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Montag, 03.06.2013
Wir haben eine laute Nacht im Hotel in Cusco hinter uns. Wir hatten ein Zimmer zum Innenhof, in dem scheinbar die gesamte Nacht die Handwerker beschäftigt waren. Überhaupt ist die Lebensphilosophie oder auch die Notwendigkeit der Arbeit in Südamerika eine andere. Hier gibt es scheinbar keine Regelung bei den Öffnungs u. Arbeitszeiten. Geschweige denn Sonn u. Feiertagen. Wir haben kurz entschlossen umdisponiert und wollen nicht mit dem Bus in 8 Std. nach La Paz fahren sondern mit der neu eröffneten Fluglinie Amazonas in 1 Std. Der Abflug ist um 10 Uhr. Unser Fahrer ist für 8.30 Uhr bestellt. Wir werden etwas nervös. Reicht die Zeit für Anfahrt und Check In ? Im Hotel ist das Problem nicht zu klären. Keiner kann uns so richtig verstehen. Erst der Anruf bei unser Kontaktperson in Peru klärt alles auf. Die Anfahrt dauert auch bei chaotischen Bedingungen nur 15 min. und man braucht in Peru nur 1 Std. vor Abflug da sein. Wir werden freundlich darauf hingewiesen in Peru keine deutschen Verhältnisse anzuwenden. Also können wir beruhigt frühstücken und brechen pünktlich um 8.30 Uhr auf. Am Flughafen tauschen wir unsere Sol in Bolivianos um, gehen zum sehr gründlichen Check In und starten mit insgesamt 12 Fluggästen in Richtung Bolivien. Vom Fensterplatz des kleinen Flugzeug haben wir bei bestem Wetter einen tollen Blick auf die Anden. Am Ende des Fluges taucht der Titicacasee auf. Welch ein Gigant der See ist erkennt man erst aus der Vogelperspektive. Es ist nur ein Zulauf zu erkennen und kein Ablauf. Dann beginnt der Anflug auf La Paz. Von oben betrachtet sind die Landschaft und die Gebäude "Backsteinbraun". Noch während des Anfluges müssen noch Einreiseformulare ausgefüllt werden. Ich finde sie nervig aber etwas verständlicher als bei der Einreise nach Peru. Die Einreiseformalitäten mit Augenscanen und Taschen durchsuchen sind sehr gründlich, zeitaufwendig aber freundlich. Dann sind wir durch und gehen zum Ausgang. Wir erwarten einen Abholer es ist aber weit und breit keiner zu sehen. Dafür kommen mehrere Taxifahrer gleichzeitig auf uns zu um ihre Dienste anzubieten. Wir sehen die Sache gelassen und tauschen nach den Erfahrungen in Peru, wo kein Geldautomat unsere Maestro Card angenommen hat, erst einmal einige US Dollar in Bolivianos ein. Als wir das Gebäude wieder verlassen steht unser Abholer bereit und entschuldigt sich für die Verspätung. Unsere Reisetaschen werden auf die Ersatzreifen verfrachtet und ab ging es Richtung Innenstadt La Paz. Der Flugplatz liegt auf einem Plateau eingebettet in die " Vorstadt " von La Paz. Auf mich wirkt sie wie ein Armenviertel aus Backstein und Lehm. Es wirkt alles willkürlich und ungeordnet. Genauso steht oder fließt der Verkehr. Die wenigen Ampeln erfüllen ihre Funktion nur bedingt. Ampel rot bedeutet Vorfahrt achten aber nicht unbedingt anhalten. Irgendwie jedoch fliest der Verkehr. Die Polizei wird ignoriert und als korrupt angesehen.
Am Hotel angekommen treten die Taxifahrer in den Streik. Die Strassen sind wie leergefegt. Wir engagieren einen Stadtführer und lassen uns die Innenstadt zeigen und erklären. Sehr imposant umfangreichen und sozialkritisch. Wie haben einen guten Führer. Er weicht keiner Frage aus im Gegenteil. Inkas, spanische Einwanderer, Aufstand, Militär, Polizei, Politiker, Korruption, Streiks usw. Die Innenstadt von La Paz wirkt auf mich wie ein einziger Bazar. Unzählige kleine Geschäfte für alles mögliche werden auf dem Bürgersteig abgewickelt. Meist von Frauen in ihrer typischen bolivianischen Tracht betrieben. Sie haben den Standort für teuer Geld erworben und vererben ihn weiter. Die Stadt liegt umgeben von Bergen in einem Trichter auf 4000m. Das soziale Gefälle geht von unten nach oben. Unten auf 3800m Innenstadt Geld, Geschäfte, Handel, Mittelstand und oben Armut und alles was man auch aus anderen Metropolen kennt. Wir gehen auf den Aussichtspunkt der Stadt und kommen ganz schön außer Puste. Nicht wegen der Höhe sondern der Steilheit und Treppenstufen. Oben angekommen hat man einen tollen Ausblick. Dann weiter zum Stadion und nach Beendigung des Streiks mit dem Taxi zurück in die Innenstadt. Einen letzten Wunsch haben wir noch an unseren sympathischen Führer: Wie kommen wir zu einem Instrumentenbauer? Er zeigt uns den Weg, das Geschäft und macht uns mit dem Eigentümer bekannt. Zu unserer Freude spricht er Deutsch und erzählt von seinen Aufenthalten mit einer Musikgruppe in Deutschland. Selbstverständlich finden wir unser Instrument und verlassen frisch gestimmt das Geschäft. Zurück im Hotel müssen wir uns das Kunstwerk Etage für Etage erst einmal genauer ansehen. Das gesamte Gebäude ist ein einziges Landschaftsgemälde. Es gibt wirklich keinen Zentimeter des Hotels der nicht bemalt ist. Zum Ende des Tages gehen wir auf die Dachterrasse zum Abendessen.
