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Ich schwanke...ich schwanke und das liegt nicht etwa daran, dass ich betrunken bin oder mich auf einem Boot befinde. Ich schwanke mental! Zwischen zwei Möglichkeiten, diesen Text zu beginnen, denn eigentlich habe ich mehrere völlig verschiedene Themengebiete, die ich ansprechen möchte. Am Besten, ich lasse mich selbst überraschen, ob mein schriftstellerisches Geschick es zulässt, alles so geschickt miteinander zu verknüpfen, dass ihr euch am Ende fragt. Was? Wie hat sie DAS denn jetzt gemacht? Wir werden sehen…Mit der Betrachtung des Bildes zu eurer Linken möchte ich meine Erzählung beginnen. Diese kleinen, harmlos erscheinenden Mini-Kühe sind Hauptakteure eines Spektakels, das auch gut unter der Überschrift „zweifelhaftes Freizeitvergnügen Part II“ laufen könnte (der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht an Part I, die Flamenco-Veranstaltung im U-Bahnschacht…). Es handelt sich hierbei um drei kleine Vaquillas, die in Zeiten der allgegenwärtig dominierenden Spaßgesellschaft als Unterhaltungsobjekte herhalten müssen. Das Vergnügen nennt sich „Capea“ und wird im Dix-Deutsch-Spanisch Wörterbuch als „Amateurkampf mit Jungstieren“ übersetzt. Nein, jetzt bitte nicht gleich haare-raufend den Bildschirm anfluchen, es gab diesmal keine beklagenswerten Verluste beiderseits. Im Grunde genommen sind die Amateurkämpfer diesmal sogar ausgenommen schlecht bei weggekommen (ich kann jetzt praktisch vor meinem inneren Auge sehen, wie sich mein Ex-Mitbeschäftigter und ovo-lacto-pesci Frutarier Christian die Hände reibt und heimlich „hähähä…geschieht ihnen recht“ denkt, was mir nur ein müdes Kopfschütteln entlockt. Gilt Schadenfreude doch nach der Wikipedia-Definition allgemein als unmoralisch und unbarmherzig ;-)Aber was ist jetzt eigentlich eine Capea? Die Zutaten sind sehr einfach: man nehme zwei Banden von jeweils ca. 5 wagemutigen Jugendlichen (ausgenommen männlichen Geschlechts, für Mädchen ist das nichts!), einen Fußball samt zwei Toren und eine Kleinkuh und sperre alles in eine abgeschlossene, räumlich begrenzte Freifläche. Mischen ist nicht nötig, das geschieht sehr schnell von alleine. Ziel für die Jugendlichen: möglichst viele Tore schießen (klappt meistens) und sich nicht von der Kuh umpfeffern lassen (klappt nur bedingt). Ziel der Kuh (vermutlich): in kürzester Zeit möglichst viele Jungendliche umpfeffern und ganz entscheidend den flüssigen Spielablauf unterbrechen (klappt ausgezeichnet). Äußerst amüsantes Vergnügen für alle, die sich in sicherer Entfernung zur Kuh oder hinter einer Mauer befinden. Ob Spanier ein angeborenes Geschick für dieses Spiel besitzen oder einfach nur die größere Erfahrung in dieser Sorte von Unterhaltung, weiß ich nicht, Tatsache ist aber, dass es meinen Kommilitonen Elmar mit Abstand am Heftigsten erwischt hat. Ihr könnt seine taubeneiergroße Beule (taubeneiergroß…ein Wort, was man sonst nur im Zusammenhang mit Hagel ließt) samt eingebetteter Platzwunde auf dem entsprechenden Foto bewundern. Es existiert auch ein Video von seiner Begegnung mit der vaquilla und ich bin schwer am überlegen, ob ich das nicht ans spanische „Bitte Lächeln“ schicke…Zum Glück ist aber die zu erwartende Gehirnerschütterung ausgeblieben und er konnte nach dem Turnier ungetrübt den leckeren Grillfreuden frönen. Feilgeboten wurden Chorizo, Morcilla und Salchichas in Kombination mit dem allgegenwärtigen Weißbrot. Das ist hier ein echtes Problem für den schwarzbrot-gewöhnten Mitteleuropäer…es gibt kaum vernünftiges Brot! Letztens aß ich zum Beispiel einen Döner und was soll ich sagen, die Kebab-Dreieck-Schnitte war gezuckert! Überhaupt ist hier fast alles Brotartige gezuckert. Im Gegnzug gibt es praktisch keine Butter ohne Salz. Morgens löst das bei mir manchmal einen kurzen Brechreiz aus, wenn ich mir die Salzbutter-Nutella-Kombination reinschiebe. Aber glücklicherweise bin ich Einzelmädchen, wie sich mein spanischer Freund Antonio auszudrücken pflegt, und meine Mama versorgt mich regelmäßig mit Care-Paketen. Letztens kam ein besonders schweres Paket an und ich dachte schon, jetzt schickt sie endlich die Goldbarren, aber die Schwere des Paketes wurde fast ausschließlich determiniert durch vorgefertigte Brotbackmischungen (hier für mich fast Goldbarren-Status). Jetzt habe ich mich schon an meinem zweiten Brotlaib versucht (sieh Bild in Indefinido) und ich bin sicher, bald kann ich auch in Serienfertigung gehen. Meine Mitbewohner zeigen sich übrigens von solchen Tätigkeiten durchweg unbeeindruckt. Naja, was kann man von Leuten die Schnecken verspeisen und „fried Mars-bars“ eine Delikatesse nennen, auch anderes erwarten…Im Übrigen freue ich mich über jede Art von Zuschriften, muss nicht gleich ein Fresspaket sein. In dieser Hinsicht lobend hervorheben möchte ich meine Berliner Kommilitonen Zaschi und Andre, die sich fleißig über Skype melden, zusätzlich meine Ex-Mitarbeiter Linsensuppe, Lausi, Chrisse und Lars (Nicki lässt meldungstechnisch ein bisschen zu wünschen übrig…) und natürlich La Mama (und Papa, obwohl ich glaube, das die regelmäßige Telefonfrequenz sich in den Rotbereich verschieben würde, wenn mein Papa fürs Telefonieren zuständig wäre...). Telefonieren ist übrigens ein gutes Stichwort. Mir wurde zugetragen, dass einige Leute versucht haben, bei uns anzurufen, was eigentlich noch kein Problem ist. Allerdings haben wir ein Gehörlosentelefon (nein, ich weiß auch nicht warum), quiere decir das Telefon klingelt nicht, sondern leuchtet nur. Das tut es dennoch so diskret und vor allem an einem nicht allzu gut einsehbaren Ort, dass der Limes der Wahrscheinlichkeit, dass jemand das Klingeln sieht, logarithmisch gegen Null strebt. Das bedeutet im Rückschluss, dass es besser ist, mich erstmal kurz auf mein Mobil anzuklingeln und zu horchen, ob ich zu Hause bin. Falls ja, werde ich sofort in den Flur eilen und das Telefon anstarren… So, nachdem das alles geschrieben ist, wird mir der Text langsam zu lang, um noch alle restlichen, meiner Meinung nach hochinteressanten Themen anzuführen. Also demnächst mehr. Bis dahin verabschiedet sich recht herzlich dit Nörchen
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