Profile
Blog
Photos
Videos
Ich bin nun schon wieder zurück in Kuba. Der Reisemonat durch Bonaire und Panama verging wie im Fluge, als ich endlich in Reisestimmung war, war er schon vorbei.
In Bonaire hatte ich einen sanften Übergang in die „westliche" Welt, mit karibischem Hauch. Bonaire ist eine kleine (30km lang und 10km breit), sehr trockene Insel, übersät mit Kakteen und umzingelt von wunderschönstem türkisblauem Meer. Die holländische Insel und deren BewohnerInnen waren für mich schwer fassbar, da es eine Mischung von Europäern, einheimischem Urvolk, Latinos etc. ist. So werden auf der kleinen karibischen Insel auch vier Sprachen gesprochen: Papiamento, Spanisch, Englisch und Holländisch. Ich genoss es einerseits sehr, mich in dieser im Gegensatz zu Kuba völlig anderen Welt aufzuhalten, machte mir jedoch sehr viele Gedanken über die unterschiedlichen Lebensweisen, Mangel an allem Möglichen in Kuba und Luxuswelt, in der ich mich in Bonaire bewegte. Ich wohnte dort in der Hauptstadt Kralendijk in der wunderschönen Villa von Deepak - dem Kollegen von meiner Schweizer Kollegin Romana - mit allem Luxus. Romana und ich hatten ein Auto zur Verfügung und entdeckten so die Insel. Wir genossen täglich den Strand und das Meer. Der Ausflug mit Inge, einer Kollegin von Deepak, und ihrem Boot nach Klein Bonaire war wunderschön. Beim Schnorcheln die Unterwasserwelt zu entdecken war toll. Eine Unzahl farbiger Fische sind vom Strand aus zu sehen. Beim Schnorcheln fühlt man sich wie in einem Aquarium, manchmal sogar mit grossen Tieren wie einer Riesenschildkröte, einfach einmalig. Die Unterwasserwelt von Bonaire ist wirklich ein Highlight und allen Schnorchlern (und wohl auch Tauchern, das kann ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen), wärmstens zu empfehlen. Das Wochenende verbrachten wir mit Deepaks Kindern im Washington-Slagbaai, einem schönen Naturpark voller Kakteenwäldern, Flamingos und wunderschönen Stränden und am Lacbaai, eine wunderschöne Lagune, perfekt zum Baden geeignet. Ich habe die Tage in Bonaire mit Romana und Deepak sehr genossen und hatte Mühe, nach zwei Wochen Abschied zu nehmen und nach Panama weiter zu reisen.
In Panama City angekommen traf mich fast der Schlag. Inmitten dieser vielen Hochhäuser, dem vielen Verkehr und der Unmengen an Läden und Einkaufszentren fühlte ich mich völlig überfordert. Ich hielt das rege Treiben kaum aus, und es machte mich traurig und wütend zu sehen, wie viel man hier hatte, und wie wenig es doch in Kuba gab. Gerade mal zwei Flugstunden entfernt. So entschied ich bereits am ersten Tag in Panama, dass ich weiterreise. Ich nahm den Bus ins Valle de Antón, ein kleines Bergdorf. Dort konnte ich in Panama ankommen, die Natur geniessen beim Wandern und beim Bad im Thermalbad. Ich lernte andere Langzeitreisende kennen und genoss den Austausch mit ihnen. So kam ich langsam aber sicher in Reisestimmung. Nach zwei Tagen zog ich weiter, nahm den Bus vom Valle Richtung Panamericana, wo ich auf einen Bus Richtung David wartete. Dieser liess zum Glück nicht allzu lange auf sich warten. Es war nämlich ein etwas komisches Gefühl, ganz alleine mit einem riesen Rucksack an einer grossen Strasse zu stehen und auf eine Transportmöglichkeit zu warten. Die Panameños erlebte ich jedoch als extrem hilfsbereite und freundliche Leute. In David angekommen lernte ich Hayley, eine Schottin kennen. Sie schlug mir vor, gemeinsam weiter nach Boquete zu fahren. Da ich absolut keine Reisepläne hatte in Panama, fuhr ich spontan mit ihr noch eine Stunde in einem engen Bus weiter bis ins ländliche Boquete. Dort fror ich das erste Mal seit Monaten! J Boquete ist wunderschön, eine Naturidylle. Ich besuchte eine Kaffeeplantage und erfuhr, wie der Kaffee hergestellt wird. Ein Prozess, den ich bereits in Costa Rica kennen gelernt hatte, dennoch war es spannend, dies auf einer kleinen familiären Farm nochmals näher gebracht zu bekommen. Der selbstgeröstete Kaffee zum Abschluss war himmlisch. Hayley und ich machten uns in Boquete auch auf den Pipeline Trail, eine Wanderung zu einem Wasserfall. Oberstes Ziel aller Wanderer in Boquete ist, den Quetzal - den Vogel der Mayas - zu entdecken. Und wir hatten tatsächlich das Glück, dieses scheue Tier zu sehen. Dank zwei amerikanischen Vogelbeobachtern, die ihn gefunden hatten. In den Tagen in Boquete entschied ich, dass ich danach weiter nach Bocas del Toro fahren würde um dort das PADI Open Diver Zertifikat zu machen. Hayley entschied spontan, mit mir mitzufahren. Mit dem Transferbus fuhren wir drei Stunden durch schönste Berglandschaften bis zur Küste nach Almirante, der Ort, wo die Chiquita-Bananen herkommen. Von dort führte uns ein Boot vorbei an vielen sehr einfachen Fischerhütten bis nach Isla Colón, der