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Holger in Peru
Buenos dias!
Montag frueh um 8 Uhr war es soweit! Ein grosser Jeep mit Allradantrieb hielt vor meinem Hostel. Die Besatzung war: Kevin,Francis und Patrice aus Quebec-Kanada, Louis aus Frankreich und Mariano aus Argentinien. Ich war sehr positiv ueberrascht, da alle in meiner Altersklasse waren und den Willen hatten den Vulkan zu besteigen. Die fuenf kannten sich bereits aus ihrem Hostel. Nach der Erfahrung von letzter Woche also ein starker Qualitaetssprung. Waehrend der knapp zweistuendigen holprigen Fahrt zum Fusse des Berges wurde noch das ein oder andere Mal angehalten um die mangelnde Ausruestung einiger Bergbezwinger in spe, zu erweitern. Ich wurde zuvor schon etwas komisch angeguckt, da ich meinen grossen Rucksack mitgenommen hatte, da ich ja wusste, dass es Zelt, Schlafsack, Isomatte und minimum 5 Liter zu trinken zu schleppen gab. 2 der Jungs hatten ihren kleinen Rucksack dabei, von Bergsteigerschuhen und Wasser keine Spur, also verzoegerte sich die Fahrt noch ein wenig, da es allerhand zu organisieren gab. Am Fusse des Vulkans auf 3400m wurden wir dann abgesetzt und haben uns mit der Gruppe ausgetauscht, die den Tag zuvor den Gipfel in Ansturm genommen hatte und nun wieder nach Arequipa gefahren werden wollte. Von den 4 Leuten haben es zwei nur bis zum Basiscamp geschafft, einer hat kurz vorm Krater aufgegeben und einer hat es bis zum Gipfelkreuz geschafft. Das war natuerlich nicht gerade das, was wir hoeren wollten, liessen uns davon aber nicht entmutigen. Die Gruppe hatte die noetige Ausruestung im Basislager gelassen, es gab jedoch noch 1 Zelt, 2 Schlafsaecke und Isomatte, die zum Camp hinaufgetragen werden mussten, da wir 2 Leute mehr waren. Es zahlt sich manchmal einfach nicht aus, gut ausgestattet zu sein, denn da ich den groessten Rucksack hatte, habe ich Zelt und Schlafsack aufgebrummt bekommen, aber davon war ich ja sowieso ausgegangen. Dann ging es los. In schoenem Sonnenschein folgten wir unserem Guide Roy in die Hoehe. Er ging in einem gemaechlichen Tempo voran, fuer das ich sehr dankbar war, denn ich habe schon auf den ersten Metern gemerkt, dass mir die Wanderung der letzten Woche doch noch in den Beinen steckte. Der Weg war ueberwiegend steinig und uneben, das sollte uns schonmal auf die kommenden 2 Tage einstimmen. Der erste Tag diente vor allem zur Akklimatisierung. Der Franzose und ein Kandier hatten sich zuvor schon in Bolivien akklimatisiert, das merkte man auch, da sie ziemlich fit waren. Die anderen 3 waren ueber die halbstuendig stattfindenden Pausen auch nicht gerade undankbar. Nach 4 Stunden hatten wir das Basiscamp auf 4500m erreicht und unsere Zelte bezogen. Von unseren 5 Litern Wasser traten wir jeder 1,5 Liter an den Guide ab, damit er uns was leckeres zaubern konnte. Roy fing an Essen zu kochen und wir waren froh die erste Etappe unbeschadet geschafft zu haben und genossen den Ausblick. 15 Uhr gab es dann Spaghetti. 