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Ogilvie Station - ein vollkommen neu gebauter Bahnhof, riesig, ganz den umliegenden Gebäuden entsprechend. Wir sitzen auf unseren Koffern, sozusagen, und nutzen das WiFi, das hier ganz selbstverständlich in jedem Café zur Verfügung steht. Nachher geht's mit dem Zug aufs Land, zu Chris Chakoian in Lake Forest, dem grössten zusammenhängenden Park mit englischem Rasen, den ich je gesehen habe. Liegt direkt am Lake Michigan, ist vergleichbar mit unseren Zürichseegemeinden. Nur dass hier die Häuser überall weit auseinander liegen und das Gemeindegebiet deshalb etwa so gross ist wie die Fläche der Stadt Zürich. Das sind halt einfach andere Dimensionen.
Gestern haben wir zum Frühstück CarolAnn und Dave von Scupe getroffen. Das war ein herzliches Wiedersehen! Ich habe ihnen eine Ausgabe von Vincents documentary film mitgebracht, dazu auch eine Peter Roth-CD und eine Grusskarte der Zürcher Kirche. Wir hatten ein sehr anregendes Gespräch, in dem wir einige Dinge klären konnten, so z.B. die aktuellen Zuständigkeiten auf unserer Seite. Sie freuen sich auf die entsprechenden Kontakte. Ich glaube, es war gut, dass wir das so Auge in Auge jetzt mal tun konnten. Ich werde über dieses Gespräch im Detail mündlich berichten.
Anschliessend trafen wir Judy Watt, die wir in den Gottesdiensten am Gründonnerstag und am Karfreitag schon erlebt hatten. Sie ist an der 4th Presbyterian Associate Pastor, responsible for pastoral care. Das heisst hier: vor allem zuständig für die Gewinnung von Freiwilligen, die Besuchsdienst und Sterbewachen und Sozialdiakonie im weitesten Sinne machen, dann deren Betreuung, Schulung und Schutz!, damit sie nicht für Arbeiten missbraucht werden, die andere tun sollten. Interessant. Im Moment sind das 50 Personen, die Arbeit für die 4th Presbyterian als Freiwillige in der Seelsorge leisten. Bei einer Gemeindegrösse von gegen 5000. Wir fragen Judy Löcher in den Bauch: "Tithen" die Mitglieder hier? Nein, die meisten nicht. Viele geben gar nichts, und nehmen die Kirche trotzdem in Anspruch, einige wenige finanzieren die Kirche, die sehr viel Geld haben. Das ist sehr interessant, weil man so schnell in eine andere "Tax"-Kategorie kommt und mehr aus das Ausgegebene wieder einspart! Wir fragen sie auch nach den Vor- und Nachteilen des Senior-Assosiate-Pastors-System: Sie meint die Nachteile seien, dass so immer weiter zementiert werde, dass die Hierarchiespitze weiss und männlich sei, und dass sie so quasi "locked in the system" seien. Es hänge alles davon ab, wie der Leader seine Rolle fülle. Wenn er das gut mache, nehme er Lasten und Verantwortungen von den Schultern der Associate Pastors und so die Team-Arbeit verbessern. Wenn nicht, sei das System eine grosse Last. Schwierig sei einfach, dass die Männer einander "back-up" geben und so einander immer wieder in die Leitungspositionen hieven. Der Senior-Pastor macht in der Regel die meisten GD, das heisst er wird entsprechend ausgesucht, und dazu ist er Head of Staff. Leider haben nicht alle Senior Pastors Verkündigungskompetenzen und Managerkompetenzen gleichzeitig. Das führt oft zu Problemen. Manchmal löst eine Gemeinde das so, dass sie einen Executive Assiociate Pastor anstellt, der dann Geschäftsführungsaufgaben hat. Ich frage danach, wie es ihrer Ansicht nach mit der Zufriedenheit im Pfarrberuf aussehe, einfach aus ihrer Warte. Sie war ja lang auch im Einzelpfarramt in einer kleinen Gemeinde. Ihrer Ansicht nach ist die fehlende Anerkennung im Lauf eines Berufslebens einer der Grundprobleme im Pfarrramt. Man/frau geht mit Erwartungen ins Pfarramt, etwas Gutes zu bewirken, am Reich Gottes mitzubauen, was auch immer. Und im Lauf des Berufslebens kommt nicht die Antwort: Ja, das hast du getan, und zwar gut. Sondern es kommen immer neue Ansprüche auf die Pfarrperson zu. Das laugt auch aus. Es ist anspruchsvoll, da in der Balance zu bleiben und sich das zu holen, was man auch an spiritueller Nahrung braucht, um das auf lange Sicht durchzustehen und weiterhin gut zu machen. Ich spreche auch die Löhne an: sind sie überall gleich. Nein, es gibt zwar ein Minimum Payment, aber gegen oben ist die Skala offen. Man kann das übrigens nachschauen unter www.pensions.org, und da unter "clergy salaries" die Lohnskala aufrufen. Beid er Frage nach dem "Monitoring" des Pfarramts lacht sie: nein, das gäbe es nicht. Die Presbyters (analog unseren KP-Mitgliedern) seien in der Regel froh, wenn der Pastor "happy" sei. Lieber keine Probleme. Wenn es Probleme gibt, steht aber eine zentrale Kirchenleitung zur Verfügung (zur Not). Sabbaticals gibt es nicht einfach so: das muss bei Stellenantritt ausgehandelt werden.
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