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Da ich in letzter Zeit nur von meinen Trips berichtet habe, folgt nun wieder etwas von Kuopio. Was hat sich also in Kuopio getan?
Am 1. Mai wird auch in Finnland ordentlich gefeiert. Dieser Feiertag nennt sich „Vappu" und ist ein Fest des Frühlings für Studenten und Arbeiter. Gefeiert wird hier allerdings am Vorabend und die Städte befinden sich in der Hand der Studenten. Alle Studenten oder alle jene, die maturiert haben, tragen an diesem Tag ihren weißen Abschlusshut. Was ich bis jetzt auch noch nicht erwähnt habe, hier tragen die Studenten auch zu allen Festen und Partys einen Overall. Jede Studienrichtung bzw. jede Fakultät hat ihre eigene Farbe. Diesen Overall kleben sie dann mit Sticker voll, die sie an verschiedenen Festen erhalten. In Kuopio sammeln sich gegen fünf alle vor der Kirche, denn dort befindet sich die Statue „Velijmies". Die Tradition beginnt indem man die Statue zuerst wäscht und anschließend wird in höchster Feierlichkeit (mit viel Sekt) der Statue die Studentenmütze aufgesetzt. Danach drehen sich alle in die andere Richtung, wo sich einer kleiner Brunnen befindet. Jedes Jahr wird von einer Fakultät der/die beliebteste und beste Professor/in von den Studenten gewählt und der/die wird von den Studenten auf einer Art Sänfte in die Menge und einmal um den Brunnen herum getragen. Schließlich wird er abgesetzt und in den Brunnen samt seinen Anzug geworfen. Das war wirklich sehr lustig zum Ansehen und man erklärte mir, für die Professoren ist das eine wahnsinnige Ehre, deswegen haben sie eine Freude daran und schwimmen sogar im Brunnen. Wir hatten davor immer schönes Wetter mit 15 Grad herum aber genau am 30.4 kühlte es so stark ab, dass es an diesem Tag wieder nur 2 Grad hatte. (Zur Freude für den Professor) Ein traditionelles Getränk an Vappu ist „Sima", ein Hefegetränk mit Rosinen und Zitronen und gegessen wird „Tippaleipä" (das kennt man bei uns vll unter Strauben) und „Munkki" (dunkler Donut-Teig mit Zimt und Zucker). Am See wird gepicknickt und am Abend werden Bars unsicher gemacht (wer halt noch immer fit ist). Also wie ihr seht, der erste Mai wird auch in anderen Ländern gefeiert und ich fand diese Tradition wirklich sehr nett. So manch einer übertreibt es halt dann auch schon mal, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Eine meiner Mitbewohnerin hab ich vor Mitternacht ins Bett gebracht, weil sie nicht mehr stehen konnte und die andere Mitbewohnerin musste am nächsten Tag ins Krankenhaus, weil sie hingefallen ist und solche Schmerzen im Knie hatte. Also ein sehr aufregender Vappu.
Ein wenig fleißig war ich auch. Alle meine Kurse hab ich nun abgeschlossen und ich muss sagen, ich hab mich sehr gut geschlagen. Ich habe meine Ziele erreicht und es ist nun schon ein Ende in meinem ganzen Masterstudium in Sicht. Ein Ausrutscher ist dabei, aber ich hatte keine Zeit die Prüfung zu wiederholen. Hier ist es ganz normal, dass jeder eine gute Note haben will, daher machen viele die Prüfung nochmal, damit sie mindestens eine zwei haben (drei in Ausnahmen). Grundsätzlich ist mir aber schon aufgefallen, dass es hier um einiges leichter ist. In den meisten Kursen, die ich belegt habe, mussten wir „nur" Arbeiten schreiben und keine Prüfung ablegen. Natürlich ist die Frage, wo lernt an mehr … Aber ich denke, dass von uns auf jeden Fall mehr verlangt wird und wir mehr lernen müssen. Obwohl ich auch sagen muss, das System hier hat auch Vorteile und oft bleibt einen mehr Zeit sich selbst weiter zu entwickeln. Ich hatte einen Kurs, der bestand aus der Vorlesung selbst und zu Hause mussten wir uns Videos von Vortragenden aus amerikanischen Unis ansehen und darüber ein „Learning Diary" schreiben. Das Prinzip von diesem Tagebuch ist, Dinge zusammen zu fassen in eigenen Worten und die eigenen Gedanken zu beschreiben. Das heißt, was ging einem durch den Kopf, was hat man weiter recherchiert usw. Man hatte hier also viel Zeit sich mit Dingen zu beschäftigen, die einem selber interessieren und das fehlt oft bei uns. Wir „rennen" oft von einer Prüfung zur nächsten ohne uns viele Gedanken zu machen bzw. Dinge in Büchern nachzulesen. Das habe ich schon sehr genossen. Und ja natürlich ist es dann leichter, eine gute Note zu bekommen. Ich hab hier einen Freund, der den kompletten Master in Public Health macht, erzählt, dass wir oft zwei bis drei Wochen für eine schwerere Prüfung lernen mussten und damit meine ich wirklich lernen. Ich hatte das Gefühl, dass das hier nicht so viele machen, wirklich mal zwei Wochen fast jeden Tag in der Bibliothek sitzen und lernen. Zum Beispiel hatte er letzte Woche eine online Prüfung, die man auch zu Hause absolvieren kann und man konnte sämtliche Unterlagen, Internet usw. nutzen. Er erklärte mir dann, er hatte eh „nur" zwei Stunden Zeit für fünf Fragen, die mit einem Essay beantwortet werden müssen. Ja … ein Lachen ist mir schon ausgekommen. Also so viel zu dem System hier und in Wien.
