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Flughäfen sind neutrale Orte. Man ist weder fremd noch zu Hause. So bald man ein Terminal betritt, ist man weder in einem noch in einem anderen Land. Ich probiere immer wieder mich vor dem Terminal von einem Land zu verabschieden, aber selbst das scheint nicht wirklich zu funktionieren. Die Luft ist anders. Koffer, Taxis, Buse und die utopische aussehende Umgebung machen die emotionale Verbindung, die zum Aufwiedersehen-Sagen nötig ist, unmöglich.
Mich erschreckt es jedes Mal. Nicht, dass ich Abschiede mögen würde, jedoch glaube ich daran, dass man Zeit braucht, um seinem Inneren die Chance zu geben, die wechselnden Orte zu verarbeiten ohne jegliche Erfahrung zu missen.
Mich umgibt gerade eine vollkommene Neutralität, obwohl meine Gefühle eigentlich klar sind.
Mir wird die USA, Cincinnati, New York,...sehr fehlen. In den letzten vier Tagen in New York City, wurde ich wieder daran erinnert, warum ich reisen so mag. Die Ungewissheit was passiert, ist mein Kick, meine Schule. Vorurteile und Angst haben keine Chance mehr bei mir. Sicherlich kann man schlechte Erfahrungen machen, wenn man seine gewohnte Umgebung verlässt, jedoch machen diese das Ganze nicht negativer.
New York ist für mich eine Stadt, in der ich leben möchte. Die Möglichkeiten und die positive Ausstrahlung, dass alles möglich ist, machen sie so interessant. Überraschungen in kultureller Hinsicht erstaunen einen jeden Tag und man kann sich an nichts gewöhnen. Stattdessen muss man alles genießen. Glücklicherweise habe ich wieder bei einer Couchsurferin geschlafen. Direkt in Brooklyn, Greenpoint Ave. Talisa, ihre Mitbewohnerin Kim, Besucherin aus Montreal Whitney und zahlreiche Freunde der genannten Personen, zeigten mir das wahre New York ohne es zu wissen. Gestern saßen wir bei Erica in einem schnuckeligen, wahrscheinlich überteuerten Wohnung direkt in Lower Manhattan auf einer Picknickdecke mit Wein, Cookies und wechselndem Musik Soundtrack. Drei Schwule, vier Stylo-Mädchen, Talisa und ich. Ich hätte mir keine bessere New York Erfahrung vorstellen können. In dem Moment wollte ich nirgendwo anders sein. Von ihnen wurde ich mehrfach gefragt, ob ich meinen letzten Tag in der City nicht anders verbringen möchte. Nein, wollte ich nicht, denn das war die Stadt, das ist das Gefühl einer Stadt, der Hype von New York.
Natürlich musste am ersten Tag stundenlang zahlreiche "Blocks" killen und die Veränderung der Umgebung von Schritt zu Schritt genießen, aber die Abende in Bars mit Menschen aus aller Welt, die einen unverhofft anquatschen, dir eine fantastische Lebensgeschichte erzählen und noch einen Vodka Orangen kaufen, machen alles so wertvoll.
Fast hätte ich Cincinnati am Mittwoch nicht verlassen. Eine Ansammlung verrückter Umstände, ließen mich einen Flug für Sonntag buchen. Fast hätte ich New York nicht genießen können, selbstverschuldet allerdings. Die Geschichte ist weder traurig noch hat sie ein Happy-End. Erstaunlicherweise bereue ich es nicht $ 100 aus dem Fenster geworfen zu haben für einen Flug den ich nicht brauchte, ewig in Telefonwarteschlangen ausgeharrt zu haben, sowie eine Lügengeschichte gesponnen zu haben, die mir etwas Geld sparen ließ. Nein, mehr verrate ich nicht. Ich mag es nicht blöd dazustehen und das verschmitzte Grinsen der Zuhörer zu sehen.
Die letzten Wochen in Cincinnati waren unglaublich. Hätte ich die Leute, mit denen ich die meiste Zeit verbracht habe, früher kennengelernt, wäre ich vielleicht noch geblendet in Cincinnati geblieben. Da wäre nict schlecht gewesen, hätte auch nicht zu lange angedauert, höchstens ein weiteres Jahr. Nach meinem New York Aufenthalt weiß ich, dass ich dort nicht noch mal leben muss, aber Cincinnati hat eine unverhoffte Schönheit.
Was ich gelernt habe:
- Spontanität ist eine der besten Charakterqualitäten
- Bier und Car Bombs (Guiness Bier in das man ein Schnapsglas mit Bailyes fallen lässt und so schnell trinkt wie möglich) zu trinken ist gar nicht so schlecht
- Natürlichkeit wird am Ende gewinnen
- Chancen eröffnen sich, wenn man weiß, wie man gut aussieht
- Trainiere, lerne hart und du kannst alles schaffen, was du willst
- Zuhören hilft Einiges besser zu verstehen, wird einen selbst aber meistens nicht seine Meinung ändern lassen
- Spreche Englisch, auch wenn dein Akzent nie weg zu gehen scheint
Was das Jahr aus mir gemacht hat:
Ich bin noch verrückter als vorher, wenn man von den allgemeinen Ansichten der Gesellschaft
ausgeht. Das macht mir nichts, denn ich liebe alles was ich mache. Die meisten Menschen vergessen das Positive zu sehen, insbesondere in Deutschland. Die Welt ist zu schön, um lange traurig zu sein über die Dinge die zum Leben gehören. Erfahrungen machen einen letztendlich glücklicher. Natürlich passieren schreckliche Sachen, die einen wütend machen, die man nicht nachvollziehen kann, dem will ich nicht widersprechen.
Ich bin so dankbar für das was ich erfahren durfte.
Unterrichten, laufen, reisen, studieren und Zeit mit unglaublichen Menschen zu verbringen.
Um so öfter ich Deutschand für kürzere oder längere Zeit verlasse, um so deutlicher ist mir, dass es noch für einige Zeit so weitergehen wird.
Ich liebe Hamburg, ich liebe meine Familie und meine Freunde. Meine Vermutung ist, dass gerade, weil ich mich dort so wohl fühlen kann, das Gefühl habe immer wieder aufbrechen zu müssen. Die Bequemlichkeit der Gewohnheit löst in mir ein Gefühl der Langeweile aus. Nicht, dass ich mich nicht zu beschäftigen wüsste, das konnte ich schon mit vier, wenn ich stundenlang mit Puzzeln gespielt habe, aber das Fremdere reizt mich.
In 15 Minuten werde ich das Flugzeug nach Hamburg betreten. Acht Stunden Flug und ich stehe neben dem Laufband, dass meine Taschen in meine Hände befördern wird für kurze Zeit in der Neutralität des Flughafen Fuhlsbüttels. Ich werde tief durchatmen und durch die Schiebetür in die Heimat heraustreten. Meine Eltern werden dort sein, mich umarmen und die kühle, feuchte, nach Sommer riechende Luft draußen wird mich umhüllen in eine schützende Decke. Spätestens in einem Jahr werde ich diese wieder ablegen.
Ich danke euch für emails, Briefe, Pakete, Gespräche und Besuche.
Alles Liebe aus New York,
Tanja
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