Australia vs Ireland oder: Why Ireland beat Australia without even trying

Am Samstagabend um 6.45 p.m. machte ich mich auf den Weg zum Eden Park und meinem ersten Live Rugby Game. Nachdem ich mir zuvor (wie es sich gehört!) den Magen mir KFC und Mountain Dew vollgeschlagen hatte, kam der etwa 15 minütige Fussmarsch gerade recht. Ich war nicht allein unterwegs, viele hatten ihr Auto entlang der Strasse geparkt um dann zum Stadion zu laufen. Zuerst waren es nur einige Fans. Doch je mehr ich mich dem Stadium näherte, desto klarer wurde, welches Team heute ein Heimspiel geniessen würde. Irische Flaggen, Leprachaunhüte, grün gekleidete Menschen überall. Die Iren hatten Auckland in ihrer Hand. Vor dem Stadium spielte eine Gruppe irische Musik und einige tanzten dazu - es war eine einzige Irische Party. Doch was sich ausserhalb des Stadions schon bemerkbar machte, wurde innen drin noch verstärkt: Wenn beinahe 60'000 Leute im Chor: Ireland - Ireland - Ireland singen kann das schon mal für Gänsehaut sorgen. Mit diesem Rückhalt konnten die Iren doch eigentlich nur gewinnen. Oder?

Rugby für Dummies

Europa wird von Fussball dominiert. Das ist nun mal leider so.
Hier einige Dinge die man über Rugby wissen muss.

Ziel des Spiels: Logischerweise mehr Punkte machen als der Gegner. Punkte werden erzielt, indem man das „Ei" hinter des letzten Linie der gegnerischen Seite absetzt, (gelingt es, nennt man das „Try" (und nicht etwa Touch-Down)) oder indem man ein Goal schiesst.
Wo ist das Problem?15 im Durchschnitt 100 Kilogramm schwere Brocken versperren einem den Weg und „Tacklen" dich. (Tackle: das Zufallbringen eines gegnerischen Angreifers, der den Ball hat). Favoriten: einige, darunter die All-Blacks, South Africa, Australia, France, Argentina
FAQ: Ist das nicht gefährlich? - Die Verletzungsrate ist wohl höher als beim Schach aber bestimmt niedriger als beim Cheerleading.

Verlieren die Spieler da nicht ihre Hirnzellen?
Vielleicht. Dabei haben sie aber am Schluss ihrer Karriere immer noch mehr als Fussballer am Anfang.

Falsche Annahmen:

Rugby ist für wilde Rüpel, welche sich nicht zu viele Regeln merken können.
-Im Fussball gibt's weniger Regeln.

Fussballer sehen besser aus.
-Ahm, nein. Wer mir nicht glaubt kann ja mal nach Sunny Bill Williams,, Richi McCaw oder Dan Carter googeln.

Soccer is about technique - Rugby about muscles.
-almost correct: http://www.youtube.com/watch?v=TXE7pP_Q51g

Warum Rugby schlussendlich besser ist als Fussball:
Schwalbe ist fuer Rugby Spieler ein Fremdwort
Rugbyspieler haben Oberarme.
Im Stadion gibt es keine „Fansektoren", Australier sitzen neben Iren, Kiwis neben Japanern. Und trotzdem bleibt's friedlich.
Und: Die Deutschen spielen nicht mit.

Da sass ich also, rund um mich herum Irische Fans welche sangen und ihr Team anfeuerten. Was für Leute trifft man an so einem Rugbymatch? Allemöglichen. Rechts neben mir sassen zwei Japaner, vor mir ein junges Paar, daneben ein Vater mit seinem Sohn, links von mir ein Herr mittleren Alters, und hinter mir eine kreischfreudige Irin. Und wenn ich sage kreischfreudig dann meine ich damit, dass sie jedes Mal, wenn Irland in Ballbesitz war schrie: Come on!, wobei sie beim „on" jeweils in etwa die Höhe traf, welche in Horrorfilmen beim Anblick des Axt schwingenden Killers zum Ausdruck kommt. Bis zu diesem Augenblick wusste ich nicht, dass man diesen Ton 10 Sekunden halten kann. Sie konnte es.

Das Spiel selbst war einfach genial. Auch wennkein einziger Try zu sehen war (siehe oben) so hätte man es doch kaum spannender machen können. Es ging hin und her, hier fiel ein Goal, da fiel eins und die Mannschaften waren sich ebenbürtig. Als dann im Schlussabschnitt ein Ire nach einem Fehlpass eines Australiers über das ganze, 144 meter lange Feld raste und erst 1 Meter vor der Linie gestoppt wurde, war das ganze Stadion aus dem Häuschen - und als der Schlusspfiff ertönte konnte sich auch der letzte Japaner nicht mehr auf seinem Sitz halten.
Die Iren hatten doch tatsächlich die Aussies geschlagen. Und eins war klar: heute Nacht würde Auckland all-green sein.