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Freitag,24.02.: Wie geplant, informierte ich mich über einen vorgezogenen Weiterflug und musste hierfür einen Zuschlag von satten 65€ leisten. Meine Geldquelle war in diesem Falle meine liebe Mutter, die mir mit dieser netten Geste drei Tage mehr in Brasilien verschaffte. Die endgültige Bestätigung der Umbuchung bekomme ich morgen per Mail mitgeteilt. Mit einer Kreditkarte hätte ich diese Angelegenheit auch problemlos selber erledigen können, doch noch immer bot sich mir keine Chance, günstig mit der Visa in Kontakt zu treten, und ein zehnminütiges 20€-Gespräch befand ich für taktisch unklug, da ich auf kleinem Fuß reisen und meine Gesamtkosten folglich niedrig halten möchte. Deshalb fiel heute auch mal wieder das Frühstück aus. Gestern Abend hatte ich noch gehofft, da ich mir mit dem halben Hähnchen, Reis und Kleinzeugs den Wanst vollschlage, am morgen wenig Hunger zu verspüren. Leider ging diese Rechnung mal wieder nicht auf, mein Magen weitete sich und nach dem Schlafen verhungerte ich fast. Trotzdem blieb ich stark, denn ich hatte zwar noch genügend Geld, aber dieses wollte ich zum Schluss meines Aufenthalts ausgeben. Um 13 Uhr gab es eine Nachricht von den Angestellten des Hostels: Alle müssten innerhalb der nächsten halben Stunde die Räumlichkeiten verlassen, da der Kammerjäger komme und Rauchbomben mit Giftgasen (bei diesen Fachausdrücken verstand ich nur spanisch...) werfen werde, um Flöhe und andere Krabbelwesen zu beseitigen. Das hieß, dass ich mir außer Haus für mindestens sechs Stunden die Zeit vertreiben musste. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, meinen letzten Sightseeing-Trip durch die Stadt hatte ich für morgen geplant. Ich habe vor langer Zeit gelesen, dass Argentinier für Italien ernstzunehmende Konkurrenz in der Zubereitung von Eiscreme sind. Das wollte ich bestätigt haben und machte mich daher auf die Suche nach einer Eisdiele. Diese sind gar nicht so häufig vertreten, zumindest nicht in meinem Viertel. Nach einigen Wegbeschreibungen und sogar dem Hinweis „McDonald's dort vorne verkaufe Eis", fand ich einen kleinen, für mich unscheinbaren, Eisverkäufer. Die Eissorten waren nicht schön hinter einer Glasscheibe präsentiert oder gar mit Früchten verziert, wie man es etwa aus deutschen Kreisen kennt, sondern in metallenen Fässern, verschlossen mit Deckeln und keiner Beschriftung. Traurig, denn das Auge isst mit. Und so musste ich mir von einer Karte vier Eissorten aussuchen, denn auch Eisbecher gab es keine! Diese vier Sorten wurden mir in einer Styropor-Schale (!!) überreicht, welche ich auf einen Spaziergang zur nächsten Bank in der Sonne nehmen wollte. Wieder eine Fehlanzeige! Bänke sucht man vergebens und schöne Plätzchen erst recht. Ich bin definitiv nicht in der richtigen Ecke der Stadt, denn hier wird so einiges meinen Ansprüchen nicht gerecht und eine Bank zum Sitzen ist ja nun wirklich nichts abwegiges! Das Eis schmeckte tatsächlich ganz gut, doch vor Jahren habe ich in Italien wirklich fabelhaftes Eis genossen und bin mir sicher, dass da auch keine Lateinamerikaner mitmischen können. Hatte ich endlich einen ruhigen Platz gefunden, um mein Eis zu löffeln (Einschub: Es gab keinen Löffel, sondern ein Plastikplättchen (?!), mit dem ich am 'Helado' kratzen durfte), kam ein nervtötender Obdachloser an und hat mich von der Seite angelabert, meine Herren! So ein blöder Hans-Wurst, der mir meine Gereiztheit dann auch nicht ansah und fragte, ob ich ihm etwas abgeben könne. Klar, am besten nimmt er noch meinen Platz auf dem Stein und ein paar Pesos als Dank für seine Hilfe. „Verzieh dich, man!", hätte ich ihm am liebsten ins Gesicht gebrüllt, doch machte ich es etwas freundlicher und sagte, meine Freunde warteten irgendwo dahinten auf mich (deswegen sitze ich ja auch seelenruhig herum und esse mein Eis, weil meine Freunde warten..ist klar). Da ich mir keine drei, vier und schon gar keine sechs Stunden die Beine vertreten wollte oder konnte, ging ich zum Hostel zurück und durfte mich netterweise in den Hauseingang setzen, der hinter einem Gitter lag. Diese Tatsache hielt mir weitere lästige Mitmenschen vom Hals, ich kramte meinen Laptop aus dem Rucksack und holte mir auf den Steintreppen Rücken- und Gesäßschmerzen allererster Güte. Als die Warterei endlich vorbei war, kaufte ich mir ein paar Brötchen zum Abendessen und ging zeitig schlafen. Ein konstruktiver Tag,nicht wahr?
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