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Der Hund hat heute auf den Boden gekackt und Charlie hat es gefunden. Sogar sehr intensiv. Er ist nämlich reingetreten. War halt noch zu früh, zumindest in seiner privaten Zeitzone. Charlie lebt zeitmäßig in der Nähe von Ottawa, also in UTC minus 5h, was dazu führt, dass er grundsätzlich nie vor 1 Uhr mittags (diesmal aber UTC + 1) aufsteht. Na und heute Morgen tapste er halt auf dem Weg Richtung Bad und Kaffee in die Hundefalle. Hat ihn natürlich mächtig aufgeregt, wer steht schon gerne barfuß in frischer Hundescheiße? Warum er mich dann allerdings anrief, um die Nachricht zu verbreiten, ist mir ein Rätsel. Guso ist doch nicht mein Köter. Außerdem war ich gerade beim Mittagessen. Naja, s*** happens hab ich ihm gesagt und anschließend erklärt, wo sich die Putzmittel befinden. Erstaunlich oder bezeichnend, dass er das nach 6 Monaten hier immer noch nicht weiß…Genug davon, es gibt auch schöne Sachen zu berichten. Ich habe Arbeit! Juhu, ich verdiene wieder Geld! Mein Kontostand sinkt nicht mehr exponentiell (was eigentlich gar nicht so dramatisch wäre, weil die e-Funktion ja nie die x Achse schneidet…also auch nicht negativ werden kann. Muss man mal drüber nachdenken…). Auf jeden Fall bin ich jetzt eine Nanni. Die Erziehungsobjekte heißen Ana und Nacho und sind 1m bzw. 1,30 m hoch (für alle Nichteingeweihten, die sich gerade gedacht haben: och das arme Kind, nach Knabbergebäck benannt…falsch falsch falsch, Nacho ist der Kosename für Ignacio. Ja, genau. Besser is.) Also die zwei werden ab sofort drei Mal die Woche drei Stunden von mir abwechseln bespaßt oder gequält. Beide gehen nämlich auf die Deutsche Schule Madrid und müssen dringend Deutsch lernen. Da Ana aber noch nicht schreiben und lesen kann, gilt ihr der Löwenanteil an „bespaßt“. Und für Nacho…bleibt der Rest. Der Arme spricht ja nicht schlecht für einen 11-jährigen und er kennt auch erstaunlich viele Wörter, aber seine Satzbau ist katastrophal. Deswegen habe ich regelmäßige Diktate angeordnet. Nein, kein Mitleid, meine Mama hat mir früher täglich drei Sätze aus der Zeitung diktiert und das war gut so (jetzt kann ich das natürlich locker sagen, habe ich das Martyrium doch anscheinend erfolgreich verdrängt und sowieso ist man im Nachhinein immer schlauer…). Ich verdiene jetzt also fast meine Zimmermiete und das stimmt mich sonnig. Gut so, dann scheint wenigstens in mir drinn die Sonne, denn vor meinem Fenster hängen immer noch d*** te Regenwolken (das ist nicht fair! Lausi tummelt sich mit Nixen in Australien und Jenne streichelt unter der gleißenden Sonne Neu Seelands Kiwis…so stelle ich mir das zumindest vor).Es gibt aber auch Madrid-feindliches zu berichten. Habe vielleicht schon erwähnt, dass ich mit der Stadt nicht ganz zu frieden bin. Reklamation. Mängelware! Zu beanstandende Punkte sind: kein Meer, kein Fluss, keine Sonne (zumindest nicht jetzt), kein Flair, keine Geschichte…kein Berlin. Und dazu auch noch gefährlich…In Ordnung, das ist hier nicht Harlem, aber letzte Woche bin ich praktisch fast ausgeraubt worden (oder muss man dann sagen „theoretisch fast ausgeraubt “?)! Von zwei Mädchen! Jünger als ich! Und das ist mir jetzt schon zum zweiten Mal passiert. Außerdem kenne ich mittlerweile drei Erasmas, die tatsächlich nachts überfallen wurden. Aber praktisch, mit allem drum und dran, von auf den Kopf hauen, bis auf den Boden schmeißen und bolsa mopsen. Erstaunlich, nicht wahr? Gefällt mir natürlich nicht, weil ich mir jetzt immer Begleitschutz suchen muss, wenn ich abends weggehen will. Waffenbesitz ist ja auch hier nicht erlaubt. Aber soweit ich das jetzt überblicken kann, muss ich nur noch drei Monate im Madrider-Großstadtjungle überleben, angestrebtes Volver-Datum ist der 31. Mai, vorausgesetzt ich finde bis dahin ein Diplomarbeitsthema. Wenn nicht, mach ich lieber noch ein bisschen Ferien in Espanha. Im Übrigen veranstalten wir zur Zeit Castings, besser gesagt, Alberto und Bea casten. Neue Mitbewohner nämlich. Die Froggies haben sich verabschiedet und jetzt ist ein Zimmer frei. Gesucht wird eine neue chica. Ich befürchte, sie wird wieder aus dem frankophonischen Sprachraum sein. Aber möglicherweise habe ich auch Glück, zur Wahl steht auch eine Finnen. Mittwoch ist Election day. Mist Mist Mist…ich habe das Ampelmännchen kaputt gemacht. Pelle, allen besser bekannt als Martin P., hatte mir vor meiner Abreise als Andenken ein Ost-Grün-Ampelmännchen geschenkt, was man an den Kühlschrank magneten kann. Da klebte es die letzten 6 Monate und jetzt habe ich es runtergeworfen. Aber Alberto hat Sekundenkleber und mit dem habe ich mir gerade die Finger zusammengeschweißt. Und das abgebrochene Stück Ampelmännchen irreversibel auf dem Wohnzimmertisch fixiert. Muy mal. Heute ist nicht mein Tag, Rührei ist auch schon angebrannt. Besser, ich schalte den Computer jetzt aus, bevor ich noch den Bodo mache und den Laptop unter Bier setze…Bueno, amigos hasta la próxima.
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