Dienstag, 04.06.2013
Nach dem Frühstück holt uns Thomas Wilken, von Südamerikatours, mit dem wir alle Einzelheiten unsere Reise abgesprochen haben, zur Fahrt zum Titicacasee ab. Durch den chaotischen Innenstadtverkehr wollen wir zur Autobahn. Leider Stau und auch das Ausweichen auf eine Nebenstraße bringt nicht wirklich ein Vorankommen. Wir fahren 1 1/2Std. sehen unendliche viele alte Mercedes Rundhauben LKW, genauso viele Volvo LKW und zu meinem Erstaunen VW Käfer, meinem ersten Auto und VW 411 TL , meinem geschenkten Auto während des Studiums. Viele Erinnerungen kommen in mir wieder beim Anblick der Fahrzeuge. Nach Kontrolle, nach offensichtlicher Willkür und viel Geduld kommen wir endlich am Titicacasee an. Wir besteigen eine Bergkamm in der Nähe des See und haben aus 4000hm eine tolle Aussicht. Thomas Wilken lebt seit einigen Jahren in Bolivien und kann uns eine Menge Informationen über Land und Leute geben. Wir sind nicht unbedingt Freunde von Touristenhochburgen und lassen uns von Ihm einiges über Copacabana am Titicacasee erklären. Nach diesem Gespräch verzichten wir auf einen Besuch dieser Touristenattraktion und vereinbaren am anderen Tag eine Insel zu besuchen wo noch ursprünglicher Bootsbau betrieben wird. Der Hunger treibt uns an den See zurück. Wir essen in einem Restaurant, was auf "Stelzen" im See steht, eine Riesenforelle und sind zu unserem Erstaunen die einzigen Gäste. Dann geht es zurück nach La Paz mit einem Abstecher zum Flughafen wo Thomas einem Österreichischen Ehepaar bei einer Umbuchung aus der "Patsche" hilft.
Mittwoch, 05.06.2013
Wie am Vortag nur 1/2Std. früher geht es an den Titicacasee. Wir Mieten ein Boot und lassen uns auf die Insel Surioui bringen. Bereits beim Anlegen sehen wir im Schilf fast ein wenig versteckt ein wirklich schönes Schilfboot. Dann gehen wir durch den kleinen Ort und werden sofort angesprochen den örtlichen Bootsbau anzusehen. Später auf dem Rückweg, erwidern wir und steuern den höchsten Berg der Insel an. Oben angekommen auf 4064m ist ein angehäuftes Steinviereck mit einem großen Stein im inneren unser Aussichtspunkt. Wir stellen fest die Insel ist viel größer wie zunächst angenommen und es gibt noch einen weiteren etwas versteckten Ort. In dessen Nähe sind Terrassenfelder bis fast zum Gipfel angelegt. Im Ort zurück fühlt man sich einige Jahrzehnte zurückversetzt. Frei laufende Hühner, Hunde, Katzen, Schweine und Kühe prägen das Bild. Ingrid nimmt ein Küken in ihre Hände und wird sofort vom Huhn "angegriffen". Sie erwidert den Angriff mit dem Kommentar:"Wanderst eh in den Topf". Dann gehen wir auf die andere Seite des Ortes vorbei an der Dorfschule zu den Bootsbauern. Ich sehe mir einige Rohlinge an einem älteren Mann etwas genauer über die Schulter. Mich erstaunt was man mit einfachen Mitteln aus Eukalyptusholz alles machen kann. Ingrid und Thomas warten bereits am Steg um mit dem Boot wieder zurückzufahren. Ich kann mich nicht losreißen von den handwerklichen Fähigkeiten des alten Bootsbauers. Es drängt mich zu ein paar Hilfeleistungen. Schließlich kann der alte Mann nicht gleichzeitig drei Schraubzwingen anziehen und die Planken festnageln. Er freut sich und Sprachunterschiede spielen bei der Arbeit und gleichen Ideen plötzlich keine Rolle mehr. Zurück auf dem Boot Richtung Festland werde ich mir des Abstandes zwischen Insel und Festland erst mit einem Blick auf die Uhr bewusst. Ich denke die Hohen Berge, sowohl auf der Insel wie dem Umland, lassen ein falsches Bild erscheinen. Zurück am Ufer steuern wir zielstrebig unser Forellenlokal an um ein letztes mal ein solch großes Exemplar zu genießen. Dann fahren wir zurück nach La Paz. Nach einem weiteren Stadtbummel entscheiden wir uns im Steakhaus noch ein wenig "Speck" für die kommenden Tagen anzufuttern. Ein ordentliches T-Borne Steak mit Salatbuffet für 105 Bolivianos, umgerechnet 11€, haben es uns angetan. Überhaupt sind die Lebenshaltungskosten in Bolivien für uns Europäer sehr günstig. Bei einem Durchschnittseinkommen von 1000 Bolivianos pro Monat wird,man einen Bolivianer nicht im Steakhaus antreffen. Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen wir an der Strasse noch Getränke für die nächsten Tage und packen für den 5 Tage Hampaturi Trek unsere Sachen in die Rucksäcke bzw. Reisetasche.
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