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Slums. Über 55% der Einwohner in Mumbai leben in Slums. Es gibt über 2.000 davon, wovon 36 von der Regierung genehmig sind. Somit ist ihnen zb die Versorgung mit Wasser und Strom gesichert. Wir waren im größten, Dharavi, wo eine Million Menschen leben. Im Jahr erwirtschaftet es mit Recycling, Töpferei oder Anfertigung von Lederwaren über 600 Millionen $. Leder das hier produziert wird, landet über Mittelsmänner bei Gucci oder Versace. Wer sich das Slum als eine Wellblechhütte neben der anderen vorstellt, liegt falsch. Mit eigenen Geschäften (wir sahen hier das erste richtige Geschäft), Polizei, Schule oder Kindergarten fungiert es wie eine selbstständige Stadt. Wir gingen durch eine Töpferei, Bäckerei, Näherei und sahen den Kindern beim Schulunterricht zu. Im Gegensatz zu den Kindern in der Stadt gehen hier alle in die Schule(in Indien herrscht allgemeine Schulpflicht). Etwas schlimmer wurde es erst, als wir die Wohnhaeuser sahen: ein zirka 50 cm breiter Gang, sowohl am Boden als auch an der Decke verschiedenste Leitungen, fast stockdunkel und wir mit unseren 1,77m mussten uns ducken, um ohne Kopfverletzungen durchzukommen. So gingen wir im Labyrinth für etwa fünf Minuten, links und rechts sahen wir die "Wohnungen": Ca 3 x 4 m grosse Räume, Holzleitern ins Obergeschoss zu weiteren Wohnräumen. So eine Kammer, wie wir es bezeichnen würden, dient einer vier- bis fünfköpfigen Familie als Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und Stauraum. Geschlafen wird meist auf Matten am Boden, wo auch das Essen eingenommen wird. Selten aber doch sah man Fernseher und Kühlschränke. Im "Produktionsviertel" sah man in den Gängen sich waschende Arbeiter. Jene, die ihre Familien in den Dörfern liessen, Arbeiten ca elf Monate, um anschliessend zwei Monate daheim zu verbringen. Sie verdienen ca 200 Rupien bei einem elf Stunden Tag (3€). Die Miete für einen Wohnraum betragt ca 2000 Rupien im Monat. Ds Geld ,das wir für die Fuehrung bezahlten, kommt der Ausbildung der Kindern im Slum zugute.
Monsoon. Nach der Führung fuhren wir zu einer Tempelanlage auf eine Insel. Anfangs noch perfektes Wetter, erlebten wir zum ersten Mal einen richtigen Monsoon - nicht nur vom sicheren Hotelzimmer aus. Nicht einmal unsere Dusche hat so einen Druck drauf. Klatschnass ging es mit dem Schiff zurück nach Mumbai direkt in den nächsten Monsoon. Trotz allem war es ein toller Tag mit drei deutschen Studenten, die wir kennenlernten.
Weisse in Indien. Anscheinend rar gesät. Vor dem Gate of India wurden wir zu heißbegehrten Fotomodells. Die Fotografen standen Schlange, um ein Foto von ihren Freunden/Familien und uns zu bekommen. Als wir dann zu fünft unterwegs waren, gingen wir hier als neues Weltwunder durch.
Toiletten. Seit dieser Reise zahlen wir für jede öffentliche Toilette sehr gerne 50 Cent. Einmal abgesehen davon, dass es hier ohnehin nur den Schlauch und kein Klopapier gibt, riecht es bestialisch und schaut auch dementsprechend aus. Reinigungskraefte dafür hätten wir noch keine gesehen.
Street Food. An jeder Ecke beziehungsweise alle paar Meter gibt es in einer indischen Stadt Stände, wo indisches Essen verkauft wird. Für 15 bis 60 Rupien bekommt man teilweise richtig gutes Essen, das auch satt macht. Wir haben es anscheinend - trotz täglicher Dosis Schnaps - nicht so gut vertragen. Am Abend im Hotel gaben wir uns die Klinke der Badezimmertuer in die Hand und wussten nicht, wie wir das Klo zuerst benutzen sollten.
Märkte. Wir sahen uns verschiedene Märkte an, wo gefeilscht und gehandelt und wo jeder erdenkliche Blödsinn verkauft wird. Als weiße Touristen, und da waren wir wieder mal die einzigen, wurden wir regelrecht zu den Ständen gezerrt. Gut, dass die Fleischabteilung schon zumachte - die streunenden Katzen, Fliegenschwärme und der Geruch von Fleisch, das zulange im Warmen lag, war uns genug. Traurig war der Anblick von den Haustieren in den viel zu kleinen Käfigen und den Jungtieren, die eigentlich noch bei der Mutter sein sollten.
Müll. Wenn man es nicht selbst gesehen hat, ist es schwer vorstellbar, wie viel Mist überall herumliegt. Es gibt so gut wie keine öffentlichen Mülleimer, die Leute werfen es einfach vom Schiff, aus dem Zug oder lassen es fallen, wo sie gerade stehen. Man kann sich hier nicht so wie bei uns einfach so auf eine Bordsteinkante oder auf ein Stück grüne Fläche, wenn man die hier überhaupt findet, setzen, ohne mitten im Muell zu sitzen.
Freundlichkeit. Insgesamt haben wir hier fast nur positive Eindrücke von den Menschen mitbekommen. Abgesehen davon, dass man als Fußgänger von den Autos wie Tiere herumgescheucht wird, ohne Rücksicht auf Verluste, wurde uns immer weiter geholfen. Vorsicht ist trotzdem wichtig, weil nicht selten ist nicht ein Hintergedanke wie eine Führung, "ich bringe euch zu einem Hotel" oder verkaufe euch alles Erdenkliche, dahinter. Die Menschen scheinen mit ihrem Leben zufrieden zu sein und sind sehr stolz auf ihr Land und ihre Kultur. Es ist halt einfach erschreckend, wir viel Obdachlose und Armut allgemein es hier gibt. Da trägt der Anblick von extrem heruntergekommenen Häusern und all dem Müll nicht unbedingt zum Eindruck, es hier mit einem Urlaubsland zu tun zu haben, bei.
Morgen, am Freitag, fliegen wir in den östlichen teil Indiens nach Varanasi, eine der heiligsten Städten des Hinduismus, am Ganges. Am 24. geht es dann nach Delhi, wo wir noch mal eine einwöchige Rundreise zu kleineren Städten Indiens, auch genannt das goldene Dreieck, angehen werden.
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Harald Sehr interessante Berichte - liebe Grüsse aus Villach - Harald (gebe gerade Mathenachhilfe: elf + zwei =??) :-)
Josef Gigler Danke für eure ausfühlichen Reiseberichte, alles Gute auf euren weiteren Weg. Liebe Grüsse vom schönen Drobollach am Faaker-See Musikkollege Sepp