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Ich bin langsam, aber sicher auf dem Absprung. Ich war jetzt lange am Hadern mit mir. Verstand die Welt und vor allem mich nicht mehr. Von Tag zu Tag ging es mir schlechter, eine tiefe Traurigkeit war da, ich fühlte mich immer kraftloser...
Nun wird mir langsam klar, oder besser gesagt, ich gebe mir endlich die Erlaubnis dazu, dass ich nicht da bleiben muss. Doch mein Pflichtgefühl hielt mich ab, da ich mich als Volontärin verpflichtete.
Ich merke einfach immer mehr, dass ich mit diesen täglichen negativen Informationen, die ich über Vorträge von Katarina oder firmm-Angestellte (wie Biologen) erhalte, schlecht umgehen kann. Die Trauer und der Schmerz, die ich auf dem Meer immer stärker spüre, die Desorientierung der Delfine und Wale, ihre fast greifbare Ablehnung von unseren lärmenden und sie (z.T.verfolgenden) Booten, vor allem die anderen Touristenboote, wo es halt vorwiegend ums Geschäft und nicht um die Tiere geht, ....das alles macht mich fast krank. Auch wenn firmm eine gute Haltung zu den Tieren hat und ihnen durch Forschung und Sensibilisierung der Menschen helfen will, ist es doch ein stinkendes und lärmendes Boot mehr, das sie stört und verunsichert. Dann alle diese riesigen Cargoschiffe, die sehr gefährlich für die Wale sind und die Sportfischer, die mit Eisenstangen durchs Wasser pflügen, direkt auf Grindwalfamilien zu und durch sie hindurch, weil sie fälschlicherweise annehmen, dass unter ihnen Fische sind.... Das alles und vieles mehr ertrage ich kaum mehr. Jörn, der Biologe, der für firmm arbeitet ist ein guter Mensch, doch voller Wut und Frustration auf die Menschen. Er füttert die Katzen von Tarifa. Laut ihm, er ist jetzt 11 Jahre da, sind die Andalusier Sadisten, was Tiere anbelangt und er mag Tiere mehr als Menschen. Ich kann ihn verstehen, doch möchte ich nicht so enden wie er, zynisch, voller Wut, damit der Schmerz im Zaum gehalten werden kann.
Ich weiss, meine Fotos sehen alle ganz schön und toll aus, doch mein Erleben dahinter sieht ganz anders aus.
Heute hat Jörn berichtet, dass in wenigen Jahren die gewöhnlichen Delfine hier ausgestorben sein werden. Pro Jahr sterben allein durch den Thunfischfang 20 000 Delfine in den Netzen.
Ich kann einfach nicht mehr, mir kommt das Grausen! Mir genügt es nicht, Touristen den immer selben Vortrag als Volontärin zu halten, ihnen Kotztüten hinzuhalten, damit sie nicht das ganze Schiff voll kotzen und sonst überhaupt nichts für diese Tiere tun zu können. Klar hat es unter all den Touristen auch mal jemand Bewussten mit dabei, aber davon kann ich nicht leben, hier. Ich brauche auch irgend etwas, das mich nährt und das habe ich hier nicht oder noch nicht gefunden.
Ich gebe mir noch bis Ende Woche Zeit, um mich definitiv zu entscheiden. Doch dann stellt sich auch die Frage, was soll ich tun und wohin soll ich gehen. Namibia steht ja fest Ende Oktober.
Diese Woche bläst wieder Tag für Tag der Levante. Er kann bis zu 20 Tagen am Stück blasen, wenn es ihm grad mal beliebt ;-) daher können wir hier in Tarifa nicht aufs Meer hinaus und nun bietet firmm jeden Tag eine Ausfahrt im Hafen von Algeciras an. Von dort sind auch meine Fotos. Dazu zu sagen ist aber, dass sich unzählige Frachter und sonstige Boote dort versammeln, noch schlimmer, als wenn man in Tarifa rausfährt. Trotzdem hat's ein paar schöne Bilder gegeben. Alles gewöhnliche oder blauweiss gestreifte Delfine.
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