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Blog 6: 1.-14.9.2014
Die Intervalle zwischen den Blogeinträgen werden länger - die Vollzeitstelle hat mich gut im Griff (ich wünschte, umgekehrt wäre es auch so).
Hier also das Wichtigste in Kürze:
Vom 3.-5.9. habe ich gemeinsam mit drei ebenfalls neuen DeutschkollegInnen an der dt. Schule in Lomas Verdes eine Fortbildung zum Thema „Deutsch als Fremdsprache" besucht. Mit etwas zu viel Selbstbewusstsein hatte ich im Vorfeld angeboten mit meinem frisch erworbenen Jetta die Transfers nach Lomas Verdes sowie zwischen Hotel und Schule zu übernehmen. Den Weg von La Herradura haben mein Dt.-Fachleiter und ich - abgesehen von einem Schlenker Richtung Toluca - auch morgens um 6 im Dunkeln noch ganz gut gefunden. Ärgerlich an dieser frühen Uhrzeit war nur, dass einer der Seminarleiter aus Xochimilco ca. 3 Stunden zu spät kam. Wir hätten also in aller Ruhe ausschlafen und frühstücken können.
Danach wurde es komplizierter. Eigentlich wollten wir 4 nach nichts weiter als ein paar Kennenlernspielchen in der Mittagspause nur kurz im ca. 5km entfernten Hotel einchecken. Daraus wurde jedoch eine 2stündige Irrfahrt im Regen kreuz und quer durch reißende Wildbäche auf der Fahrbahn. Warum? Weil die Adresse unserer Bleibe auf google maps nicht exakt verzeichnet war und weil uns seitens der Schule niemand gesagt hatte, dass das Hotel so weit von der Straße entfernt liegt, dass man es im strömenden Regen nur dann finden kann, wenn man direkt nach Best Buy rechts abbiegt. Also fiel der 1. Fortbildungsnachmittag buchstäblich ins Wasser, auch weil wir direkt nach der Rückkehr nach Lomas Verdes wieder aufbrechen mussten, da irgendein Termingenie für den gleichen Abend unseren 1. Elternabend in La Herradura angesetzt hatte. Auf dem Weg dorthin haben wir uns abermals gründlich verfahren, so dass wir mit hängenden da leeren Mägen schließlich um 19:00Uhr vor unseren jeweiligen Eltern standen. Die Eltern meiner 1C waren allerdings schnell gewonnen: mit Spanisch. Die schwierige Mutter, vor der ich im Vorfeld gewarnt worden war, verhielt sich katzenfreundlich und zwei Mütter boten mir ihre Hilfe an, sollte ich mal Probleme haben. Nach meiner Präsentation in meiner Funktion als Klassenleitung galt es noch mich in allen Klassen vorzustellen, in denen ich als Fachlehrerin unterrichte. Nachdem ich noch einen bislang autolosen Kollegen aus meiner Nachbarschaft sicher bis vor seine Haustür bugsiert hatte (alleinverdienen Väter von 8 Kindern lässt man halt nicht nachts allein durchs Viertel laufen), fuhren wir 4 DaFler ziemlich erschöpft zurück ins Hotel, das übrigens gar nicht schlecht war: 4 Quadratmeter Bett, Dusche mit Massagefunktion, Kaffeemaschine auf dem Zimmer, beheizter Pool, Whirlpool, Autoparkservice. Nur die Zahlungsmodalitäten hatte man uns schulischerseits genauso unzureichend erklärt wie den Weg, weshalb all der Luxus noch ein unangenehmes Nachspiel hatte.
Die nächsten beiden DaFseminartage waren dann gar nicht so übel. Abgesehen von Stühlen der Kategorie Orthopädenzulieferer und einer unfreiwilligen Ich-schütte-Dir- ne-Flasche-Wasser-in-den-Schoß-Attacke seitens eben jenes Seminarleiters, der bereits am ersten Tag mit Unpünktlichkeit geglänzt hatte, waren die meisten Beiträge zu ertragen. Das Essen war genießbar und einige SeminarteilnehmerInnen ganz nett.
Was allerdings passiert, wenn 2 Profis das Zepter in die Hand nehmen, haben wir (leider) erst am Samstag erfahren: 2 ModeratorInnen, die sonst für VW arbeiten, erläuterten mit gekonntem Infotainment, welche Fettnäpfchen bei der dt.-mex.n Zusammenarbeit wie umgangen werden können.
Am Sonntag hatte ich dann endlich frei und bin am meist regenfreien Vormittag mit einer Mitbewohnerin wandern gegangen. Wo? In Canada, einem kleinen Ort in den Bergen Richtung Huixquilucan.
Die Woche vom 8.-14.9. wurde dann, abgesehen von ein paar Schwierigkeiten mit der Verwaltung, schulischerseits etwas ruhiger. Aber es gibt ja auch noch ein Leben jenseits der Schule.
Seit dem 1.9. habe ich, nachdem Blamberger sowohl im Konjunktiv als auch im Indikativ Präsens noch einmal deutlichst formuliert hatte, dass er mich noch immer für promotionsfähig hält, konkrete Dissertationsabsichten. Hinsichtlich des Themas haben wir vorläufig drei Pflöcke in das steinige Feld der Literaturwissenschaft gerammt: Exilliteratur - diskurstheoretischer Ansatz - 1-2 AutorInnen (Anna Seghers?!). Merkwürdig, dass der Seminarraum in Lomas Verdes über die gesamten 4 Tage „Anna Seghers" hieß. Auch sonst fügt sich hier, seit ich mir sicher bin, dass ich nun doch noch Dr. werden möchte, einiges ganz wunderbar zusammen. Ich scheine da auf dem richtigen Weg zu sein. Die Seghers und auch ihr Umfeld hier in Mexiko erweisen sich nach ersten Recherchen als äußerst spannend. Wow, was für ein Thema!
Außerdem zeichnet sich für die Herbstferien ein Retreat in Medellín, Kolumbien ab, aber dazu mehr im entsprechenden Herbstferienblog.
Außerdem hat mir meine Fachleiterin Englisch nach einem richtig netten Afterwork-Get-Together mit ein paar KollegInnen in ihrer Wohnung, am Samstag probehalber ein Fahrrad geborgt. Das habe ich heute gleich ausprobiert. Bergab fährt es sich hier herrlich. Zur Schule brauche ich nur ca. 15 Min.
Aus der Radlerperspektive fällt noch deutlicher auf, wie verrammelt und hinter NATOdraht verschanzt die Häuser hier in meiner Villengegend sind. In Europa sind diese Hochsicherheitszäune oft weiter weg. Sie stehen in Marokko, Griechenland, auf Lampedusa und in vielen Ausländerämtern. Hier bauen sich die Leute diese Zäune direkt um ihr Haus herum. Die Grenze zur Armut verläuft am Garagentor.
Auf dem Foto seht Ihr einen Morgenblick aus meinem Fenster.
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