleuchtet, und erstmal rauszufinden, was es mir denn eigentlich sagen will. Das Manual half mir da nicht viel weiter, außer, dass irgendwas mit der Regelung des Motors halt nicht so läuft wie es sollte und ich doch so schnell wie möglich eine Werkstatt aufsuchen sollte. Nachdem ich eine Weile am Straßenrand gestanden hatte, fuhr ich dann weiter. Das Licht war aus. Ich fuhr keine 100 mehr, sondern nur noch 80. Das Licht sollte an diesem Abend nicht mehr angehen. Toll war das Gefühl aber nicht. Das Abenteuer Auto sollte mich noch etwas beschäftigen.
Gegen acht sah ich bei Windwhistle (toller Ortsname) am Straßenrand ein Campingplatz-Schild auftauchen und entschied, nicht weiterzufahren und im Auto zu übernachten. Der Platzwart kassierte 6$, und ich fuhr meinen Wagen in eine windstille Ecke. Zum Abendessen gab es gebratenes Chicken. Es war kühler als ich dachte, aber nicht wirklich kalt. Satt und müde klappte ich den Hintersitz runter und streckte mich im Laderaum aus. Das Auto hatte meine Freude etwas getrübt, aber das Essen und die Landschaft um den Campingplatz (siehe Fotos) machten das erstmal vergessen. Ich war gespannt auf den folgenden Tag.
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