Profile
Blog
Photos
Videos
Donnerstag,23.02.: Eine preislich ungerechtfertigte Angelegenheit war diese Busfahrt allemal. Hatte ich auf der Hinfahrt ein 'Semi-Cama' mit einer Mahlzeit, waren beim jetzigen 'Cama' mit drei Mahlzeiten die Ansprüche selbstverständlich gestiegen, wurden hingegen der Erwartung in aller Hinsicht enttäuscht. Die zwei gezeigten Filme waren Abfall (bei der Hinfahrt wurden 'The Social Network', 'Fluch der Karibik 4', 'The Bucket List' [ein empfehlenswerter Film! Deutscher Titel: Das Beste kommt zum Schluss] und ein weiterer Film gespielt), das Essen stand den Filmen in nichts nach, als eine Mahlzeit wurde das Herumreichen von winzigen Pralinen gezählt, die nicht wesentlich größer waren, als ein Daumennagel. Das Frühstück am nächsten Morgen war spärlich, zum Kaffee gab es Milchpulver, das Brötchen war ein Zwieback und die Marmelade war undefinierbares Gelee. Nur gut, dass ich mich von solchen Kleinigkeiten nicht mehr stören lasse, in Hamburg hätte ich erst mal den Herrn Geschäftsführer am Apparat verlangt und tadelnde Worte gesprochen. Nach fast 1300 Kilometern südlicher Fahrt, kam ich am Retiro Bahnhof an, nahm den Bus und fuhr in mein bereits drittes Hostel in Buenos Aires, denn ein preislich unschlagbares für ganze 6 Euro hatte ich ausfindig machen können. Vor Ort checkte ich ein, befand die Unterkunft für akzeptabel und lief eine halbe Stunde die 'Avenida 9 de Julio' hinunter, denn ich wollte mein Glück versuchen und in meiner letzten Bleibe nach dem iPod suchen. Natürlich hatte hier niemand was gesehen oder gehört, und so machte ich mich mit langer Miene auf, um von mir unentdeckte Bereiche der Stadt abzuklappern. An vielen Monumenten und kleinen Parks vorbei, kam ich zum 'Congreso Nacional', einem sehr mächtigen Bauwerk. Da ich ab heute bezüglich des Kochens auf mich allein gestellt war, zog es mich in den nächsten Supermarkt, in dem ich angeekelt feststellen musste, dass ganze Schweineköpfe, mit samt Ohren, Augen usw., verkauft werden. Zwei köstliche Äpfel, eine Zwiebel, Tomaten, Eier und ein halbes Hühnchen kamen in den Einkaufskorb. Reis hatte ich bereits in einer kleinen Tüte, denn das Kilo, welches ich mit Eduardo in Puerto Iguazu gekauft hatte, teilten wir am letzten Tag auf. Am Abend dann ging es mit dem Messer ans Hühnchen, dass ich erstmal komplett zerlegt habe und nicht nochmal mache, bevor meine Mutter mir zeigt, wie das geht. Was für eine Fummel-Arbeit! Vor Allem, wenn man mit einem stumpfen Brotmesser zu Werke geht, denn mein gutes Schweizer Taschenmesser wollte ich hier nicht verunreinigen. Zum Kochen verfügte ich über einen Gas-Herd, der nicht so recht wollte und ich meinen Reis somit erst nach mehreren Ewigkeiten auftischen konnte. Dass ich nicht der beste Koch bin, ist mir bewusst, doch auch ein Tim Mälzer hätte hier unter diesen Umständen keinen goldenen Kochlöffel einsacken können... In meinem Zimmer lernte ich den dicken Koch Victor kennen, ein Brasilianer meines Alters (endlich), mit dem ich mich über unsere jeweiligen Reisepläne austauschte. Mir blieben noch fünf Tage in dieser Stadt, ich hatte das Meiste schon gesehen und nur wenig auf der Liste, um mir meine Restzeit sinnvoll zu füllen. Daher spielte ich mit dem Gedanken, meinen Weiterflug nach Rio de Janeiro um einige Tage vorzuverlegen. Ich hoffe, es gibt eine Möglichkeit und gleich morgen früh werde ich mich darum kümmern.
- comments