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PSSSSSSSST
Meine Mama hatte eine lustige Angewohnheit, insbesondere als wir Kinder alle klein(er) waren. Immer wenn sie unsere Aufmerksamkeit wollte, hat sie uns angepsssssst. Ich brauchte ca. 5 Tage um mir abzugewoehnen in Kuba auf alle psssssts zu reagieren, da diese meistens nicht fuer mich bestimmt waren. Kuba ist das Land der psssssster und Mama, du wuerdest dich hier wie zuhause fuehlen. PSSSSSSSST!
Havanna: "Ultimo?"
Wer auf dem Havanna Flughafen landet, laeuft am Besten aus dem Flughafen raus und winkt ein altes Amicollectivo (Taxi das man teilt und welches in der Regel ein hoffnungslos alter Amischlitten ist) in das Stadtzentrum. Bezahlt man in Nationales (24 Nationales sind 1 CUC, 1 CUC entspricht 1 USD), vorausgesetzt man hat die Waehrungskonfusion bereits hinter sich, kommt diese Variante extrem guenstig (20 Nationales). Mit dem Collectivo faehrt man direkt in eine andere Welt. Havanna scheint, noch, in einem Zeitvakuum zu schweben. Eine phantastische Stadt, alte, hohe Gebaeude, einige renoviert, andere komplett baufaellig. In den Strassen cruisen die alten Autos, im Schatten wird Schach und Domino gespielt, man hoert Musik aus allen kleinen Lokalen, Zigarrenrauch zieht einem durch die Nase und Che, Camillo und Co. erinnern einem von den Mauern an das grosse Ganze.
Die Einheimischen haben die Pizza fuer sich entdeckt und seit einigen Reformationen duerfen sie auch welche verkaufen. Dies tun sie vom Zimmerfenster ihrer Wohnzimmer aus oder aus Kleinstlaeden. Pizza mit lokaler Kola oder einem anderen hoffnungslos ueberzuckertem Getraenk. Hier isst gefuehlt jeder zwei Pizza pro Tag. Pizza bekommt man durch das Fenster fuer 10 Nationales (das sind 20 Rappen). Klar ist das keine Holzofenpizza aber sie ist nicht schlecht und eine gute Alternative zu den teureren Touristenrestaurant, wo man fuer das gleiche 10 CUC (10 Stutz) bezahlt. Denn in Kuba bedeutet mehr bezahlen nicht, dass man mehr oder geschweige dann besser isst. Weil Knappheit betrifft in der Regel alle. 4 kubaerfahrene Daenen, die wir getroffen haben, haben immer ein Saeckchen Oregano bei sich fuer die Pizza, weil das gibt es hier nicht. Fuer einen Restaurantbesuch haben sie immer eine Zwiebel und einen Knoblauch dabei, diese werden wohl in jedem Privathaushalt verzehrt, schaffen es aber nie oder nur selten ins Restaurant.
Eine andere Sucht der Kubaner ist Eiscreme. An jeder Ecke gibt es einen Glacestand und die Nestle Glace Kuebel sind der absolute Renner. Criolla ist der beste Eisstand und riesengross in Havanna, genauso gross ist die Schlange von Menschen die dafuer anstehen man sieht weder Anfang noch Ende und jeder neue fragt "ultimo?" ("der letzte?") damit er auch das Ende findet und richtig ansteht. Anstehen ist hier fester Bestandteil des Altages, ob in der Bank, fuer Glace, fuer Joghurt, Pizza, fuer alles Moegliche.
Die Haeuser in Havanna sind normalerweise sehr hoch. Klar gibt es keine Hausklingel oder elektrischen Tueroeffner wie bei uns. Wofuer auch, funktioniert eh nicht, wenn der Strom ausfaellt. Man schreit und ruft nach der gewuenschten Person, worauf diese den Hausschluessel an einem Faden vom Balkon runterlaesst. Einkaufe werden auch so hoch transportiert. Unser Balkon war unser absoluter Lieblingsplatz, um das kubanische Treiben zu beobachten. Maritta hoerte den Pedro nie, wenn er sie zum Rendez Vous abholte…vielleicht wollte sie ja auch nicht oder war grad am Haare foehnen…er gab auf jeden Fall nicht auf lautstark nach ihr zu rufen. Jose erklaerte vom 7 Stock aus seinen Kollegen auf der Strasse wie man richtig Baseball spielt. "Pan, Pan (Brot)" Miguel kam mit seinem Brotvelo um die Ecke, gefolgt von Camillo und Juan Francisco, die ihren Lada (altes Auto) schiebend, vor sich hinfluchten. Ein toller Platz mit einem Rum in der Hand.
