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Samstag,18.02.: Das muss Schicksal sein! Nachdem ich heute morgen das Hostel wechselte,lernte ich in meinem neuen Zimmer Eduardo aus Kolumbien kennen. Wir unterhielten uns nur kurz, bevor ich mich aufmachte, um Buenos Aires zu erkunden. Mein Weg führte mich zuerst zum nahegelegenen 'Casa Rosada', dem rosafarbenen Regierungsgebäude, in dem Argentinische Meilensteine der Politik gesetzt wurden. Ich betrat das Gebäude und konnte in der 'Galería de Patriotas Latinoamericanos" Portraits von Größen der Lateinamerikanischen Geschichte begutachten. Salvador Allende, Ernesto Guevara und Eva Perón sind einige von ihnen. Weiter ging es zur mindestens 50. Kolumbus-Säule, die ich in meinem Leben gesehen habe, und schließlich ins schöne 'San Telmo'. Dieser Stadtteil beherbergt viele Altbauten und versprüht Charme an allen Ecken und Enden. Gut erhaltene Fassaden, ein alter Martkplatz und ein nicht in Worte zu fassender Reiz, den diese Straßen auf mich ausübten. Mein nächstes Ziel war 'La Boca', sehr berühmt für seine bunten Häuschen, den Fußballclub Boca Juniors und den Touristenaufmarsch. Am Stadion des eben genannten Clubs konnte ich eine Art Walk of Fame begutachten, auf dem sich einige der ganz großen argentinischen Legenden verewigten. Mir sagten nur drei Namen etwas, diese waren Riquelme, Batistuta und natürlich der Inbegriff des Fußball schlechthin, Diego Armando Maradona. Das Stadion war komplett in Vereinsfarben gehalten und versetzte mich in Gedanken in eine Ikea-Filiale - blau und gelb, wohin man schaute. Auch auf der Straße wird der Verein repräsentiert, angefangen Souvenirs bieten hier einige Friseure sogar einen Boca-Juniors-Schnitt mit Färbung an. Schreck lass nach! Wie dieser Schnitt letztendlich aussieht, wollte ich selber nicht an mir ausprobieren und schlenderte deshalb weiter ins Zentrum des Viertels. Um meinen zunehmenden Hunger zu stillen aß ich für unschlagbare 4€ vier Empanadas mit Käse und Schinken. Sehr lecker, könnte ich durchaus öfter vertragen! Im Viertel weiter gelangte ich bei den 'Caminitos' an, der Füßgängerpassage mit den bunten Häusern, die mir recht viel Zeit raubte, weil ich von der Liebe zum Detail gepackt war und es wirklich viel zu sehen gab. Über den weiteren Verlauf des Tages war ich mir noch nicht ganz im Klaren und setzte mich zunächst also wieder an Postkarten und schickte diese wenig später auch schon ab. Mit meiner Stadtkarte in der Hand, nahm ich den Weg in Richtung 'Constitucion', das ich laut Hostel-Leitung meiden sollte. Doch ich wollte Buenos Aires kennenlernen und nicht ausschließlich dem Touristenpfad folgen. An der nächsten Hausecke wurde ich von einem Kellner vor seiner Gaststätte gestoppt,da ich seiner Meinung nach sehr verloren aussah und die Karte fast bettelnd ansah, mir einen Weg zu weisen. Nach Erläuterung meines Planes, nach Constitucion zu gehen erklärte mir der ohne Punkt und Komma sabbelnde junge Herr, dass ich am besten auf der Hacke kehrt mache und mich dort aufhalte, wo Menschen und nicht etwa der „Abschaum der Stadt" unterwegs ist. Okay, also so schlimm hatte ich es nicht erwartet. Prostitution am helllichten Tage, Drogenhandel hier und dort und Taschendiebe, wie Sand am Meer. Diesen Rat nahm ich mir dann doch mal zu Herzen und ging geradewegs auf die Caminitos zu. Da sehe ich einen kleinen, schwarzhaarigen Mann, mit Sonnenbrille, Kamera, Rucksack und Bauchtasche. Das ist doch Eduardo! Ich spreche ihn an und für den Bruchteil einer Sekunde zweifle ich daran, dass er sich auch an mich erinnert, aber herzlich und mit einem Grinsen begrüßte er mich: „Pascal, como estas?" Was für ein Ding der Unmöglichkeit, dass wir uns am morgen kennenlernen und dann nachmittags in einem viele Kilometer entfernten Stadtteil über den Weg laufen. Der 30-jährige (Wieso treffe ich andauernd auf 30 Jahre alte Rumreisende??) ist in Kolumbien geboren und in Atlantic City, Georgia, aufgewachsen. Er studierte in Medellin und reist nun durch Südamerika. Auf Anhieb verstanden wir uns sehr gut und entschlossen uns daher, auch den Rest des Tages zusammen zu verbringen. Zahlte ich bislang auf meiner Reise mein Essen immer außer Haus, also im Restaurant oder schnell auf die Hand, empfahl Eduardo mir, bei vorhandener Küche in einem Backpacker oder Hostel diese auch zu nutzen. So spare man Unmengen an Moneten und habe zudem frisch zubereitetes Essen nach eigenem Gusto. Ein Dutzend Pesos pro Kopf reichten im Supermarkt für 500 Gramm Reis, ein halbes Hähnchen, zwei Tomaten, zwei Zwiebeln und sechs Eier. Davon sollten wir satt werden! Am Abend sprachen wir über unsere Heimatstädte und was für Destinationen auf unseren jeweiligen Tourneen noch ausstehen. Gemeinsamkeiten waren unter anderem die Leidenschaft für Motorräder, für Sprachen und der Plan, die Wasserfälle von Iguassu am Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay zu besuchen. Sie zählen zu den größten der Welt und sind definitiv einen Besuch wert. Noch fassten wir es nur grob ins Auge, doch eventuell fahren wir tatsächlich gemeinsam hin. Mit dem Bus dürften es weit über zehn Stunden sein, jedoch müssen wir natürlich ökologisch handeln und alles preislich niedrige in Anbetracht ziehen, zehn Stunden hin oder her. Jedenfalls habe ich jetzt einen sehr sympathischen und witzigen Begleiter für die nächsten Tage in der Millionenstadt.
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