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Ziel: Isla Martilla ( Insel der Pinguine)
Abfahrt: 8 Uhr
Tagwache: 7 Uhr ...., uff! Wie immer eine kleine Herausforderung für die jüngeren Reisenden unter uns! :-)
Erstaunlicherweise fuhr Bus beinahe pünktlich ab! Zuerst gings ca. 40 km auf asphaltierter, aber mit Schlaglöchern gespickter Strasse, dann nochmals so viele Km bis zur Estancia Harberton auf einer Naturpiste. Der zweite Teil der Fahrt war recht abwechslungsreich, durch eine schöne und wilde Gegend, über wacklige Brücken und vorbei an vom Wind geformten und zerzausten Bäumen. Da wir genau auf der Achse des Gefährtes sassen, kriegten wir die Natur nicht nur optisch, sondern auch ziemlich gefühlsbetont von unten zu spüren.
Angekommen in der Estancia, wurden wir schon von einer ziemlich aufgekratzten Führerin empfangen, die uns über die Regeln auf der Insel und den Ablauf der Excursion informierte. Die machen das da sehr kompetent und vorsichtig, damit die Pinguine möglichst nicht gestört werden. So werden nur Gruppen von 20 Personen jeweils auf der Insel abgesetzt. Diese Gruppe bleibt dann ca. eine Stunde zusammen mit einem Guide auf der Insel und kann die Pinguine auf einer kurzen Wanderung ausgiebig beobachten.
Nach der Einweisung unserer Führerin Anna, kletterte die ganze Gruppe in ein grösseres Gummiboot und los ging die Fahrt zur Isla Martilla. Mit den 2 x 200PS Aussenbordern war die Insel nach ca. 10 Minuten bald erreicht und wir wurden da von den äusserst neugierigen Bewohnern mit lautem Lärm empfangen. Auf der Insel gibt es zwei verschiedene Arten von Pinguinen, die Magellan-Pinguine und die Gentoo Pinguine, auch Eselpinguine genannt.
Der Magellan-Pinguin (Spheniscus magellanicus) ist eine Vogelart in der Gattung der Brillenpinguine (Spheniscus). Er kommt im Süden Südamerikas vor. Ihren wissenschaftlichen Namen erhielt die Art wegen ihrer Häufigkeit an den Küsten der „Terra Magellanica", die etwa dem Gebiet von Patagonien entspricht. Der Gentoo Pinguin oder Eselspinguin (Pygoscelis papua), seltener auch Rotschnabelpinguin genannt, ist eine Pinguin-Art in der Gattung der Langschwanzpinguine (Pygoscelis) und am engsten mit dem Adéliepinguin (P. adeliae) sowie dem Zügelpinguin (P. antarctica) verwandt. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung erfolgte 1781 durch Johann Reinhold Forster anhand eines auf den Falklandinseln getöteten und anschließend nach London mitgebrachten Exemplars. Eselspinguine sind die schnellsten Schwimmer unter den Pinguinen, sie erreichen dabei bis zu 27 km/h (nach anderen Quellen bis zu 36 km/h). Der Eselspinguin gilt auch als scheueste bekannte Pinguinart. Seinen Namen hat er vom eselsartigen Geschrei, mit dem vor Eierdieben gewarnt wird und das auch während der Paarungszeit zu hören ist.
Mit den Worten "Control your emotions" half uns Anna ans Ufer. Es ist tatsächlich unheimlich beeindruckend, plötzlich mitten unter hunderten, wenn nicht tausenden, wildlebenden Pinguinen zu stehen, die man sonst nur im Zoo hinter Scheiben bewundern kann. Und hier kommen einem die mutigsten Kerle bis auf Armlänge entgegen. Anna hat uns gewarnt, dass vor allem die Gentoos ziemlich aufsässig sein können und die spitzen Schnäbel doch zu ziemlich schmerzhaften Verletzungen führen, wenn man sich nicht rechtzeitig respektvoll von den Annäherungsversuchen in Sicherheit bringt!