In der Bodega di Medio, der Lieblingskneipe von Ernest Hemingway tranken wir einen Mojito auf den Alten Mann und das Meer. Wir wuenschen dem netten Amerikaner, den wir dort auch trafen, viel Glueck bei der Einreise in die Staaten…mit dem Kubastempel!
Nach wahnsinnigen Tagen in Havanna ging es weiter nach Vinales, wo wir uns dem lokalen Eiskonsum hingaben und einen Tag drauf auch wieder hergaben, uns einen Kolchose-Tabakpflueck-Sombrero aus dem lokalen Agrikulturladen kauften und so angepasst, ploetzlich von allen Pferdewagen mitgenommen wurden, wo wir einen Spaziergang durch eine atemberaubende Landschaft machten und fast nicht mehr weg wollten.
In Cienfuego nahmen wir teil am Internationalen Tag des Buches, der mit Tanz, Schach, Domino, Boxen gefeiert wurde und jaaaaa auch mit dem Verkauf einiger Buecher, wenn auch nationaler. Highlight, und ich getrau es mich fast nicht zu sagen, war das Delfinarium in Rancho Luno. Wir konnten mit den Delfinen eine Trainingseinheit fuer die Show mitmachen! Absolut genial!!
Danach organisierten wir uns eine angemessene Fahrgelegenheit nach Trinidad. So reisten wir stylvoll in einem wunderschoenen, alten, blauen Pontiac 1959, begleitet von kubanischen Klaengen entlang der Kueste nach Trinidad.
Trinidad: Ein Tauchgang auf dem Schwarzmarkt
In Kuba funktioniert alles etwas anders. Gewisse Dinge gibt es gar nicht, anderes nur wenn man weiss wie und wo. Die Menschen hier sind es gewohnt, Umwege zu machen, sind Schlitzohren, weil das System sie so gelehrt hat. Jeder hat noch ein Nebenbusiness. Das Einkommen ist sehr gering, der durchschnittliche Verdienst im Monat entspricht ungefaher einem Kinobesuch in der Schweiz (sagt man zumindest). Mit dem Tourismus hat sich die Situation etwas verbessert. Die Menschen hier sind aber sehr freundlich, haben eine grosse Lebensfreude, teilen, sind hilfsbereit, nicht nur zu Touristen, sondern viel wichtiger untereinander und gehen extrem nett und herzlich miteinander um. Sie brauchen sich ja auch, weil ohne Amigos gibts hier keine Extras. Es ist ein tolles Land, um zu reisen und man fuehlt sich hier sehr schnell wohl, auch wenn Knappheit dazu fuehrt, dass jeder noch was will von dir oder zumindest was verkaufen moechte, wobei man dann in lokaler Manier gerne uebers Ohr gehauen wird. Aber es gilt was auch bei uns zu hause gilt, trick me once…trick me twice. Man lernt schnell…vor allem rechnen mit den beiden Waehrungen.
In Trinidad haben wir bei einer Familie in einem Casa Particulares gewohnt. Als wir erwaehnten, dass wir am Strand im Tauchshop von einem Hotel nachgefragt hatten, um einen Tauchgang zu machen, ernteten wir ein missbilligendes Kopfschuetteln mit dem Kommentar "No pregunta me, porque no pregunta me, hay un amigo…es muy barato…" ("Ihr habt nicht gefragt, wieso habt ihr nicht gefragt…ich habe einen Freund….ist guenstiger…") Also gut, am Abend traffen wir Miguels amigo, Jose, um mehr ueber den Tauchausflug zu erfahren. Jose hat schon ueber 3000 Tauchgaenge gemacht und hat fuer die Marine getaucht, wir kamen schell zu einer Uebereinkunft und machten fuer den Folgetag ab.
