Profile
Blog
Photos
Videos
Da es in meinen meisten Blogeinträgen eigentlich nur um Vergnügen und herrliche Reisen geht, widme ich mich heute mal ernsteren Themen. Hier in Mexiko bekomme ich viel deutlicher mit, wie grausam diese Welt eigentlich ist. Und dies ist keinesfall pessimitisch, sondern pure Realität. Beginnen wir doch einfach mal mit meinem Mitbewohner Gil. Sein Leben könnte aus einem ziemlich traurigen Film stammen. Mit 12 Jahren hat er angefangen, an einer Supermarktkasse die Einkäufe der Kunden in Plastiktüten zu packen. Mit 14 ist er (natürlich ohne Führerschein) in einer riesigen Fabrik Gabelstabler gefahren... und so setzten sich seine Jobs fort. Den meiner Meinung nach grausamsten und unmenschlichsten hatte er jedoch in Kanada. Dorthin ist er, als er 20 war ausgewandert, auf der Suche nach einem besseren Leben. Sechs Tage die Woche musste er 12 Stunden täglich am Fließband einer Hühnchenfabrik arbeiten... und das vier Jahre lang. Er hat geschuftet wie ein Tier, wie ein kanadischer Einwohner Steuern bezahlt und dabei um seine Aufenthaltserlaubnis gekämpft. Außerdem hat er eine Kanadierin geheiratet. Schließlich wurde er ausgewiesen, mit der Begründung, seine Ehe sei nur gespielt. Wenn er mit seinen Geschichten anfängt, wird mir mehr als nur flau im Magen. Der Knaller kam dann noch vor ein paar Tagen. Gil arbeitet neben der Uni als Schauspieler in einem Theater, das ihn aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht pünktlich bezahlen konnte. Gil war daher komplett pleite und konnte sich nichtmal etwas zu essen leisten... er hat drei Tage lang gehungert und uns nichts gesagt.. erst als er wieder Geld hatte.
Dienstags hatte ich immer das Fach Menschenrechte. Die dort besprochenen Themen waren auch echt traurig.. Menschenhandel, Organhandel, Beschneidung in Afrika, Bedrohung der mexikanischen Reporter...
Nebenbei natürlich noch der Fall der 43 verschwundenen Studenten von Ayotzinapa, die Straflosigkeit in Mexiko und überhaupt kein Ausweg aus dieser allgemeinen Situation des Landes.
Guatemaltekische Migranten, die auf dem Weg in die USA auf Zugdächern durch Mexiko reisen, von denen 80 Prozent der Frauen vergewaltigt werden..
Da kann ich Menschen in Deutschland, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen protestieren keineswegs verstehen. "Deutschland könnte den Bach runtergehen..." Ganz ehrlich, wir leben in Deutschland im Paradies und bekommen von den Weltproblemen nur etwas über die Nachrichten mit. Etwas Toleranz und Offenheit gegenüber Fremden, die Grausames erlebt haben, wäre da mehr als angebracht.
- comments
Papa Joe Hi Hanna, danke, dass du uns ein wenig die Augen öffnest. :-) Und geht es doch allen verdammt gut!