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woche 3 hier im land des staunens wo man wachpersonal nicht ansprechen darf, wo mandarinen und orangen normalerweise grün sind statt orange, wo einem jeden tag neue lebensmittel und spezialitäten zum probieren angeboten werden (entdeckung der woche: pao de queijo - brot mit käseteig!) und wo männer absurde vornamen haben! zum beispiel anderson. oder wellington. oder (ganz großartig) kleber! beziehungsweise cleber! hatte ich letztens jeweils einen davon in einer schülergruppe. und als sie bei der vorstellungsrunde dann gesagt haben "ich bin kleber mit k!" "und ich bin cleber mit c!" hab ich ja erst gedacht die machen spaß. aber nee. die heißen echt so...aber mein absoluter favorit ist wagner! anderswo ein nachname, hier ein gängiger vorname. wasses alles gibt!
mittlerweile fühl ich mich auch schon ein wenig heimisch u fahre sehr weltmännisch alleine nach SP ins zentrum. ja, ich weiß. SP ist dreckig. und laut. und voll mit autos und abgasen. und nervig. und direkt neben dem berufsverkehr ziehen bullen mit maschinengewehren eine drogenrazzia durch. aber so erschreckend das alles ist - irgendwie ist diese stadt trotzdem auch sympathisch. vor allem wenn man direkt bei der avenida paulista in einer kleinen grünen seitengasse eine freiluftbar entdeckt, wo es alle brasilianischen leckereiern in veganer form gibt (coxinhas mit sojahack ), dazu leckere säfte und veganen kuchen für einen super preis. und wenn man da so sitzt und tatsächlich mal die sonne rauskommt (nicht so selbstverständlich in der regenzeit). oder wenn man, egal in welches geschäft oder welche einrichtung man geht, die leute so furchtbar nett und hilfsbereit sind und niemals ungeduldig werden, obwohl mein portugiesisch eine katastrophe ist. oder einem an jeder bushaltstelle die leute ganz herzlich in ein gespräch verwickeln und sich freuen, dass man hier ist um ihr land kennenzulernen. oder wenn man nachts (die einzige tageszeit wo man einigermassen staufrei vorankommt) im auto mit lauter musik durch die straßen braust, was durch die bergige lage der stadt ein gewisses achterbahngefühl im magen aufkommen lässt. und wenn dann die lichter der stadt so vor einem liegen. dann kann man SP sogar liebhaben.
letzten samstag habe ich dann auch meine erste begegnung mit dem saturday nightlife. in einem club in liberdade (dem japanischen viertel von SP), wo ein paar bärtige hippster mit wollmützen indiemusik aufgelegt haben. was mich etwas verstört hat, war der anblick der knutschenden menschen. nicht dass ich nicht an knutschende massen in diskotheken gewöhnt bin. das spannende war das WIE bei der sache. und nach einer stundenlangen beobachtenden feldstudie kann ich sagen: die knutschen anders als wir europäer! irgendwie sieht es ganz anstrengend aus. ziemlich verdreht, mit so wellenförmigen bewegungen nach rechts und links. und das merkwürdige: sie halten die arme immer so weit oben. also die frauen haben die arme um den hals von den männer und die männer packen die frauen die ganze zeit am hinterkopf. irgendwie ziemlich machomäßig... und auch wie die konstellation zu stande kommt. ein mann schlendert auf eine frau zu und fragt dann: "wollen wir uns küssen?". oder er fragt gar nix. sondern er küsst sie einfach. dann küssen die sich und manchmal gehen die männer dann weiter zur nächsten. hier verliert man halt keine zeit und nimmt den direkten weg.
aber wie sagt man so schön: andere länder...
besonders interessant wird es so ab 4.30h, eine uhrzeit wo es ja auch in deutschland einige noch eilig haben, etwas aufzutun. und auch in brasilien gibt es dafür ein wort: xepa. eigentlich der ausdruck wenn man zu spät zum markt kommt, und man aus dem restlichen zermatschten obst noch das beste raussuchen muss.
wer dann was geangelt hat, fährt unter umständen in ein motel. das ist nämlich hier keine harmlose herrberge für durchreisende sondern ein stundenhotel. und wird gerne genutzt, da die leute wohl zuhause nicht so ungestört sind, wenn sie bei ihren eltern wohnen. diese motels sind oft an den schnellstraßen, zum teil riesengroß und haben oft auch ein thema!!! auf dem weg ins centro kommen wir z.b. immer an einem "Ägypten"-motel in tempelform vorbei. wissen die götter was es da alles zum ausprobieren gibt...
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