Um 9 Uhr kam er dann uns abholen, mit einem uralten Amischlitten. Nach einem kurzen Café Cubana ging es los, seinen weiteren Amigo abholen. Irgendwo an der Kueste stoppten wir und schnell war das aeltere Equipment ausgepackt. Sein Amigo bewachte unseren Rucksack und stand Schmiere wegen der Polizei. Da Jose kein Boot hatte, schwammen wir zum Riff hinaus fuer unseren Tauchgang. Kurz vor dem Abtauchen meint Jose zu uns:" Wenn dann die Polizei fragt, ich bin blos ein Freund und ihr bezahlt mir nichts, ok?" Claaaro.
Nach dem Tauchgang, kaum aus dem Wasser, kam sein Amigo und raeumte schnellstens die Lufttanks weg in den Kofferraum des alten Amiautos, danach ploetzlich wieder alle relaxed mit normalem Aufraeumtempo. Wir:"Muessen wir den Rest nicht auch noch im Auto versorgen?" Jose:"Nee, ohne Tanks kann ich sagen, wir waren Schnorcheln." Aha.
Wir bezhalten Jose fuer seine Hilfe und gaben dem Parkranger sein Bestechungsgeld. Swisshh waren die Jungs alle weg und wir standen an der wunderschoenen Kuste, die Sonne im Gesicht, die Brandung im Ruecken, vor uns ein toller Strandtag, hinteruns ein sozialistischer Tauchgang, als waere nie was gewesen und wir haetten das alles nur getraeumt.
Santiago
Santiago war frueher die Hauptstadt von Kuba, wurde aber wegen der geographisch besseren Lage von Havanna, von demselben abgeloest. In Santiago ist aber das Herz der Revolution, hier ging alles los, nicht nur die vom Fidel, sondern die allererste Ende gegen die Spanier. Was Santiago auch ist, die Stadt des Rums…bevor wir uns dem Genuss hingaben, informierten wir uns ueber das feine Getraenk im Museo de Ron. Hier kauften wir auch standesgemaess Zigarren, harmonierend zum Ron die Santiago. Der Besuch der Zigarrenfabrik viel allerdings ins Wasser, weil die in der Stadt hatte zu. Nach der ziemlich langen Fahrt mit dem Velotaxi zur Fabrik ausserhalb der Stadt, lernten wir, dass der Guide grad nicht da war…nach etwas hin und her, war es dann moeglich separat einige Bereiche anzuschauen aber nur mit einem Gutschein…den bekommt man aber nur im Stadtzentrum...ein ewiges hin und her. Da besuchten wir alternative den Friedhof Santa Ifigenia. Jose Marti, der geistige Vater Kubas und eines vereinigten Americas, liegt hier in einem wunderschoenen Mausoleum begraben und wir von einer Ehrenwache bewacht. Nach der Wachabloesung besuchten wir noch einige andere wichtigen Persoenlichkeiten Kubas wie Compay Segundo von Buena Vista Social Club.
Santiago genossen wir ohne grosse Aktivitaeten, kamen mit Rum und den Leuten hier ins Gespaech, gingen Musik hoeren, besuchten den El Morro, die Festung am Meereseingang von Santiago, wo die grosse Meeresschlacht mit den Spaniern stattfand. Heute morgen wollten wir bei unserm Kaffeeplatz einen Kaffee trinken…gab keinen…weil heute hatten sie keine Stuehle.
So, jetzt mach ich mich parat fuer unseren letzten Abend hier, schade, morgen geht es wieder zurueck nach Jamaica.
Bis bald
Luzia und Markus
PS Die Fotoalben fuer Vinales, Cienfuego, Trinidad und Santiago folgen noch
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Hildegard Grüninger Das wäre ein Automarkt für die Männer im Frühling. So alte Karossen sogar mit Stern. Die Häuser konnte man echt super renovieren, denn sie haben wirklich Stil, Propaganda ist wirklich überall present. Das ist ein sehr interessanter Bericht! Danke herzlich bis später Mam