Hauptinsel von Bocas del Toro. Da in dieser Woche das Meerfestival stattfand, waren fast alle Unterkünfte ausgebucht. Daher fuhren wir weiter nach Isla Bastimentos und fanden dort eine einfache, aber schöne Unterkunft über dem Meer. Isla Bastimentos ist eine extrem authentische verkehrsfreie Insel, wo die Ureinwohner Guari-Guari sprechen. Nur die zwei kleinen chinesischen Supermärkte in Old Bank waren fast ein wenig fehl am Platz. Praktisch waren sie dennoch. Die vier Tage in Bocas del Toro waren toll. Hayley und ich wurden täglich um 7.30 Uhr im Hostal abgeholt und mit dem Wassertaxi nach Isla Colón chauffiert. In Bocas nimmt man das Taxi nämlich vor allem für den Transport über Wasser, von Insel zu Insel. Einmal sahen wir auf diesem Weg fünf Delfine, ich war überglücklich. Den Tag verbrachten wir dann beim Theorie lesen, Video schauen und Tauchen lernen in Bocas Dive Center. Mit Kaivin hatten wir einen sehr professionellen, geduldigen Tauchinstruktor. Es waren intensive aber schöne Tage. Unter dem Wasser atmen zu können und die Unterwasserwelt in aller Ruhe zu entdecken ist ein wundervolles Gefühl. Die Übungen zum Erlangen des PADI Open Water Diver-Zertifikats waren zwar nicht alle so wundervoll angenehm. Nach drei Tagen hatten wir jedoch dann das Zertifikat in der Hand und schöne erste Taucherfahrungen inmitten schönster farbiger Korallen gemacht. Nach diesen intensiven Tagen machte ich mich auf den Weg zurück nach Panama City, wo ich mich noch drei Tage im Casco Viejo aufhielt. Die Altstadt voller kolonialer Bauten erinnerte mich ein wenig an Kuba. Im Hostal lernte ich interessante Leute kennen, der Austausch mit anderen Reisenden war immer wieder spannend. Das Reisefieber hatte mich definitiv gepackt.
Aber der Reisemonat in Zentralamerika war vorbei und so stieg ich am 21. September ins Flugzeug, das mich wieder zurück nach Kuba führte. Die Rückkehr nach Kuba ist nicht immer einfach. Das Leben hier ist sehr viel komplizierter als in anderen Ländern, der Mangel an so vielem ist im Alltag überall spürbar. In Havanna konnte ich mich nicht lange still halten, und entschied zusammen mit Shekil, der mich noch ein paar Tage besuchte, Westkuba zu entdecken. Wir machten uns auf den Weg nach Pinar del Río, der Region von wo der weltbeste Tabak aus Kuba herkommt. Von dort unternahmen wir einen Tagesausflug ins immer wieder wunderschöne Viñales. Ein weiterer Tag führte uns in den äussersten westlichen Zipfel María la Gorda, wo ich meine erste Taucherfahrung nach dem Erlangen des Open Water Divers machte. Ich war nervös, aber es war super. Auch hier sah ich vor allem viele wunderschöne Korallen in etlichen Farben. María la Gorda hatte auch einen wunderschönen weissen Sandstrand zu bieten, von wo aus man schnorcheln konnte. Nach ein paar Tagen fuhr Shekil zurück nach Santiago de Cuba und ich wieder zurück nach Havanna, wo ich nun die Ankunft meiner Geschwister und meines Schwagers erwarte. Ich freue mich sehr auf die drei und unsere gemeinsame Reise durch Kuba und Panama.
Kuba habe ich nun vom äussersten Osten (Baracoa) bis zum äussersten Westen (María la Gorda) entdeckt und denke, es ist Zeit einen Schritt weiter zu gehen und noch andere Länder zu entdecken. Aber wer weiss, vielleicht bin ich schlussendlich doch schneller als gedacht wieder zurück in diesem für mich nach wie vor magischen Land.
Für alle, die nun zwischen den Zeilen gelesen haben. Der letzte Monat war für mich auch geprägt von sehr sehr vielen Gedanken und Überlegungen bezüglich meiner Zukunft. Die Frage „Wie weiter?" war präsenter denn je. Ich tat mich schwer mit dem Entscheid, sehr schwer. Ich war hin- und hergerissen zwischen der Option Rückkehr in die Schweiz und vielen anderen Optionen (Projekt in Kuba oder sonstwo, Reisen etc.). Schlussendlich merkte ich jedoch, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht bereit bin, meine Familie und Freunde definitiv zurück zu lassen sowie meine Sicherheit und meinen Job in der Schweiz, der mir gefällt, aufzugeben. Daher werde ich in ein paar Monaten in die Schweiz zurückkehren. Zuvor werde ich aber noch mein geliebtes Lateinamerika in vollen Zügen geniessen und das Leben hier leben... J
Folgendes Zitat von Paulo Coelho fiel mir in den Tagen, in denen ich einen Entscheid treffen musste, in die Hände:
Hinter einem Traum herzujagen hat immer einen Preis. Es kann bedeuten, dass wir unsere Gewohnheiten aufgeben müssen, es kann dazu führen, dass wir Schwierigkeiten überwinden müssen, es kann zu Enttäuschungen führen. Aber so hoch der Preis auch sein mag, er ist nie so hoch wie der Preis, den derjenige zahlt, der nicht gelebt hat. Denn dieser Mensch wird eines Tages zurückblicken und sein eigenes Herz sagen hören „ich habe mein Leben vertan".
- comments