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Neuseeland, Suedinsel 0411 - 14122008
Schon beim Landeanflug in Christchurch bekomme ich schneebedeckte Gipfel zu sehen - es soll also erstmal kalt werden. Die ersten Tage bin ich hoffnungslos ueberfordert, meine naechsten 8 Wochen in diesem Ueberangebot an Natur, Maorikultur und sportlichen Aktivitaeten einigermassen zu planen, was sowieso nicht wirklich geht, weil alles anders gekommen ist - und das ist auch besser =). Erstmal soll ein neuer Schlafsack her, denn bei dem alten habe ich schon in Tasmanien manche Nacht gefroestelt... Der typisch englischen Stadt entfliehe ich durch ein dreitaegiges Wwoofing in einer Art Meditations- und Yogafarm in Diamond Harbour 45 min ausserhalb, wo ich an meinen gaertnerischen Fertigkeiten bis zu 6 Stunden am Tag feilen darf... Ich bekomme als Ausgleich eine Huette fuer mich mit Blick auf die Meeresbucht und leckeres Essen - das alles geniesse ich nach den vielen Meerbettzimmern mit wenig Privatsphaere sehr! Zurueck in Christchurch kommen direkt zwei Deutsche (Freddy und Heike) auf mich zu, die ich schon kenne und mich inklusive einer etwas seltsamen Finnin (Helina) auf einer fast zweiwoechigen Autotour gen Sueden mit nehmen!
Unser erstes Ziel ist dank meines Einflusses Castle Hill - ein Konglomerat aus Felsbloecken in allen Groessen auf einer gruenen Wiese - Boulder- und Kletterparadies also, wo wir uns die naechsten Stunden austoben... abends zelte ich und teste gleich mal meinen wunderbaren Schlafsack aus =). Am naechsten Tag geht's weiter zum Arthur's Pass mit seinen schneebedeckten Bergen in der Umgebung - wir sind mehrere Stunden auf einer Wanderung unterwegs. Weiter suedlich ist der ungewoehnlich tuerkisfarbene Lake Tekapo unser naechstes Ziel, wo wir uns bei der benachbarten Alexandria's Bay in die kalten Fluten stuerzen. Die Gegend um Mount Cook, mit ueber 3700m der hoechste Gipfel Neuseelands, wollen wir als naechstes erkunden, doch spielt das Wetter hier nicht immer so ganz mit, wie wir das gerne haetten. Sprich, uns fegt es foermlich vom Wanderweg und die Haengebruecken sind kaum zu ueberqueren. Klar, dass wir trotzdem bis zum Ende laufen, um uns einen See mit schwimmenden Eisbloecken anschauen (Hooker Lake). Den Weg zum Auto legen wir im Regen sprintend zurueck.
Dazwischen waehlen wir immer wieder schoene Hostels aus, wo wir teilweise ein Kaminfeuer anschueren, wenn's zu kalt wird und uns vor allem immer lecker zu viert kochen... da macht es einfach mehr Spass! Auf dem Weg nach Sueden steuern wir so langsam die Ostkueste an, wo wir die Elephant Rocks besichtigen (Drehort fuer "Narnia") und noch vor der Studentenstadt Dunedin die am Strand liegenden runden Moreaki Boulder sichten und fuer komische Fotos erklimmen (sind nur einen Meter hoch). Etwas ausserhalb befindet sich Otago Peninsula mit seiner Sandfly Bay. Witzig, dass sich Touristen aus Angst vor Sandfliegen mit Mueckenspray benebeln, wo es doch hier gar keine gibt - es fliegt buchstaeblich eben nur viel Sand von den hohen Duenen, die muehsam von Yellow eyed penguins erklommen werden... sie kommen zurueck von ihren 40 km entfernten Fischgruenden - ein doppelter Marathon pro Tag also - Respekt! Robben und Seeloewen flaetzen auch am Strand. Einige km weiter sichten wir in bitterer Kaelte die kleinsten Pinguine der Welt, wie sie bei Daemmerung an Land schwimmen - die Blue Penguins. In Dunedin beeindruckt das Museum, die Kaffeekultur (in einem Cafe steht der gleiche "Mahlkoenig", wie ich einen habe) und Baldwin Street. Das ist die steilste Strasse der Welt, die wir in unserem alten Toyota natuerlich vollbesetzt und mit wenig PS hoch fahren muessen... es klappt gerade so - runter geht's schneller! Raus aus der Stadt zum Nugget Point, wo sich ein sagenhaftes Motiv bietet mit Leuchtturm, Moewen, schroffer Vegetation und einer Felsformation, die sich in Kuestennaehe kreisfoermig im Meer befindet! In einem Hostel liegen Waermflaschen fuer die Nacht zurecht, ganz wie frueher bei Oma =)
Die Fahrt durch die Catlins im Suedosten ist ein weiteres Highlight: rauhe See mit Wellen, die an die Kuestefelsen schlagen, Seerobben, Shags (Voegel), Pinguine, ... Curio Bay und Purpoise Bay und wie sie alle heissen... Invercargill soll mein suedlichster Punkt werden, weil ich mich spaeter aus praktischen und Zeitgruenden gegen Stewart Island entscheide - leider, aber ein Wiedersehen ist ja nicht ausgeschlossen!