Wir folgten einem mit ausgebleichten Ästen ausgesteckten Trail, begleitet von kundigen Erklärungen unserer kompetenten Führerin. Die Absperrung sorgt dafür, dass man nicht unvorsichtigerweise auf einen der zahlreichen Baue tritt und einbricht, die die Magellanpingis da überall gebuddelt haben. Zurzeit sieht man die Männchen überall wie wild Löcher für ihre Nester graben. Das sieht lustig aus, wenn so ein Vogel im Boden verschwindet und dann kurz darauf in hohem Bogen Erdreich aus dem Loch scharrt. Wie uns Anna erzählte, schauen sich die Weibchen dann die fertigen Nester an, bei Gefallen bleiben sie, oder suchen sich einen anderen Partner, der ihren Geschmack an Wohnraum besser getroffen hat. Eigenartige Art der Partnerwahl....
Wir konnten uns kaum satt sehen, an diesen auf dem Land doch eher unbeholfen watschelnden Tieren, die aber sobald sie im Wasser sind zu pfeilschnellen Jägern werden. Im Weiteren lernten wir, dass sich die Pinguine während 6 Monaten an Land aufhalten um sich der Paarung und der Aufzucht der Jungen zu widmen und dann die nächsten 6 Monate im Meer unterwegs und auf der Jagd sind.
Zum Abschluss des Rundganges setzten wir uns alle zwischen die Pinguine an den Boden und waren quasi ein Teil ihrer Kolonie. Leider kam dann schon die nächste Gruppe an und wir verliessen die Insel wieder, ein unvergesslicher Ort!
Zurück am Festland gab es noch ein kleines, aber liebevoll ausgestattetes Museum über die verschiedenen Meeressäuger, die da in der Gegend im Meer leben zu besichtigen. Imposante Knochenfunde von grossen Walen zeugen davon, dass in diesen Gewässern nicht nur der Mensch mit seinen Schiffen Navigationsprobleme hatte und auf Grund lief, sondern auch der eine oder andere Fisch strandete.
Gut geschüttelt sind wir dann am frühen Nachmittag wieder zurück in Ushuaia gelandet, die Seeluft hatte uns hungrig gemacht und so sorgten wir zuerst mal für unser leibliches Wohl. Thierry wollte dann für eine Siesta zurück in unser Zimmer, während ich beschloss, dem lokalen Museum bezüglich kultureller Wissenserweiterung noch einen Besuch abzustatten.
Das Museum ist in der ehemaligen Strafanstalt untergebracht, welche 1903, nach dem Muster der Engländer (Verbrecher ab nach Australien), geschaffen wurde. Die ersten 20 Jahre verbrachten die Häftlinge damit, das Gefängnisgemäuer zu erbauen, waren dann beim Aufbau von Ushuaia behilflich oder rodeten Wälder zur Holzbeschaffung. 1943 wurde das Gefängnis geschlossen und ging an die Marine über. Heute sind drei verschiedene Bereiche im Museum untergebracht und informieren auf spannende Art über die Geschichte der Seefahrt in Feuerland, über die Entwicklung der Expeditionen in die Antarktis und natürlich auch über das Leben im Gefängnis.
Nach 2 Stunden war ich platt und schlenderte durch die Nebengassen zurück zum B&B.
Abends lud unser Gastgeber Raúl seine Gäste noch zu einem besonderen Abend ein. Zu einem Glas Wein brachte er uns die Geschichte des Tangos, startend um 1900 bis zur heutigen Zeit näher. Mit seiner Ziehharmonika spielte er verschiedene Lieder aus den Epochen und erzählte uns leidenschaftlich Einzelheiten zu den einzelnen Komponisten und Liedern. Ein friedlicher Abend, ein schöner Abschluss des Aufenthaltes am Ende der Welt, "El fin del mundo!"
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