15.05 Uhr begann es zu regnen, also wurde im Zelt gegessen. Der weitere Plan sah vor, dass es 18 Uhr Abendbrot gibt und danach Schlafenszeit war, da der Aufstieg zum Gipfel um Mitternacht fortgesetzt werden sollte. Nachdem wir das schockierend vernommen hatten (wir dachten es ginge um 3 Uhr frueh wieder los) haben wir uns die Zeit im Zelt vertrieben. Ich teilte mir ein Zelt mit Kevin aus Kanada. Den Regen begleitete ein imposantes Donnern, das war ein bisschen beaengstigend, hatte aber keine Konsequenzen. Kurz vor 18 Uhr hatte es aufgehoert zu regnen, sodass wir unsere Abend-Suppe im Freien als ganze Gruppe geniessen konnten und den Sonnenuntergang bewundern konnten. Dann war "Schlafenszeit". Aus Berichten aus dem Internet wusste ich schon, dass es nicht gerade die komfortabelste Nacht werden wuerde. Das Zelt war relativ klein, nicht fuer Leute die groesser als 1,80m sind ausgelegt (Kevin ist 1,90m), und da es geregnet hatte, war das Zelt auch dementsprechend feucht. In dieser Hoehe war es auch ziemlich kalt, deswegen habe ich ein paar weitere Schichten Kleidung angezogen. Aber irgendwie musste man ja Kraft sammeln fuer den naechsten Tag, sodass ich auch ein paar Stunden geschlafen habe, wobei ich zwischendurch relativ haeufig wach da lag. Als Kevin meinte es waeren Tiere draussen(ich war der Meinung es war Wind), die um die Zelte herumstreifen, konnte ich gleich viel besser schlafen ;) Punkt Mitternacht wurden wir von unserem Guide geweckt. Als wir aus dem Zelt krochen hatten wir einen wunderbar klaren, wolkenlosen Blick auf das beleuchtete Arequipa. Am Nachmittag war vor lauter Wolken nichts zu sehen.Die Wind-Tiere waren laur Aussage vom Guide tatsaechlich Fuechse, die unser Essen bemerkt hatten. Nach einer Tasse Kokatee hiess es: "Schnappt euch das Noetigste und dann auf den Gipfel mit euch" Die schweren Rucksaecke vom Vortag liessen wir im Basiscamp und so zog ich mit meiner waermsten Ausstattung, die ich aufzubieten hatte, Stirnlampe, Muetze, nicht besonders waermenden Handschuhen, ein paar Keksen, meinem Beutel Kokablaetter und 1 Liter Wasser bei ca. 3 Grad in die Dunkelheit. Das Tempo war wieder recht gemaechlich, aber es war schwer bei der Dunkelheit die Schritte richtig zu koordinieren, zumal es steil Felsen bergauf ging. Die Stirnlampen waren zwar ausreichend, aber bei Tageslicht zu klettern waere sicher angenehmer gewesen. Ich hatte mir fuer die Tour noch 2 Nordic-walking-Stoecke organisiert und war sehr froh, dass ich sie hatte, denn sie gaben doch sehr viel Halt wenn man doch mal einen unsicheren Schritt tat. Je hoeher man kam, desto kaelter wurde es und die Zeit zwischen den Pausen wurde immer kuerzer. Der Franzose und ein Kanadier waren nach wie vor topfit, ich konnte das Tempo auch gut mithalten, aber die anderen 3 bekamen zunehmend Probleme mit der Hoehe und wurden langsamer. Das kam mir zu gute, da ich die Pausen als sehr angenehm empfand, obwohl es dann natuerlich auch kaelter wurde. Es wurde dann versucht mit Wasser und Kokablaettern der Hoehenkrankheit entgegen zu wirken, doch wir mussten alle 15 Minuten auf die 3 warten. So verging Stunde um Stunde und wir kamen dem Ziel des Gipfelkreuzes immer naeher. Die beiden Kanadier hatten sich erstaunlicherweise wieder gut erholt, was ich nicht fuer moeglich gehalten haette, aber der Argentinier musste knapp eine halbe Stunde vor erreichen des Kraterrandes aufgeben. Jedoch ist das Aufgeben gar nicht so einfach wie es sich anhoert. Der Rueckweg wuerde ein anderer sein als der Aufstieg, sodass man