Te Anau ist unser Ausgangspunkt fuer den legendaeren Milford Sound. Dort buchen wir wegen mangelnden Wandermoeglichkeiten (Naturschutzgebiet und die hohen Felsen fallen fast senkrecht in den See) einen Bootcruise, bei dem der Kapitaen mit hoch gelegten Fuessen das Schiff bis auf einen Meter an die Felsen steuert. Hohe Wasserfaelle, Berge (z.B. den Mitre) und die rauhe tasmanische See mit hohem Wellengang hinterlassen Eindruecke! Die Gegend hat mit die hoechsten Regenfaelle in NZ mit 9 Metern pro Jahr (wir bleiben verschont) und ist deshalb sehr gruen. Im Anschluss ziehen wir uns eine kombinierte Seekajak-/Wander-/Klettertour rein, bei der wir ueber Steine im Fluss springen, durch Pampa und Busch streifen und eine Anhoehe mit Wasserfall erklimmen. Eine Wekafamilie, die den Kiwis ganz aehnlich sind, bekommen wir auch zu sehen. Auf dem Rueckweg werden wir nach einer Tunnelfahrt auf Geraeusche vom Autodach aufmerksam - ein Kea (Alpenpapagei) spitzt durchs offene Fenster herein und fixiert dann auf dem Aussenspiegel sitzend Freddy, unseren Fahrer, dem doch etwas mulmig wird. Keas ziehen mit ihren scharfen Schnaebeln mit Vorliebe die Gummidichtungen von Autos ab.
Helina verlaesst unser Team; zu dritt fahren wir weiter zum wunderbaren Wanaka, das idyllisch an einem grossen See liegt mit Bergen im Hintergrund. Heike, Freddy und ich koennen draussen sitzen zum Essen und Sonne, zwitschernde Voegel und Aussicht geniessen - der Sommer ist auf dem Vormarsch! Heike und ich machen uns bei kleineren Walks wie auf den Mount Iron fit fuer groessere Ziele - die Wanderung in den Mount Aspiring Nationalpark habe ich ja schon geschildert (siehe "Into the Wild"). Bohnen mit Ruehrei, Tomaten und Toast werden unser Lieblingsfruehstueck Jetzt faehrt auch Freddy in seinem Mietwagen weiter, weil er weniger Zeit hat als Heike und ich, nachdem er uns in Nationalparknaehe bringt. Super Zeit hatten wir zusammen! =)
Nachdem Heike und ich uns von der Tour wieder in Wanaka erholt haben (bei Mountainbike und relaxen mit super netten Leuten im Hostel), trampen wir gemeinsam Richtung Westkueste nach Norden. Relativ zuegig erreichen wir das Doerfchen Haast bei Regen, was sich auch die naechsten Tage nicht aendern soll - es heisst Westcoast = Wetcoast - zu Recht!
