Profile
Blog
Photos
Videos
Hey, what´s up my friends?
In 32 Tagen werde ich nach New York fliegen, dann 4 Tage später zurück nach Hamburg fliegen und schließlich 8 Tage später für 5 Wochen mit Sonja nach Bangkok düsen, um von dort aus zu reisen.
Es wird Zeit, dass ich aus Cincinnati komme. Der Frühling hier ist schön, aber ich brauche endlich wieder alle Möglichkeiten, die die schönste Stadt der Welt "Hamburg" bietet.
Außerdem habe ich genug Erfahrungen im konservativen mittleren Westen der USA gesammelt und muss feststellen, dass ich diese Welt hier nicht revolutionieren kann.
Das was ich am Meisten vermissen werde, ist das Leichtathletikteam. In Indianapolis konnte ich vor zwei Wochen, um 23 Uhr auf dem Sportplatz auf dem Carl Lewis einen 200m Weltrekord gelaufen ist, endlich wieder an meine 5000m Bestzeit ranlaufen (15 Sekunden schneller als beim Wettkampf davor) 19:15. Letzten Sonntag bin ich beim "Flying Pig Cincinnati Halfmarathon" mitgelaufen, 13. Frau geworden mit 1:32 (das sind 6 Minuten schneller als letztes Jahr in Hamburg). Ich habe jetzt vor im September in Berlin den Marathon zu laufen. Nächsten Freitag laufe ich das letzte Mal als Cincinnati Bearcat in Louisville, Kentucky.
Meine Studenten dieses Quarter sind anstrengend. Das Buch was wir benutzen, versucht eine neue Herangehensweise an Sprache und insbesondere Kultur und dieses Quarter lernen sie so gut wie kein Deutsch, sondern wir sprechen zum Beispiel über Loriot und Karl May. Das hat zur Folge, dass ich Märchenerzählerin spiele und ihnen den Input an wichtigem, kulturellem, deutschen Wissen gebe.
Ich belege zwei Spanischkurse auf verschiedenen Level und beherrsche die Grammatik ziemlich gut. Nur das Sprechen müsste halt geübt werden. Früher oder später werde ich bestimmt nochmal in Mittel- oder Südamerika für eine Zeit leben, sodass ich das auch irgendwann lernen werde.
Einige Mal war ich mit Leuten, die ich kenne, Donnerstags in einer typischen, amerikanischen Bar und habe bis das Licht um zwei/drei Uhr angeht amerikanisches Wasserbier getrunken und Trinkspiele gespielt. Mit den Typen kann man sich ganz gut unterhalten, auch wenn der Gesprächsstoff in einer gewissen Weise oft begrenzt ist. Mit den Mädels ist es schwierig. An die kommt man nicht ran. Ich bin wirklich tired von oberflächlichen "How are you?" und kühlen "hugs".
Mit einigen Typen habe ich gesprochen, die mir stolz ihre "Army" Kette zeigten. Sie erwarten immer, dass man es toll findet, dass sie für ihr Land kämpfen. Es tut mich alles andere als beeindrucken.
Tennis spiele ich dieses Quarter zwei Mal die Woche und werde sogar eine Note dafür bekommen. Der indische Trainer, der uns einfach spielen lässt, hat mir das Wort "Hitler" entgegen gespuckt als er hörte, dass er ich aus Deutschland komme. Ich meinte nur: "Excuse me?" Und er sagt noch "Nazis". Und fragte mich, was das eigentlich bedeutete. Er fragte mich auch aus welcher Stadt ich kommen würde und ob Hitler dort geboren wäre. Ich sagte ihm, dass Hitler in Österreich geboren wurde, was ih ganz erstaunte. Ich habe jetzt jedes Mal vor und nach dem Unterricht einen kulturellen Talk mit ihm, der übrigens Arzt wird, und meistens holt noch Amerikaner dazu und erzählt denen dann erfreut, dass ich aus Deutschland komme. Ein Amerikaner, der Deutsch lernt und dem ich diesen Vorfall erzählt habe, meinte, dass der Inder ignorant sei. Ich finde das nicht. Deren Bildung ist einfach anders und er kann nichts dafür, dass er in der Schule vielleicht nur was über asiatische Kriege gelernt hat. Schließlich ist er interessiert und will jetzt mehr wissen. Im Gegensatz zu den meisten Amerikanern.
Eine meiner Tennispartnerinnen ist nach diese Quarter fertig und sagt, dass sie nicht mal die Stadt verlassen will. Sie wohnt zwar nicht zu Hause, aber 15 Minuten von ihren Eltern entfernt. Selbst Amerikander die gereist sind, machen Aussagen, dass bestimmte Städte, selbst europäische, gefährlich seien. Ich vermute, dass dies der Schlüßel des Problems ist. Ihnen wird immer Angst gemacht. Sie befinden sich ihr ganzes Leben geschützt in einer Welt elementary school, middle school, high school, college, job und church. Alles ist innerhalb dieser Welt und alles ausserhalb ist ihnen suspekt.
Die deutsche Trainerin hat mir erzählt, dass als der Sohn unseres Coaches nach seinem Collegeabschluss nach Europa reiste, sie sagte, dass er endlich mal aus dem System kommt. Unser Coach hat wohl etwas böse geguckt. Aber genau das ist es. Sie sind gefangen in dieser Welt. Lernen keine anderen "Systeme" kennen, entschuldigen alles mit der Größe des Landes und nehmen ihre Welt so hin wie es ist. Keiner will hier was ändern. Zwar beschweren sich alle über hohe college Kosten, die sie ihr ganzes Leben abbezahlen müssen, aber keiner geht auf die Straße und versucht es zu ändern.
Ich weiß Demos, Aufstände und mehr oder weniger radikale Gruppen langsam zu schätzen. Sie sind nötig, auch wenn manchmal zu extrem, um auf Defizite, Problematiken aufmerksam zu machen.
Mich würde interessieren inwieweit dieses System von der Regierung manipuliert wird.
Diese kontroverse Welt zu ändern scheint unmöglich. Ich meine, man hat natürlich auch nicht das Recht dazu, aber mich macht es so böse.
Die konservativen Kirchen regen mich auch auf. Ich muss immer vorsichtig sein, dass ich keine gewagten Aussagen mache. Sie beten für alles, öffentlich, selbst auf facebook...alles schön und gut, ich bin auch christlich, aber das ist zu viel, blind, konservativ, engstirning. Eine Kirche, die gegen Abtreibung, Gay-rights propagiert und die Nächstenliebe in gewisser Weise zu vergessen scheint, ist nicht legitim für mich.
Ich musste feststellen, dass die Westküste viel liberaler ist. Selbst in dem kleinen Dorf in Oregon, in dem ich ein halbes Jahr gelebt habe, habe ich offenere, weltbewusstere Menschen kennengelernt als hier.
Noch 36 Tage dann bin ich in Deutschland. Sehr froh bin ich darüber, dass ich mit Sonja gleich wieder reisen kann, auch wenn die eine Woche in Hamburg zu kurz sein wird, um die gute Luft und die Schönheit der Stadt zu genießen und vor allem Zeit mit euch allen zu verbringen. Das Fernweh wird mich schnell wieder packen. Die Welt ist so schön!
Drei Wochen werde ich von Ende Juli bis Mitte August in Hamburg sein. Dann ab dem 15. August bei der Leichtathletik WM als Volunteer im Athleten Hotel arbeiten und dann....dann werden wir sehen, was man noch so alles machen kann....
See you later,
Tanja :)
- comments