nicht einfach irgendwo sitzen bleiben konnte. Man muesste sich noch einige Zeit weiterschleppen um an markanten Punkten zu warten, die auf dem Rueckweg zu sehen waeren. Den Weg den man gekommen war, wuerde man auch nicht wiederfinden. Ausserdem war es so kalt, dass es eine noch groessere Tortur gewesen waere in der Kaelte ein paar Stunden sitzen zu bleiben. Nichts desto trotz ging es fuer Mariano kurz vor Erreichen des Kraters nicht weiter. Da die Sonne mittlerweile im Begriff war aufzugehen und es heller wurde, gab der Guide dem Franzosen, der mit Sicherheit die groesste Erfahrung im Bergsteigen hatte, die Anweisungen wie wir zum Krater und anschliessend zum Gipfelkreuz kommen. Anschliessend hat er sich um Mariano gekuemmert. Als der Krater nur noch ein paar Meter entfernt war habe ich es uebertrieben und bin zu schnell gelaufen. Gefuehlte 3 Meter vorm Rand des Kraters bekam ich einen Wuergeanfall(ich hatte zum Glueck nichts gefruehstueckt, denn Essen und Hoehe vertraegt sich nicht so gut), der mir eindeutig zu verstehen gab, dass ich kurz vorm Ziel doch besser mein Tempo beibehalten sollte, sonst wuerde es mit dem Gipfelkreuz doch nichts werden, denn das war laut den Anweisungen des Guides noch 30 Minuten vom Kraterrand entfernt. Auf dem Kraterrand gab es eine kurze Verschnaufpause, in der unser Guide auf einmal auftauchte und uns sagte, wie wir absteigen sollten, da er mit dem Argentinier schon zum Basiscamp zurueck gehen wuerde. Die Anweisung war ganz einfach: "Rennt das Aschefeld runter". Ich habe ihn unglaeubig angeguckt, denn da war zwar ein riesiges Aschefeld, aber dieses war so steil, dass ich nicht auf die Idee gekommen waere es auch nur zu betreten. Aber er meinte es waere der schnellste und einfachste Weg wieder zum Basiscamp zu gelangen. Darum wuerde ich mich spaeter kuemmern, denn die naechste Etappe hiess "Gipfelkreuz". In Schneckentempo schritten wir also zu fuenft, den mit Abstand steilsten Teil der Expedition hinauf zum hoechsten Punkt des Vulkans auf 5822m. Punkt 6 Uhr in der Frueh war das grosse Ziel erreicht!(auf dem Foto sind meine 4 Mitbezwinger zu sehen) Der Begriff Gipfelsturm bezieht sich also eher auf die klimatischen Verhaeltnisse, denn es wehte dort oben ein verdammt starker kalter Wind, sodass man auf seine Sachen sehr gut aufpassen musste, damit sie nicht weggeweht werden. Der Ausblick war gigantisch, es war mittlerweile richtig hell und man konnte die umliegenden Berge und Vulkane wunderbar sehen, da die Gipfel genauso wie wir ueber den Wolken lagen. Den Runden Krater des Misti konnte man von oben auch sehr schoen sehen, leider konnte man nicht hineingucken, denn der Misti ist ein noch aktiver Vulkan, von dem man ab und an das Brodeln der Lava hoeren soll wenn man oben ist. Ich konnte jedoch vor lauter Wind nichts hoeren. Nachdem wir ein paar Minuten auf der Spitze verbracht und die umliegende Landschaft betrachtet haben, zahlreiche Fotos geschossen, uns von den Strapazen des Aufstiegs erholt und uns zum Erfolg der Erklimmung des Gipfelkreuzes gratuliert haben, ging es wieder hinunter zum Kraterrand. Der anschliessende Abstieg durch das Aschefeld war wirklich eine krasse Erfahrung. Man rennt einfach drauf los (mancher schneller, mancher langsamer) und treibt