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Eviva España
L’Auberge espagnol auf Abwegen So, die EU-Crew ist wieder in ihrer Zentrale angekommen…Nach insgesamt mehr als 18 Stunden Busfahrt und weniger als 20 Stunden Schlaf innerhalb von 3 Tagen. Aber wollen wir ein bisschen systematisch an die Sache herantreten…Logbuch: Di, 11.10.06, 23.30 „Morgen wollen wir nach Cádiz an die andalusische Atlantikküste. Noch steht gar nichts, außer der Kurs: süd-südwest. Wir haben bisher weder eine Herberge noch ein Transportmittel ausfindig machen können. Die Zeit rennt, der Proviant und unser Reisegepäck müssen auch noch verstaut werden. Verdammt, es erscheint uns, als hätte Quirinius eine neue Volkszählung einberufen, Rechenzentrale Cádiz. Alle Welt strömt in die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Ob wir noch einen Stall für die Nacht finden? Aber uns fehlt der Schwangeren-Bonus... Egal, wir sind zuversichtlich wie Columbus, am Anfang seiner Suche nach Amerika.“Logbuch: Mi, 12.10.06, 16.00„Die Rettung, es scheint eine Unterkunft gefunden! Nach langwierigen Verhandlungen nimmt uns ein Freund von Charlie die ersten beiden Nächte auf. Also schnellsten zum Bahnhof und die Tickets für den Reisebus gesichert. Abfahrt: Do, 13.10.06, 01.00.“Logbuch: Mi, 12.10, 23.45„Schon die Fahrt zum Busbahnhof gestaltet sich, man könnte sagen, interessant…Wir haben Charlie dabei. Charlie aka „The flash“. Wenn man normalerweise von einer durchschnittlichen Schrittgeschwindigkeit von 5 km/h ausgeht, müsste man in Charlies Fall eine 100% Ausnahme machen. Der Junge befindet sich geschwindigkeitstechnisch auf dem Niveau eines Dreijährigen. Folge dessen, wir verpassten die U-Bahn und sahen uns gezwungen, auf ein PS stärkeres Verkehrsmittel umzusteigen (gut, Klugscheißer merken jetzt natürlich an, dass eine U-Bahn mit Sicherheit mehr PS als ein Taxi hat, aber das ist schriftstellerische Freiheit!). Hätten wir im Endeffekt aber gar nicht machen müssen, der Bus hatte ohnehin 45 min Verspätung…“Logbuch: Do, 13.10, 03.00„Ich werde geweckt, unfreiwillig und trotz Ohrenstöpseln. Grund ist eine Geräuschquelle, neben meinem rechten Ohr, die ich im ersten Augenblick meines Halbschlaf-Dellieriums gar nicht zuordnen kann. Bei genaurem Hinhören stellt sich dann allerdings heraus, das die Frau schräg hinter mir, säuglingsgleich am Heulen war…Warum bloß?!? fragt sich da der edle Mitreisende. Es wird uns leider auf immer ein Rätsel bleiben, da die Frau in einer Fremdsprache heulte, derer wir nicht mächtig waren…Schlafen war auf jeden Fall schwierig“Logbuch: Do, 13.10, 09.00„Wir haben das Meer erreicht! Eine steife Briese durchwuschelt unsere Haare, die Sonne brennt auf unsere mozzarella-gleiche Haut, wo ist mein Sombrero? Wir sind schwer angetan von der Weite des Ozeans und vergraben wohlig kichernd unsere nackten Füße im feinen Sandstrand. Haben auch alle Zeit der Welt dazu, unser Host John schläft nämlich noch und wird auch die nächsten 6 Stunden nicht auftauchen. Wir nutzen die Zeit auf unterschiedlichste Weise: Charlie pennt, Emma sammelt Muscheln, Liva schießt Millionen von Fotos von heranrollenden Wellen und Elo und ich testen vorsichtig die Wassertemperatur. Arktisch trifft es wohl am ehesten. Aber mit steigendem Sonnenstand steigt auch unsere Zuversicht, dass ein Bädchen im erfrischenden Nass schon mal drin sein muss. Nixengleich tummeln wir uns 5 min später in den Wellen, tschööön.“Logbuch: Do, 13.10, 15.00„Endlich stromert auch John an. Das ist gut, denn jetzt ist unser kleiner Hunger schon zu einem stattlichen HUNGER herangewachsen. Es gibt Seafood, was hier, anders als bei Nordsee in Berlin, tatsächlich fangfrisch schmeckt.“Logbuch: Do, 13.10, 20.30„Wir fahren mit dem Bus zu unserer final destination. John wohnt in Chiclana, einem kleinen pueblo in der Nähe von Cádiz. Die Zimmerverteilung löst eine kurze, aber heftige Debatte aus (Charlie schnarcht). Zur Versöhnung wird hinterher eine leckere Tortilla gekocht (gebacken, gebraten…? Hergestellt!). Man beschließt, den Abend mit einer wilden Fiesta ausklingen zu lassen. Ich, als Älteste, versuche kurz zu intervenieren und an die Vernunft meiner Mitreisenden zu appellieren (wenig geschlafen, Kater am nächsten morgen…), doch es hilft alles nicht. Man fährt zurück nach Cádiz, um die einheimischen Feiergewohnheiten zu studieren.