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Da mein ursprünglich gebuchter „Guided and Gourmet Heaphy-Track" mangels Teilnehmer nicht durchgeführt werden konnte, wurde ich kurzfristig auf eine „einfachere" Organisation (für Naturliebhaber) umgebucht und startete dadurch mit zwei Tagen Verspätung zu meinem Abenteuer. Aber wie sich später herausstellte, war die Umbuchung ein grosser Glücksfall…
Am 8. Februar morgens um 7.30 Uhr wurden wir in Motueka abgeholt und zum Start vom Heaphy-Track in Mitten des Kahurangi Nationalparks gebracht. Auf der ersten Etappe galt es 17,5 km und ca 900 Höhenmeter zu bewältigen - natürlich mit dem Rucksack, mit den persönlichen Sachen für fünf Tage und Getränk für einen Tag, auf dem Rücken. Da der Track geführt war wurde das Essen von den beiden Guides den Berg hochgeschleppt. Die ersten Stunden der Wanderung wurden genutzt um sich vorzustellen und kennen zu lernen. Schon bald stellte sich heraus, dass ich von lauter Universitätsabsolventen und einem Altersdurchschnitt von ca. 60 Jahren umgeben war. Von acht Teilnehmern hatten deren sechs einen Doktortitel, vier davon im medizinischen Bereich. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben ! Allen Titeln und führenden Positionen in der Berufswelt zum Trotz, waren die Leute sehr aufgeschlossen, unkompliziert und extrem humorvoll und das gute Wetter heiterte die Stimmung zusätzlich noch auf. Die erste Nacht verbrachten wir in der Perry Saddle Hütte, wo uns Braten mit „Härdöpfelstock" zum Znacht serviert wurde. Da der zweite Tag eine kurze und flache Etappe von nur 12,5 km vorsah und das Wetter sich von der besten Seite zeigte, beschlossen wir nach dem Frühstück zuerst den 1238 Meter hohen Mt Perry zu erklimmen bevor wir uns auf den Weg durch die Gouland Downs (eine grasbewachsene Hochebene) machten. Auf dem Gipfel wurden wir dann auch für den zum Teil sehr steilen und mühsamen Aufstieg mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Unser Tagesziel war jedoch zum einen die Saxon Hütte und zum anderen ein erfrischendes Bad im eiskalten Wasser eines nahegelegenen Bergbaches. Natürlich wurden wir auch hier - wie übrigens auf dem ganzen Heaphy-Track - von Stechfliegen und Mücken beinahe aufgefressen. Nach dem Aufwachen am dritten Tag sank die Stimmung ein bisschen, denn wir wurden von dickem Nebel und leichtem Nieselregen empfangen. Nach einem weiteren herzhaften Frühstück, eingehüllt in unsere Regenjacken und mit viel „Galgenhumor" (dem schlechten Wetter zum Trotz!) machten wir uns auf den 24,5 km langen Weg. Leider begleitete uns das schlechte Wetter den ganzen Tag und der Nieselregen ging hin und wieder in echten Regen über. Ziemlich erschöpft und dreckig erreichten wir die Lewis Hütte und stürzten uns dankbar auf das wunderbare Abendessen „Ghackets" mit Teigwaren (leider keine Hörnli) und Gemüse. Auch an diesem Abend war bereits um 21 Uhr Nachtruhe angesagt, den die müden Knochen, der fehlende Strom rsp. das fehlende Licht und die einsetzende Dämmerung liess uns keine andere Wahl. Am Tag vier wurden wir von der Sonne geweckt und die Stimmung war augenblicklich wieder auf dem Höhepunkt. Die vierte Etappe war wieder eine Kurzetappe von nur gerade 8 km zur idyllisch gelegenen Heaphy Hütte, wo der Heaphy River ins Meer mündet. Voller Vorfreude auf ein Bad im Heaphy River (das Meer ist leider zu gefährlich dazu) nahmen wir unseren Weg durch faszinierende Waldlandschaften in den Angriff. Sobald wir unser Ziel für die letzte Nacht erreicht hatten, packten wir unsere Badehosen und stürzten uns ins eiskalte aber glasklare Wasser des Heaphy-River. Die restliche Zeit bis zum Abendessen vertrieben sich die einen mit Spaziergängen am Strand oder mit der Suche von Muscheln und Salat für die Vorspeise, dies natürlich unter fachkundiger Anleitung von unserem „Leader" Andy. Unser zweitletzter Tag ging mit einem herrlichen Sonnenuntergang zu Ende. Trotz Sonnenschein und wunderbarer Morgenstimmung am nächsten Morgen kam bei uns allen grosse Wehmut auf, denn uns wurde schon beim Aufwachen bewusst, dass dies die letzte Etappe ist und unser Abenteuer langsam aber sicher dem Ende zuging. Die letzte Etappe führte den ganzen Tag der Westküste entlang und ein wunderschöner einsamer Sandstrand folgte dem anderen. Und je höher die Sonne aufstieg umso schöner wurden das Licht und die Farben. Auf dem ganzen Weg wurden wir vom Rauschen der hohen Wellen begleitet. Die Landschaft war so schön, dass wir immer wieder tief beeindruckt stehen blieben um die Stimmung aufzunehmen und zu geniessen. Aufgrund der gegen den Schluss immer schwerer gewordenen Beine waren wir ziemlich froh, endlich den Parkplatz erreicht zu haben. Schon kurze Zeit später stiegen wir alle aber mit einem gemischten Gefühl von Wehmut und Erleichterung in den Bus, der uns zum Hotel in Karamea brachte. Dort genossen wir nach einer langen und warmen Dusche ein köstliches Abendessen und liessen die vergangenen fünf Tage nochmals aufleben. Der allerletzte Tag bestand dann nur noch aus der Rückfahrt nach Nelson und dem Abschied nehmen, was schon etwas schwer viel. Es waren sehr spezielle fünf Tage, voll von unglaublichen Eindrücken, sehr viel Anstrengung und wunderbaren Bekanntschaften. Vor allem waren es die lustigsten und unterhaltsamsten fünf Tage, die ich in Neuseeland erlebt hatte.
In der Zwischenzeit bin ich wieder zurück in Auckland, von wo ich am 17. Februar weiter nach San Francisco fliege und mich somit auf den Heimweg mache. Für die zwei Nächte in Auckland wurde ich von einer Heaphy-Teilnehmerin eingeladen bei ihr zu wohnen, wo ich zurzeit verwöhnt und unheimlich gut bekocht werde. Der Abschied von Neuseeland wird mir dadurch nicht leichter fallen…
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