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Donnerstag,09.02.: Hitze im Zimmer,Trockenheit in der Kehle, ein quietschendes Bett und ein unfassbar lautes Gewitter! Um 6:30 Uhr erwachte ich und konnte meinen Augen und Ohren nicht trauen. Der Himmel war bedrohlich dunkel und alle paar Sekunden zuckte ein Blitz durch die Wolken, unmittelbar gefolgt von Donner und Krachen und Knacken. Ich musste die Augen zusammenkneifen, denn die Blitze waren wirklich so hell, als würde man in ein LED-Licht schauen. Da dies definitiv noch nicht meine Uhrzeit war, legte ich mich auf eines der oberen Betten und hatte beim Aufstieg mit der Instabilität zu kämpfen. Augen zu,Augen auf, und schon war es 11 Uhr. Das Gewitter war vorbei, ich ging duschen und setzte mich für eine Weile in die Lobby, um mir einen Plan zurechtzulegen, wie es in RSA für mich weitergehen sollte. Ich entschloss mich, den Flug nach Kapstadt zu buchen und ihn möglichst geschickt zu legen, um nach meiner Rückkehr im besten Falle nur wenige Stunden zu warten,bis es weiter nach Buenos Aires geht. Also wieder: auf zur Mall. Nachdem ich die Hälfte des Weges geschafft hatte, dinierte ich bei KFC und erfreute mich eines Menüs zu einem guten Preis. Nicht ganze 5€ für einen großen Burger mit doppelt Fleisch und Käse, dazu ausgesprochen leckere Pommes mit einem halben Liter Getränk. Einige Minuten später hatte ich keine Lust mehr zu laufen und wartete nur wenige Sekunden auf einen Mini-Bus. Wie bereits erwähnt, zahlte ich umgerechnet 80 Cent für eine gar nicht so weite Strecke. Ein unglaublich hoher Preis, wenn man bedenkt, dass die Südafrikaner nicht ohne weiteres mit Geld um sich schmeißen. In der Mall angelangt, marschierte ich schnurstracks zum Reiseanbieter und kam 15 Minuten später mit meinen E-Tickets nach Kapstadt wieder raus. 177€ für den Hin- und Rückflug, am Sonntag morgen starte ich, Dienstag komme ich gegen 22 Uhr zurück nach Johannesburg. Ein kleines Ärgernis: Ich werde ungefähr zehn bis elf Stunden am Flughafen verbringen müssen, ehe ich die Maschine nach Argentinien nehmen kann. Aber vielleicht ist auch das ein Erlebnis, eine Nacht im Flughafen.
Bereits gestern hatte ich Ansichtskarten gekauft, heute morgen geschrieben und nach meinem Ticket-Kauf bei der Post mit Briefmarken versehen. Ich hoffe, dass diese Karten auch ankommen, denn es erscheint mir etwas zu billig,für vier Karten per AirMail nach Deutschland gerade einmal 2€ zu zahlen. Ich schlenderte noch kurz zu Pick N Pay, einem recht großen Supermarkt, der auch Schaufeln und Zement verkauft. Vielleicht gehört es hier dazu, samstags neben Butter und Milch auch solche Dinge einzukaufen, um Tätigkeiten nachzugehen, die ich hier lieber nicht erwähnen möchte... Apropos gefährlich: Johannesburg gilt statistisch gesehen als eine der gefährlichsten Städte der Welt. Was mir bislang sehr gefährlich vorkam waren die Ampelphasen, Straßenkreuzungen und Bürgersteige. Auf meinem Weg vom Shopping Centre in Richtung Hostel stand ich ziemlich zögerlich an den Fußgängerüberwegen, da die Ampeln beispielsweise nur zwei Sekunden 'grün' zeigten, und sobald sie umschalteten,alle Fahrzeuge einfach losfuhren,ohne auf die eigenen Signale zu achten. Oh weia! Die Bürgersteige sind mal hier,mal da höchstens 50 cm breit, was einem das entspannte Gehen nicht möglich macht. Zudem sind die Wege an vielen Stellen rissig oder haben tiefe Schlaglöcher, aber da es hier kaum ältere Menschen gibt (traurig,aber wahr), scheint es nur die Wenigsten zu stören.
Zurück zum Tag: Ich entschloss mich, mir heute den Nelson Mandela Square zu Gemüt zu führen, also fragte ich den nächsten Passanten,nach dem besten Weg. Freundlich wurde mir erklärt, dass ich den Mini-Bus-Bahnhof in Randburg (die Schwarzen sagen „Rendberg") aufsuchen und von dort weiterfahren solle. Ein Wink, ein Mini-Bus, drei Minuten später befinde ich mich inmitten von grob geschätzt einer Milliarde Schwarzen, die mich ansehen, als wäre ich nicht nur weiß,sondern würde hinterm Mond gleich links wohnen. Interessanter Moment! Ich frage mich durch die Menge und sitze nur einige Augenblicke später für weitere 80 Cent in einem Vehikel, in dem man sich weder anschnallen kann,noch Kopfstützen besitzt oder aber gemütlich transportiert wird. Das Geld wird übrigens immer während der Fahrt von der Person eingesammelt, die neben dem Fahrer sitzt und selber auch nur Fahrgast ist.