Meinen Besuch im April will ich auch nicht unerwähnt lassen. Raphi, die Finnland Liebhaberin besuchte mich für einige Tage und fühlte sich gleich wieder wie zu Hause in ihrem geliebten Finnland. Sie war total begeistert von allem und ich glaube wir haben ca. 1000 Fotos gemacht. Für einen Mädelsabend kochten wir gemeinsam Kaiserschmarrn, der super ankam. Danke, an dieser Stelle für deinen Besuch. Sie ist genau im richtigen Moment gekommen, da ich davor viel zu tun hatte und eben die eine Prüfung verhaut habe, hat sie mich super abgelenkt. Danach kamen auch schon Amanda, Shelly und Helmuth angeflogen. Gemeinsam ließen wir uns es sehr gut gehen und ich hatte den Eindruck, sie konnten sich diese Tage bei mir erholen und ein wenig abschalten. Ich zeigte ihnen wie schön auch die Natur sein kann. Wir gingen Essen und in ein super gemütliches Kaffee und kamen vor lauter Tratschen und Lachen fast gar nicht mehr zusammen. Mein Zimmer wurde in ein Matratzen-Lager umfunktioniert. Mit allen anderen der Kuntokuja-Familie hatten wir auch ein Abendessen und wir kochten Gröstel. Danke auch an euch, dass ihr mich besucht habt und wir so schöne Tage verbrachten, in denen ich mich wieder wie zu Hause fühlte. Ich werde euch (Amanda, Helmuth, Raphi und Shelly) das nie vergessen und danke nochmal für eure leckeren Mitbringsel.
Ansonsten gab es wieder unzählige Abendessen, Barbecue und Partys hier. Ich habe schon viel von den anderen Ländern gelernt. Die Polizei kam eigentlich fast immer und beendete die Party. Sauna stand fast immer am Dienstag und am Donnerstag am Programm und gemeinsam in einer Mädelsrunde genossen wir die Stunden dort. Letzte Woche hatten wir eine Abschlussgala für alle Erasmus-Studenten direkt neben den See von der Uni. Wir hatten totales Glück mit dem Wetter, es war so warm und mittlerweile ist es schon fast 24h hell. Ist wirklich schräg, wenn man um drei in der Früh nach Hause geht und es ist so hell, als würde man gerade um sieben in der Früh auf ein Frühstück gehen. Mittlerweile ist schon alles grün und einfach nur wunderschön hier.
Gestern war ich auch nochmal in der Smoke-Sauna und diesmal ging es zur Abkühlung nicht mehr in den gefrorenen See. Aber, wie ihr mich kennt, selbst das war mir viel zu kalt. Haha. Schwimmen war für mich nicht drinnen. Wie gesagt, wir hatten jetzt auch eine Zeit lang immer so um die 25 Grad und daher konnten wir hier in Puijonlaakso den Strand am See schon genießen. Das ist wirklich sehr nett dort und ich glaube ich hab sogar ein bisschen Farbe mitgenommen. Alle sind furchtbar neidisch (aber wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich im Dezember noch in Thailand war). Achja, und eine Freundin, die gegenüber von mir wohnt, hat zwei spanische Mitbewohnerinnen bekommen und die können nicht so gut Englisch. Ich hab einmal angeläutet und gefragt, ob sie da ist, und sie so, nein, ich richte ihr aus, dass du da warst, wie ist dein Name? Ich so, Carmen. Dann schaut sie mich an, ähm, warum sprichst du dann Englisch? Because: NOOOO ESPANJOL :D Jetzt grüßen sie mich immer mit „Hola, Carmen" und haben mich auch schon gefragt, warum ich eigentlich Carmen heiße, wenn ich doch gar nicht aus Spanien bin, noch dazu bin ich eher dunkler, das gibt's ja gar nicht. Jaja :D
Vorletztes Wochenende war der Red Bull 400m Lauf hier in Kuopio. Dabei laufen Männer und Frauen in verschiedenen Gruppen die Sprungschanze hinauf. Ich habe mich nicht getraut mitzumachen und leider hab ich erst dort erfahren, dass es sogar eine Staffel gegeben hätte. Naja, ich habe schon raus gefunden, wo dieser Bewerb in Österreich ist und ein paar Freunde zu Hause habe ich schon vorgewarnt, dass ich uns anmelden werde. Das war wirklich ein lustiges Event und schön zu zusehen wie sich auf allen vieren rauf krabbeln. Ich glaube die schnellste Frau war unter vier Minuten und der schnellste Mann unter drei Minuten. Es hat sogar der finnische Olympia Biathlon Teilnehmer von Sotschi mitgemacht. Typisch Red Bull halt - ein sehr cooles Event.
Ich glaube, ich sollte alles Wichtige erwähnt haben. Meine letzte Woche hier in Kuopio ist schon fast wieder um und bevor es nach Hause geht, werde ich noch von drei weiteren Städten hier in meinem Blog berichten. Also, es ist für euch (und für mich) noch nicht ganz vorbei.
Liebe Grüße, Carmen
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