Am naechsten Morgen nimmt uns schon das zweite Auto mit: zwei Musiker, die durch NZ getourt sind und auf dem Weg zuruck in den Norden bis Auckland =) Perfekt, denn sie sind sehr entspannt wie sowieso die meisten "Kiwis", wie die Einheimischen genannt werden. So unternehmen wir sogar noch einen gemeinsamen Ausflug zum Franz Josef Gletscher - und das bei Sonnenschein! Das Wetter soll aber wieder umschlagen, und in Greymouth weiter noerdlich ist es wirklich nur grau und ungemuetlich. Einige Leute nehmen uns mit und offerieren uns sogar, bei ihnen zu naechtigen, falls wir nicht weiter mitgenommen werden =) - sehr hilfsbereit! Schliesslich ist es ein Paar aus Singapur, die uns bei stroemenden Regen bis nach Punakaiki mitnehmen und vor dem Hostel absetzen... Die Pancake Rocks und Blowholes werden am naechsten Tag unter die Lupe genommen, zusammen mit einem Abstecher in eine Hoehle und eine Wanderung am Fluss entlang durch Farnen-Dschungel. Den Fluss muessen wir schliesslich zusammen oberschenkeltief bei staerkerer Stroemung durchwaten, aber darin haben wir ja Uebung!
Abel Tasman gilt es zu erreichen. Wir trampen wieder - der erste Typ holt bei einer der schoensten Kuestenstrecken ueberhaupt mit bis zu 300 Metern Klippen das maximale aus seiner Karre heraus (90 statt 35 km/h und bis 150 schnell) - ich nenne den Trip "Cheap Thrill" - wer braucht da noch bungy jumping?! Nach mehreren "Lifts" und Kennenlernen vieler interessanter Einheimischer schaffen wir es bis Motueka, wo Heike und ich uns fuer die naechste grosse Wanderung wappnen. Von Marahau aus paddeln wir die erste Etappe vorbei an Fellrobben und Shagkolonien an Straenden und schoenen Buchten vorbei mit Wald und Felsen. Nach 6 Stunden wird unser Seekajak wieder per Wassertaxi zurueck transportiert. Der Trek ist sehr beliebt und gut erreichbar - ganze Schulklassen machen sich auf dem Zeltplatz breit. Am zweiten Tag waten wir bei Ebbe trotzdem noch knietief durch die Senke bei Awaroa und durch Farnwaelder zu einem anderen Zeltplatz, wo wir unser Zelt am naechsten Tag auch stehen lassen, weil wir diesmal ohne Gepaeck weiter noerdlich marschieren bis zur Whanui Bay mit Blick auf die sagenhafte Golden Bay in der Ferne. Oystercatcherpaare sind immer interessant zu beobachten, wie ein Partner am Strand nistet und der andere auf Futtersuche geht. Wenn man zu nahe kommt, fangen die Voegel mit dem orange-roten Schnabel, der wie eine Karotte im Gesicht aussieht, laut zu fiepen an... Tag 4 und 5 wandern wir den relativ einfachen Trek zum Ausgangspunkt zurueck - insgesamt waren es ca. 100 km. Die Straende und Waelder sind zwar sehr schoen, aber es wird doch ein ganz schoener Hype betrieben und entsprechend viele Leute sind hier auf ausgetretenen Pfaden unterwegs. Am besten sind doch immer Tips von Einheimischen und die Wanderungen, die nicht so angepriesen werden...
Zurueck in Motueka, trennen sich Heike und meine Wege - sie fliegt weiter nach Australien. Ich trampe alleine weiter, was kein Problem ist: ueber Nelson komme ich ueber Weingegenden wie Blenheim nach Picton, wo ich eine Tageswanderung mit Blick in die Marlborough Sounds unternehme. Ein schoenes Dorf mit einigen netten Hostels (in meinem gab es abends immer Schokoladenpudding mit Vanilleeis gratis) und Sprungbrett fuer die Nordinsel. Von dort nehme ich die Faehre nach Wellington. 6 Wochen war ich auf der Suedinsel unterwegs und die Zeit ist verflogen wie nichts... ich komme wieder =) !!!
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