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Hier sitze ich nun,in Johannesburg,Südafrika. Auf der anderen Seite des Äquators,bei über 25 Grad mit einem ersten Anflug von Sonnenbrand. Anflug, perfekte Überleitung,denn ich beginne den Blog natürlich auch chronologisch und somit schon vor dem Anflug.
Dienstag,07.02.: „Steh auf! Oder hast du kein Bock auf deine Reise?" So in etwa wurde ich zu einer sehr unmenschlichen Uhrzeit geweckt. Eine knappe Stunde später befand ich mich in Begleitung meiner Brüder,meiner Mutter und Philippa am Hamburger Hauptbahnhof. Erste Hiobsbotschaft: Der Zug hat eine Verspätung von 15 Minuten. „Das holen wir auf", dachte ich noch...Nach einem sehr kurzen Abschied fuhr ich also gegen kurz nach halb 6 aus Hamburg in Richtung Frankfurt. Nachdem ich nur knappe drei Stunden Schlaf hinter mir hatte, holte ich während meiner vierstündigen Zugfahrt immerhin 45 Minuten Schafezählen raus. In Frankfurt angekommen,durfte ich erst mal Forrest Gump spielen - die Verspätung hatte sich auf über 30 Minuten ausgebaut. Der Flughafen ist gar nicht mal so klein und wenn man dann noch das Glück hat, durch zwei Terminals zu irren, kommt man eventuell auch mal ins Schwitzen ;-) Etihad Airways war die Fluggesellschaft, die mich über Abu Dhabi nach Johannesburg bringen sollte. Tat sie auch,nur die Art und Weise war nicht gerade die feinste. Der erste Flug war durchzogen von Turbulenzen,die mich nicht verängstigt, sondern nur aufgeregt haben. Mit einer Erkältung, Schlafmangel, Hunger und Millionen von Dingen im Kopf, sollte man sich überlegen, ob man in ein Flugzeug steigt! Und gerade dann,wenn ich gut am Dösen war,kamen die Stewardessen und tippten mich an,um mir entweder Kopfhörer zu bringen, mich zu fragen, ob ich etwas aus dem Bordshop kaufen möchte,oder um mir eine Speise zu bringen. Die kleinen Kekse haben gemundet,waren allerdings sehr zu meinem Bedauern auf lediglich vier pro Tüte pro Person ausgelegt. In Abu Dhabi angekommen, kamen mir breitschultrige Polizistinnen entgegen,die ihrer Outfits wegen leicht an 'Dschafar' aus dem Disneyfilm 'Aladin' erinnern,loszulachen hätte für mich vielleicht gefährlich werden können. Im Flug nach Johannesburg dann das erste interessante Aufeinandertreffen: Den Sitz neben mir beanspruchte ein gewisser Sydney Cook für sich, ein etwa 70 Jahre alter Haudegen, den es um die Welt zieht. Er lebt in Pretoria (Hauptsitz der südafrikanischen Regierung) unweit von Johannesburg. In seinem gewöhnungsbedürftigen Englisch (später stellte sich heraus,dass hier jeder einen Kauderwelsch schnackt) verriet er mir, was den Reiz Südafrikas ausmache und sagte,er würde mir gerne das wahre Pretoria zeigen und mir somit eine Tour anbieten, die den meisten Touristen enthalten bleibt. Kurz danach konnte ich die Augen schließen und mir den Fluglärm dank Ohropax etwas erträglicher machen.
Mittwoch,08.02.: Gelandet. Nach insgesamt 14 Stunden Flug an beiden Tagen und tausenden von Kilometern sehnte ich mir nur noch ein Bett herbei. „Lasst mich alle in Ruhe,ich will schlafen!!!" Am Flughafen holte ich mir meine ersten Rand (1€ in etwa 10 Rand) und ging schnurstracks zu den Taxen. Da kam mir Mr. Cook in die Quere und riet mir, den 'Gautrain' zu nehmen, den auch er befahren wird. Ein skeptischer Blick meinerseits reichte, um ihm zu signalisieren,dass ich eigentlich ins Hostel möchte und nicht mit der Bimmelbahn die Stadt kennenlernen. Doch nach einem kurzen Wortwechsel an einem Infoschalter erfuhr ich,dass ich mit dem 'Gautrain', der bis zu 180 km/h fahren soll, ungefähr 50 € (!!) sparen kann. Gesagt,getan. Im Stadtteil Sandton verließ ich die Bahn und bekam beim Verlassen des Gebäudekomplexes einen ersten umwerfenden Blick auf die Stadt, die ich für einige Tage kennenlernen werde. Es war gegen 6 Uhr morgens, als die Sonne aufging und ich mir ein Taxi nach Randburg schnappte. 15 Minuten und 160 Rand später, war ich endlich im Accoustix Backpacker Lodge angekommen und konnte nach ein paar Minuten mein Zimmer betreten. Hier stehen vier Betten (zwei Hochbetten),jedoch bin ich alleiniger Bewohner (zum Glück). Mir war in diesem Moment scheißegal, ob irgendwo im Raum Spinnen, Heuschrecken, Schlangen oder Grizzlybären ihr Unwesen treiben, ich wollte schlafen!! In aller Ruhe (schneller ging's nicht) holte ich einige Sachen aus meinem Reisegepäck, leerte meinen Rucksack und räumte, wie ich es von zuhause schon geübt bin, alles von einer Seite auf die andere und zurück. So dermaßen kaputt war ich nicht mal am Tag nach meiner Abschiedsfeier und das muss schon was heißen! Das war also ein Klitsch.K.O.. Weil ich die 10€ Praxisgebühr beim Zahnarzt daheim sparen möchte, ging ich noch schnell ins Bad, das einen Hauch von Gefängnisdusche versprühte und putzte mir den Staub von den Zähnen,da ich ja ohnehin nichts zu knabbern hatte. :( Gewöhnungsbedürftig: Beim Wasserhahn steht 'rot' für kalt und 'blau' für warm,außerdem muss man mit einer Hand den Hahn runter drücken und kann sich somit auch nur sehr schwer die Hände waschen.
Um halb 8 lag ich endlich im Bett... und konnte nicht einschlafen! Unter anderem hatte ich die Melodie von Etihad Airways im Kopf, ein nervtötendes Geträller auf arabisch mit willkürlich gezupften Saiten einer Gitarre. Unfassbar,dass ich an so einen Müll denke! Sehr zu meinem Unmut war auch noch die Decke meines Bettes eher etwas für Temperaturen um den Gefrierpunkt und nicht für solch warme Tage geeignet. Dies und jenes kommt einem in den Sinn,wenn man mit jungen 20 Jahren seine erste Weltreise bestreitet. Bevor jedoch irgendein Abenteuer anstand,musste ich die Augen schließen und zu Ruhe kommen,war ich doch bislang schlaflos in Seattle.. ach nee,Johannesburg.
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