dann nach unten. Lawinengefahr bestand keine. Nach 1,5km Abdriften erreichten wir dann das Basiscamp in dem Roy und Mariano schon auf uns warteten. Dort mussten die beiden konditionell schwaecheren Kanadier und ich uns erstmal eine Viertelstunde ausruhen, denn ich war vollkommen am Ende, ich kann mich nicht errinnern, dass ich schonmal so gelitten habe wie an diesen beiden Tagen. Sowohl die Kaelte als auch die Beine machten mir ordentlich zu schaffen. Trotzdem musste das gesamte Basiscamp abgebaut werden, da sich nach uns keine Gruppe angekuendigt hatte und die Zelte nicht dort oben stehen bleiben sollten. Meine Argumentation zog, dass ich schon den ganzen Kram hinaufgetragen habe, sodass ich nur ein paar Isomatten hinunter zu tragen hatten. Der Franzose und der fitte Kanadier trugen folgerichtig das meiste Gewicht ;) Nach einer weiteren Stunde Abstieg ueber Aschefeld und Felsweg kamen wir um 08.30 Uhr wieder am Ausgangspunkt der Tour an, wo wir noch 1 Stunde ausharrten, ehe wir wieder nach Arequipa gefahren wurden. Das mir angebotene Bier habe ich an den Guide abgetreten, da ich erstens komplett fertig war und zweitens sofort im Auto eingeschlafen waere wenn ich es getrunken haette. Drittens kommt hinzu, dass ich mit dem Franzosen und dem Guide im "Kofferraum" lag(!!!) und die Wegstrecke ziemlich holprig war, sodass die anderen von ihrem Bier nur die Haelfte trinken konnte und die andere Haelfte im Auto verteilte.
In Arequipa wieder angekommen gab es dann erstmal ein Belohnungseis und im Hostel eine ausgiebige heisse Dusche. Den Rest des Tages habe ich ueberwiegend in der Haengematte des Hostels verbracht.
Trotz all der Qual, die dieser Aufstieg mit sich fuehrte war es eine gigantische Erfahrung und der Ausblick vom Gipfel hat alles wett gemacht, dennoch werde ich die naechsten Tage beim Laufen vermutlich noch oft an die Tour erinnert werden ;)
Das war vorerst der letzte Blogeintrag, da ich ab Freitag das Glueck habe meine Reise nicht mehr alleine bestreiten zu muessen, denn ich bekomme traumhaften Besuch. Die naechsten 2 Wochen werden Isa und ich durch den Sueden von Peru touren. :) Unsere Ziele sind der Colca Canyon, Titicacasee und Cusco mit dem Machu Picchu. Das werden 2 wunderschoene Wochen von denen ich dann Mitte Maerz berichten werde.
Bis dahin, viele Gruesse nach Deutschland,
Holger
- comments
Rainer Herr Toll, toll, toll!! Herzliche Gratulation!! Ich kann dir die Schmerzen und das Fertigsein nachfühlen. Mir ging es genauso. Allerdings habe ich das Bier dann noch getrunken und bin heute noch erstaunt, dass es mich nicht umgehauen hat. Aber der Körper war so leer, dass er alles, was ihm zugeführt wurde in Stärkung umgesetzt hat. Das eine kann ich dir verraten: die Schmerzen vergehen mit der Zeit aber der Stolz über das Geschaffte bleibt dein ganzes Leben lang! Bin schon gespannt auf deine Bilder. Aber nun erst mal eine ruhige Zeit in Zweisamkeit. Viele Grüße von Heike und Rainer.
Michael Schneider Michael Schneider. Ich habe all deine Einträge sehr aufmerksam gelesen. Hut ab, du kannst Stolz auf deine Leistung sein und wirst dich lange an diese schöne Zeit erinnern. Ich wünsche euch beiden noch eine schöne erholsame Zeit und bin neugierig auf weitere Fotos daheim. Viele Grüße Michael