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Montag,20.02.: Früh aufstehen war noch nie meine Leidenschaft, so auch nicht heute. Doch heute stand ich um einiges schneller auf als gewöhnlich, ich war motiviert und der Tag begann mit Sonnenschein. Ein ausgiebiges einstündiges Frühstück im Hostel mit Kaffee (Pfui!), medialunas und facturas, half mir, meine Stimmung zu steigern. Schnell die letzten Sachen zusammengepackt und den Rucksack in einem Aufbewahrungsraum zurückgelassen, ging es mit der Kamera bewaffnet zum besagten Hotel mit Dachterrasse. Das 'Panamericano' wirkte schon beim Eintreten mehr als edel und teuer. Ich fragte in der Eingangshalle nach dem Weg zur schönen Aussicht, wohl wissend, dass es vermutlich nur den Gästen vorbehalten war, dieses Privileg nutzen zu dürfen. Es kam ein zweiter Angestellter dazu, der uns netterweise den Weg erklärte und uns bat, vorzugeben wir seien Gäste des Hauses. Vielen Dank, ab nach oben. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass ein Jeder uns hätte entlarven können: Flip-Flops, Kamera, Sonnenbrille, große Augen und ein nicht enden wollendes Staunen. Mit dem Fahrstuhl ging es ins oberste Stockwerk, dort wollten wir dann auch gar nicht mehr weg! Ein Pool im Glashaus, eine Bar und die Außenterrasse waren nicht von schlechten Eltern, das kann ich euch sagen! Das wussten scheinbar auch ein Kamera-Team und eine Modelcrew, denn eine Gruppe von Schönheiten wurde mit dem Panorama im Hintergrund gefilmt, oder am Pool sitzend und Cocktail schlürfend interviewt. Wir ließen uns nicht beirren und machten unsere eigenen Aufnahmen, zu denen sich die Sonne leider verabschiedet hatte, und waren etwas skeptisch, was die Schönheit der Stadt anbelangt. Viele weiße oder graue Fassaden, teilweise heruntergekommen, ein monotones Stadtbild in viele Richtungen. In eine Richtung sah es sogar sehr hässlich aus, und ich bin mir nicht sicher, ob es an den dicken Wolken am Himmel lag, oder ob Buenos Aires einfach nicht zu den schönen Städten dieser Welt gehört. Sehr schön war allerdings der Obelisk mit seiner kleinen Grünfläche, um den ganze 18 (!!!) Spuren führen. Wie gesagt, die breiteste Straße der Welt. Und mitten im Schwelgen kam dann tatsächlich eine Mitarbeiterin des 'Panamericano' zu uns und fragte nach dem Zimmer. Ich sagte, wir hätten bereits ausgecheckt und waren im 11. Stock untergebracht, innerlich betend, dass dieses Stockwerk nicht das Restaurant oder die Heizzentrale beherbergte. Sich bedankend und lächelnd verließ sie uns. Eduardo riet zur Eile und so nahmen wir noch hier und da ein paar unspektakuläre Bilder, danach den Fahrstuhl und spazierten durch das Erdgeschoss. Eine Ausstellung diverser Weine, ein eigener Souvenir-Shop, vergoldete Toilettenräume und zuletzt eine Begegnung mit Miss Venezuela für Kosmetik-Produkte (?!?!). Zumindest irgendwas in die Richtung behauptete sie. Eines der Models lief uns nämlich über den Weg und Eduardo fragte, was denn das für eine Kampagne sei … und weiteres irrelevantes Zeug. Aha, aha, interessant, Fotos mit zwei Touris und auf Wiedersehen! Uns blieben nur noch wenige Stunden zur Abfahrt des Busses und auf dem Weg zurück zur Herberge kamen wir an einer Wechselstube vorbei, die trotz Feiertag (vielleicht auch einfach jeden Tag) geöffnet war. Leider hatte ich meine Unterlagen im Rucksack gelassen und somit mussten wir zuerst unsere Sachen holen, dann die Cheques tauschen und hinterher zum Busbahnhof. Was ich noch gar nicht erwähnte: Jeden Tag wunderte ich mich aufs Neue, wie viele körperlich Behinderte in Buenos Aires herumlaufen. Man könnte meinen, es hätte einen Krieg oder Ähnliches gegeben, denn spätestens alle fünf Minuten begegnet man einem Einbeinigen, Einarmigen, Keinbeinigen oder einem total entstellten Menschen. Nachdem das Geld getauscht war, wir zum Bus gesprintet waren und schlussendlich am Retiro Busbahnhof ankamen, setzten wir uns erleichtert in den Bus, freuten uns auf 18 Stunden Busfahrt und verquatschten die Zeit. Mehrere Filme wurden auf der Strecke gezeigt, es gab eine fabelhafte Mahlzeit (wenn man denn saure Salate, hartes Brot und kalte Linsensuppe mag), und größtenteils wurde geschlafen. Ich tat es den Herrschaften gleich und wurde erst am nächsten Morgen kurz vor Puerto Iguazu wach.
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