“Logbuch: Fr, 14.10, 03.00„Wir sind am Ende. Die anderen wissen es anscheinend noch nicht, denn jetzt geht es nach der Botellión noch Tanzen („moverse el esqueleto“, wie der Einheimische sagt). Def. „Botellión“: „Botellión, span. , zusammengesetzt aus ‚Botella’ (Flasche) und der Endung ‚-ción’ zur Andeutung eines Hauptwortes, Saufgelage ohne definierten Anlass auf öffentlichen Straßen und Plätzen zur schnellstmöglichen Erlangung eines gewissen Alkoholpegels, häufig unterbrochen von den Hütern der Ordnung und des Rechts weil gesetzlich nicht toleriert, Teilnehmerzahlen schwanken zwischen 10 und 200 Personen, Altersdurchschnitt zwischen 15 und 35 Jahren, Gesamtprädikat nach Stiftung Nora Test: unbefriedigend.“Logbuch: Fr, 14.10, 04.00„Wo ist mein Bett?“Logbuch: Fr, 14.10, 05.30„Wir besteigen tatsächlich ein Taxi und machen uns auf den Nachhauseweg. Im Augenblick könnte ich mir nichts Besseres vorstellen. Ich willl…schla…a…aafnnn…tsssss.“Logbuch: Fr, 14.10, 13.00„Was rüttelt da unsanft an meiner Schulter? Déjame en paz! Ich bin noch nicht kommunikationsfähig. Es rüttelt weiter. Elo möchte unbedingt, dass ich aufstehe. Sie und Liva wollen in die Stadt fahren und Kulturgüter begucken. Na gut, ich ergebe und erhebe mich.“Logbuch: Fr, 14.10, 21.00„Nach einem Tag voller Besichtigung treffen wir uns mit dem Rest der Rasselbande um eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen. John hat eine kleine Überraschung für uns, wir können nur noch heute Nacht bei ihm übernachten. Danach zieht er um und hat dann keinen Platz mehr für 3 Leute. (Der aufmerksame Leser fragt sich vielleicht: Drei Leute…waren sie nicht fünf am Anfang? Was ist passiert? Sklavenhandel? Haifischattacke? Natürlicher Schwund?... Nein, Emma und Charlie hatten von Anfang an geplant, bereits am Samstagmorgen nach Hause zu fahren, Elternbesuch…) Also mögliche Möglichkeiten: am Strand schlafen, auf der Straße schlafen, Jungs aufreißen und bei denen Schlafen…alles nicht so verlockend. Beste Idee: Busticket tauschen. Und da zahlt es sich aus, dass wir in Spanien unterwegs sind. Auch Freitagnacht um 23 Uhr ist es möglich, seine Rückfahrzeiten zu ändern. Kostenlos sogar. Wir verlegen die Rückfahrt auf Samstag Nacht Cádiz – Madrid. Samstag wollen wir uns Sevilla anschauen.“Logbuch: Fr, 14.10, 23.55„Mhmm, John scheint ein Mensch voller Überraschungen zu sein. Angenehm oder nicht sei mal dahingestellt. Im Augenblick befinden wir uns zumindest vor seiner Haustür. Blöd, denn die Haustürschlüssel sind auf der anderen Seite…Aber auch das im nachtaktiven Spanien no problema. Der Schlüsseldienst ist innerhalb von 45 min da und öffnet die Tür mit Lichtgeschwindigkeit. Und alles für den sagenhaften Preis von nur 70 €!!! (Wochenende, Nachttarif…). Naja, etwas später als geplant sind wir dann in unseren Kojen und schlummern dem nächsten Tag entgegen.“ Logbuch: Sa, 15.10, 09.00„Scheiße, manchmal würde es sich auszahlen, erst in Ruhe nachzudenken, bevor schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden. Bustickets tauschen zum Beispiel. Warum ist uns nicht eingefallen, die Rückfahrt direkt von Sevilla aus anzutreten. Jetzt müssen wir 4 Stunden extra im Bus sitzen…mmpff…“Logbuch: Sa, 15.10, 13.00„Mannometer, wie flexibel sind die denn?! Ich bin angenehm überrascht. Wir konnten unsere Bustickets ein weiteres Mal tauschen und fahren jetzt direkt von Sevilla um 24.00. Das ist gut, dann sind wir nämlich erst in Madrid, wenn die ersten Metros wieder fahren. Jetzt werden wir entspannt durch die Stadt schlawenzeln und uns mal die geballte Touri-Tour geben: Giralda, Catedral, Torre de Oro, Guadalquivir und und und…Möglicherweise auch Kutsche fahren, aber die Halsabschneider wollen 40€ für ne halbe Stunde…wir sind Studenten! Dafür geben wir uns die Führung durch die Arena von Sevilla (ohne Stierkampf, Martin O. und Ex-Mitarbeiter. Im Übrigen, Zitat Bodolski: „…Corridas sind halt Corridas. Denke, der Stier mag den Auftritt vor grossem Publikum, sonst wär er ja Huhn oder Karpfen geworden…“ Tschööön).“Logbuch: So, 16.10, 07.00„Die U-Bahn quietscht…ich will schlafen…noch drei Stationen…endlich aussteigen, warum kommen denn die Mädchen nicht mit? Wo bleiben die bloß? Oh nein, Elo hat die Hälfte ihres Gepäcks in der U-Bahn gelassen. Que lástima…auf dem letzten Wegstück. Na da bin ich jetzt mal ganz egoistisch und geh einfach schon mal ins Bett. Fühl mich schon völlig verknittert. „Logbuch: So, 16.10, 07.10„Aaahhh ist das kuschlig…so schön weich…ich…tsssss..wünsche…eine…schnarch…gute Nacht…tssss.“
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