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Mittwoch,22.02.: Unseren Tagesplan erstellten wir bereits gestern mit der Festlegung der Weiterfahrten. Mein Bus fuhr um 17 Uhr, bis 15 Uhr wollten wir aus dem Nationalpark der Wasserfälle zurück im Hostel 'Che Lagarto' sein. Zu meinem allergrößten Entsetzen bemerkte ich heute morgen beim endgültigen Zusammenpacken unserer Rucksäcke, dass mein iPod fehlte. Auch nach langer Suche in all meinen Taschen und in meinem Reisegepäck fand ich nichts. Am letzten Abend in Buenos Aires hatte ich ihn aufgeladen und weiß auch ganz genau, dass ich das Ding mit dem Apfel von der Steckdose genommen habe. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten: 1. Ich habe den iPod in der Hauptstadt auf einem der Nebenbetten liegen lassen. 2. Während der Busfahrt hierher bin ich im Dunkeln an meinem Rucksack gewesen, um meine Zahnbürste herauszufischen, hierbei kann das Gerät herausgefallen sein. 3. Während der Busfahrt oder im Hostel wurde ich beklaut. Ich persönlich vermute, dass Fall 1 den Tatsachen entspricht und ärgere mich von nun an schwarz, denn ab jetzt würde ich fast vier Monate ohne eigene Musik reisen, die 120 Lieder auf meinem Netbook sind da kein großer Trost, denn es sind Lieder von 2010 und älter, die ich schon nicht mehr hören mag. Etliche Beleidigungen gegen die Wand und die geballte Faust in die Luft waren ein kleines Ventil, um mich zu akklimatisieren. Nachdem wir dann endlich loskamen, blieben uns ab Ankunft knappe viereinhalb Stunden. Wir nahmen den Bus vom Terminal und fuhren 30 Minuten, bis wir an die Grenzen des Parkes kamen. Schlappe 100 Pesos durfte ich blechen, meiner Meinung nach leicht überteuert, wenn man auf den Preistafeln sieht, dass einige Südamerikaner mit der Hälfte oder etwa ¾ des Preises zur Kasse gebeten werden. Eduardo war ausgefuchst genug, um sich als Venezolaner auszugeben, denn auch diese waren mit 70 Pesos besser dran (Preisnachlass gab es für Kolumbien nicht und schon gar nicht für die USA). Im Park nahmen wir dann eine Bimmelbahn, die uns zwei Stationen weiter am 'Garganta del Diablo' - „Teufelsschlund", dem gewaltigsten der hier zu findenden Wasserfälle. Ein Weg über mehrere kleine Stahlbrücken von einem Kilometer Länge lag zwischen der Station und der Plattform, von der aus wir aufgrund der Wetterbedingungen nicht die bestmögliche, aber dennoch eine spektakuläre Aussicht hatten. Der Wind wirbelte kräftig mit, als die Gischt unten aufschlug. Und so kam es, dass man hätte glauben können, es regne, denn Wasser kam tatsächlich von oben auf uns herunter und binnen weniger Momente waren alle Schaulustige klitschnass. In einer Videoaufnahme ließ ich mir entlocken, dass es zwar nass, aber „okay" sei. Ich hatte auf solche Umstände spekuliert und meine hauchdünne Regenjacke dabei, die ich in den ersten Minuten jedoch nicht ganz bis oben hin zumachte, weshalb ich später mit nasser Brust weiterzog. Der tosende Lärm des „Teufels" und die umliegenden Wasserfälle waren wundervoll, lassen sie die Kraft und Gewalt der Natur sehr gut zur Geltung kommen. Mit dem Zug ging es zur ersten Station, wo wir gleich auf einige umher laufende Tiere und bunte Vögel trafen. Aus den Wipfeln vernahmen wir den Singsang und gingen unter den dichtbewachsenen Baumkronen unseres Weges zu einer der nächsten von vielen Aussichtsplattformen. Auf einer Länge von beinahe 3 Kilometern erstrecken sich die Wasserfälle, vom höchsten Punkt aus schlägt das Wasser mehr als 80 Meter in die Tiefe. Fast 300 große und kleine Wasserfälle findet man auf der gesamten Fläche des Parkes, die meisten davon auf Argentinischer Seite. Ein in jedem Falle lohnenswerter Trip bis hierher, wer die Möglichkeit hat, dieses Wunder der Natur zu bestaunen, sollte sie nutzen. Mir hat es sehr gefallen! Viele schöne und beeindruckende Momente verstrichen, bis wir nach einigen Stunden trocknend den Park verließen und uns in Richtung Herberge machten und dort ein letztes gemeinsames, mit viel Liebe zubereitetes Mahl zu uns nahmen. Ich habe bislang noch gar nicht erwähnt, dass Eduardo ein großes Problem mit der Koordination hat, Straßennamen vergisst und auch Hausnummern nur schwer zuordnen kann. Schon in Buenos Aires wollte er mir gelegentlich weismachen, dass wir weit mehr als fünf Blocks früher hätten abbiegen müssen und nun verloren seien. Da ich von solch schwerem Leid nicht betroffen bin, führte ich uns jedoch immer wieder ans Ziel. Eine zum kaputtlachende Angelegenheit in Puerto Iguazu war folgende: Bevor wir am Busterminal in den Shuttle zum Nationalpark gestiegen sind, bemerkte der amerikanische Kolumbianer, dass er sein Wasser im Kühlschrank vergessen hatte. Er versprach mir, sich zu beeilen, damit ich ihn loslaufen lasse und wir keinen Bus verpassen. Rechtzeitig kam Eduardo nach etwas weniger als zehn Minuten zurück und keuchte, da er wirklich gerannt war, sogar bis um die Ecke, wo ich Platz genommen hatte. Als ich keine Wasserflasche in seiner Hand sah, fragte ich staunend, was denn passiert sei. „f*** man, I got lost!", war seine prompte Antwort. Ausgiebigstes Gelächter meinerseits. Und auch später bei der Rückkehr war er sich des Weges nicht sicher, obwohl die Route lediglich ein Stück geradeaus und zweimal links abbiegen beinhaltete. Als es dann wenig später schon der Abschied anstand, hatten wir beide noch nette Worte füreinander übrig und freuten und sehr über diese Bekanntschaft, die über die Tage zur Freundschaft wurde. Ich sah seinen Bus zuerst abfahren, zur Grenze nach Brasilien, und wusste, bevor ich mir groß Gedanken machte und mich auf meine 18-stündige Fahrt begab: Das war Schicksal!
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