Es ging durch ordentlich bunte Straßen in ein sehr modernes Stück Johannesburg. Vor dem Hotel Da Vinci durfte ich aussteigen und meine Tour ins Ungewisse starten. Der erste Blickfang war eine Glaswand, auf der diverse Zitate des hierzulande als Legende gefeierten Mandela geschrieben waren. Ein Gang um den Block, schon stand ich vor der mehrere Meter hohen Bronze-Figur des ehemaligen Südafrikanischen Präsidenten. Ein großer Platz mit einem Brunnen,in den Himmel ragende Gebäude und ein (wie sollte es anders sein) Luxuskaufhaus. Ich vertrieb mir die Zeit mit ein paar Prospekten,um mein nächstes Ziel ausfindig zu machen. Ich hatte eines gefunden und ganz zufällig auch einen Bus-Bahnhof mit geschätzten 50-70 Mini-Busses. Die englische Sprache ist hierzulande nicht Jedermanns Hobby, daher musste ich diesmal etwas länger nach einem Fahrer suchen, der Abhilfe leisten konnte. Verarscht fühlte ich mich jedoch, als man mir sagte, die Einheimischen verstünden mein Anliegen nicht, wenn ich 'Carlton Centre' sagte, für sie müsse man es 'Katton Centre' aussprechen. Also ehrlich...!!! Für meine 20-Minütige Fahrt, die auch über die Autobahn führte, verlangte der Fahrer 50 Rand. Reinster Wucher!! Ich bin Tourist, mit mir kann man es ja machen... Was soll's, ich bin zu Gast in einer fremden Welt und werde mich fügen. Beim Wort Autobahn fällt mir ein: Auf den Straßen und den Autobahnen der größten Stadt Südafrikas tummeln sich Bettler, Zeitungs-,Obst-,Blumen- und Schmuckverkäufer zwischen den fahrenden Autos, auf der Autobahn sah ich sogar Fahrradfahrer und Jogger! Im Süden Johannesburgs angelangt, betrat ich das Carlton Centre, auch Top Of Africa genannt. Eintrittspreis für die Plattform im 50. Stock beträgt 1,50€ (was zahlt man für solch einen Spaß in Hamburg?), diese erreicht man mit dem Lift in knapp 30 Sekunden. Oben angekommen hatte ich einen gigantischen Ausblick auf diese laute, schnelle und großflächige Stadt. Knips,knips,ein paar Fotos geschossen und schon fuhr ich wieder hinunter. Ich nahm einen Ausgang auf der Rückseite und versah mich sofort im Großstadtdschungel. Links heruntergekommene Häuser, vor mir ein chaotisches Treiben von Fahrzeugen und Menschen, rechts eine Straße mit Bürogebäuden. Was jetzt? Erstmal planlos die Straßenseite wechseln und einmal um die Ecke luschern. Da hüpfte mein Herz einmal kurz, ich drehte mich auf der Hacke um und ging hurtig eines anderen Weges. Unfreundlich wirkende Afrikaner vor ihren Hauseingängen mit grimmigen Mienen und dem Riecher für Weiße,denn alle starten sie mich an. Und tschüss! Zurück in Sicherheit fragte ich einen nicht älter als 15 Jahre jungen Parkplatzanweiser, welcher der beste Weg zurück nach Randburg sei. Doch dieser Rotzlöffel wollte mir nicht helfen,solange ich ihm kein Geld gebe. 70 Cent später hielt er einen Bus für mich an,der mich 4 Häuserblocks weiter brachte und auch dafür Geld verlangte. Ich drückte dem Fahrer 5 Cent in die Hand und hüpfte aus dem Gefährt. Mit mir ist ein junger Mann ausgestiegen, der mir sagte, ich solle ihm folgen, denn er könne mich zu einer weiteren Mini-Bus-Station bringen, von der aus ich problemlos zum Hostel komme. Ich musterte und befand ihn als vertrauenswürdig, was vermutlich von seinem guten Englisch, einem Lächeln und seinem Ralph Lauren Pullover herrührte. Wir bahnten uns den Weg durch das Getümmel und standen plötzlich an so einer Art Hauptbahnhof der Busse, alle in Reihen aufgestellt und noch viel mehr Afrikaner als einige Stunden zuvor. Interessanter Moment Teil 2! Diesmal fühlte ich mich in meinem Transportmittel gar nicht mehr so fremd. Ich wusste, wie das Bezahlen vonstatten geht, wie man zu verstehen gibt, dass man aussteigen möchte und dass man als Weißer einfach mehr zahlen muss, als alle anderen. Und trotzdem kam ich mit 8 Rand für diese lange Strecke ziemlich gut weg, was mir nur nochmal bestätigte, dass ich auf dem Hinweg nach Strich und Faden preislich veräppelt wurde. An meiner gestern lebensrettenden Tankstelle ließ ich mich absetzen, kaufte nochmal Wasser, ein Abendessen und eine Tafel Schokolade ein und machte mich durch die Dunkelheit (es war gegen 19:30 Uhr) auf den Weg zum Backpacker.
Mittlerweile ist es 1 Uhr, in sieben Stunden möchte ich aufstehen, um mir eine Tour durch Soweto zu buchen, dem mit mehreren Millionen Einwohnern größten Township der Welt. Also ab ins quietschende Bettchen. Ich wünsche eine gute Nacht aus Afrika.
Die Mückenstiche haben sich übrigens vermehrt,und jene von gestern früh sind so groß, wie 5-Cent-Münzen.....
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