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Mittwoch,15.02.: Um einige Stündchen zu früh, wurde ich sechs Stunden nach Mitternacht geweckt, mein Vertrauter Gendarm Rüdiger sah nach dem Rechten und fragte mich, ob ich wohl geschlummert hätte. Das muss ich an dieser Stelle sicherlich nicht beantworten, ich lasse die Bilder sprechen. Ich verabschiedete mich vom Clowns-Komitee und mit meinem Rucksack machte ich mich auf den Weg zum Schalter, brachte den Check-In hinter mich und versah mich im morgendlichen Reiseflugverkehr, inmitten von Geschäftsreisenden und wenigen Touristen. Ein Sandwich zum Frühstück, dazu nahm ich mir eine Zeitung und lies mit Bedauern vom Ableben Whitney Houstons. Die Zeit bis zum Abflug verging rasch, im Flugzeug selbst leider nicht. Nach jedem Nickerchen schaute ich auf die Uhr und stellte genervt fest, das wieder nur 20 Minuten vergangen waren. Wenn man so etwas fünf oder sechs mal hat, kommt man aus dem Augenrollen gar nicht mehr heraus. In der restlichen Zeit speiste ich mal wieder vornehmlich Delikatessen: Brötchen, Kekse, trockene Salate. Ein Glück, dass ich einen starken Magen habe. Mich freute jedoch sehr, dass es Rotwein gab, den ich dann auch gleich zu trinken bestellte. Des weiteren hörte ich Musik vom Bord-Programm, das überwiegend feinste House-Musik spielte (cool!), schaute mir Filme an oder redete mit meinem Sitznachbarn. Dieser war Federico, ein 30 Jahre alter Uruguayer, der sich in Buenos Aires niedergelassen hatte und mit seinem Spanisch sehr viel von mir abverlangte. Ich musste eine Kombination aus Lippenlesen und feinstem Gehör anwenden, ohne dabei blöd auszusehen und auf seinen Mund zu starren. Schnell merkte ich, dass zweifelsohne noch etwas Vokabular in meinem Kopf umher schwirrte und schon kam mir das ganze nicht mehr ganz so spanisch vor. Ich holte mir Tipps zu Buenos Aires, über Stadtteile, Restaurants, die Leute und das Land. Federico gab mir seine Handynummer, von der ich mit Sicherheit Gebrauch machen werde, solche Kontakte können nicht schaden. Am Ende des Fluges war mein Spanisch nahezu wieder wie zu Schulzeiten und da ich als Einziger im Jahrgang schriftliches Abitur in diesem Fach machte, soll das was heißen! Auf dem Flug schaute ich mir einige der Leute an und freute mich ungemein auf Südamerika, einige ansehnliche Menschen erwarten mich. Hallo Buenos Aires. Die Einreise am Flughafen zog sich in die Länge, da sich Pi mal Daumen fünf Flugzeuge zur gleichen Zeit ihrer Passagiere entledigten und nur 9 von 20 Schaltern besetzt waren. Hieran störte ich mich nicht wirklich, eher an der nächsten Warterei. Auf meinen Rucksack musste ich ohne Spaß 25 Minuten warten, 25 Minuten ab dem Zeitpunkt, als die erste Person aus meinem Flieger ihr Gepäck vom Laufband nehmen konnte. Irgendeinen muss es ja geben, der seinen Kram als Letzter bekommt, das war heute ich. Weiter führte mich mein Weg über einen Shuttle-Service für umgerechnet 11€ vom Airport Ezeiza zum Hostel in der Calle (Straße) Florida. Schon als ich den Terminal verließ, wurde ich fast aus den Socken gerissen. 35 Grad, keine einzige winzige Wolke, trockene Luft und ein erschöpftes Lächeln auf den Lippen. Mitten im Zentrum hatte ich für die nächsten drei Nächte gebucht, ein Fußweg von wenigen Minuten vom Obelisken entfernt. Durch die Zeitverschiebung wurde mir ein halber Tag gegeben, den ich allerdings nicht ernsthaft nutzte, sondern vielmehr zur Ruhe kommen wollte und mich in die große Lobby setzte, die voller Reisenden war. Am Abend traf ich Daniel German (der Name verrät die Herkunft), einen Berliner, der als Tango-Tourist zum dritten Mal in Buenos Aires unterwegs ist. Augenscheinlich jünger als ich, ließ sich der 30-jährige nicht zweimal bitten, mit mir um die Häuser zu ziehen und die ersten Erkenntnisse über die argentinische Hauptstadt zu erlangen. Hierbei war er eine wirkliche Hilfe, denn Daniel wusste so Einiges zu berichten. In Buenos Aires gibt es das Quadra-System: Betrachtet man eine Stadtkarte, so fällt einem sofort auf, dass alles wie gezeichnet aussieht. Blocks, gerade Straßen, ein System. Nur wenige Straßen sind in beide Richtungen befahrbar, die meisten sind Einbahnstraßen mit einer bis fünf Spuren. Ungefähr jede vierte Straße ist eine Avenida, die alternierend in die Stadt führt oder aber heraus. Diese Avenidas sind somit Einbahnstraßen und sollte man sich verfahren und schnell wenden wollen, ist man hier fehl am Platz. Straßenmarkierungen werden grundsätzlich nicht eingehalten, der Bus hält auch gerne auf der mittleren Spur, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen, bei rot wird gegangen und gefahren, die Straße um den Obelisken, die '9 de Julio' ist die breiteste Straße der Welt, für die eine Minute zum Überqueren eingeplant werden kann und viele weitere verrückte Sachen. Wir aßen eine Pizza mit Muzzarella, Jamón und Aceitunos. Muzzarella lässt auf Mozzarella schließen, ist auch ähnlich, nur leider um ein vielfaches fettiger, flüßiger und unappetitlicher. Schinken sollte klar sein und Aceitunos sind Oliven, die ich bis dato wirklich abscheulich fand, jetzt aber problemlos essen kann, wobei ich es in Zukunft natürlich nicht maßlos übertreiben werde. Eine Olive die Woche sollte genügen. Im Hostel zurück stellten sich in unserem Raum zwei Brasilianer vor, die ich morgen definitiv über ihre Heimat ausquetschen werde, da dies mein nächstes Ziel ist. Ich freue mich auf den nächsten Tag und auf die Hauptstadt des Tangos.
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