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Heute gibt es einen ganz besonderen Blogpost. Zum einen, weil es der erste ist seit ich die Uni verlassen habe und zum anderen, weil es in nächster Zeit wahrscheinlich nicht viele Posts geben wird. Aber erstmal eins nach dem anderen.
Ich suche ja schon seit einiger Zeit nach Jobs und das anfangs mit eher mäßigen Erfolg. Vor knapp einer Woche habe ich dann zumindest mal ein Working Hostel gefunden, die mir einen Job garantieren konnten. Die Working Hostels vermieten einfach Schlafplätze und vermitteln die Leute dann auf umliegende Farmen, je nachdem wie da der Arbeitsbedarf aussieht. Das Working Hostel wäre in Bundaberg gewesen. Einer der größten Farmregionen in Queensland. Ohne viel zu überlegen habe ich natürlich erstmal zugesagt und ein genauer Startzeitpunkt sollte noch vereinbart werden, da ich ja noch knapp 3 Wochen Uni bevorstehen hatte. Am nächsten Morgen rief mich dann plötzlich Russell an. Der Inhaber einer Tierfarm, dem ich vor etwa 2 Wochen mal auf sein Jobinserat geantwortet hatte. Er meinte, die Stelle wäre immer noch zu vergeben und er würde sie mir gerne geben, weil ich ja auch für einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehe. Das war genau so ein Jobangebot, auf das ich gewartet hatte. Auf einer Tierfarm sind die Arbeiten einfach deutlich abwechslungsreicher als bei der monotonen Früchte- oder Gemüseernte. Einziges Problem war nur, dass ich bereits eine Woche später anfangen sollte. Jeder brave Student hätte jetzt natürlich sofort gesagt: „Das geht nicht. Ich hab noch 2 Wochen Uni!", aber ehrlich gesagt bin ich schon lange kein braver Student mehr :)
In den letzten 14 Monaten meines Lebens ist ziemlich viel passiert und es hat sich auch verdammt viel verändert. Damit meine ich nicht unbedingt mein Umfeld und die Tatsache, dass ich jetzt in Australien lebe sondern vor allem die Veränderung in meinem Kopf. Ich hab unglaublich viel Zeit damit verbracht darüber nachzudenken was ich in meinem Leben wirklich erreichen will. Ich hab unzählige Bücher über persönliche Entwicklung und Biografien von erfolgreichen Menschen gelesen. Letztendlich bin ich bereits im Frühjahr zu dem Entschluss gekommen, dass ich in meinem Studiengebiet nie arbeiten will. Ich habe gemerkt, dass es andere Dinge in meinem Leben sind, die mir wirklich Spaß machen und durch all die Bücher hab ich gemerkt wie wichtig es ist, dass man seine Lebenszeit mit etwas verbringt, das man mit all seiner Leidenschaft macht. Ich habe gemerkt wie sehr es mich hinaus in die Welt zieht und deshalb habe ich mich auch für das Auslandssemester entschieden, obwohl von vornherein klar war, dass ich nie wieder an eine deutsche Uni zurückkehren werde und irgendeinen Abschluss machen werde. Hier in Australien habe ich auch nur Kurse besucht, die mich in Bezug auf meine zukünftigen Pläne interessiert haben und die nichts mit meinem Studienfach zu tun hatten.
Als ich jetzt das Angebot für den Job bekommen habe, musste ich also nicht wirklich überlegen, ob ich zusage oder nicht. Ich bin nicht gezwungen meine Kurse hier zu bestehen oder irgendeine Prüfung abzulegen. Um es kurz zu machen. Ich habe innerhalb einer Woche meinen Auszug organisiert, nochmal ein paar richtig schöne Abende mit all den Leuten an der Uni gehabt und bin seit gestern auf einer Tierfarm 2 Stunden nordwestlich von der Sunshine Coast. Die Farm liegt völlig abseits jeglicher Zivilisation und der nächste Ort ist 15 min Fahrzeit entfernt. Ich wohne hier zusammen mit Jordan, einem Kanadier, im Gästehaus von Russell, meinem Chef. Zum Team gehören noch 5 weitere Arbeiter, die ich dann morgen an meinem ersten Arbeitstag kennenlernen werde. Das dazugehörige Land ist riesig und auf vier Stationen verteilt, gibt es hier knapp 6000 Tiere. Die Arbeit wird auf jeden Fall ziemlich hart werden, aber sie wird abwechslungsreich und letztendlich muss ich es nur für 88 Tage machen und dann bekomme ich ein weiteres Jahr Visum in Australien.
Leider gibt es hier quasi keinen Telefon- und Internetempfang weshalb ich in nächster Zeit nicht so oft hier schreiben kann wie ich das gern würde. Jordan hat immerhin einen Weg gefunden, um ein halbwegs stabiles Internet zu bekommen, das es uns ermöglicht zumindest ab und zu auf Emails oder andere Nachrichten zu antworten. Das Ganze funktioniert aber nur, in dem man sein Datenvolumen im nächsten Ort immer wieder auflädt und für größere Datenmengen ist es sowieso nicht geeignet. Das heißt ich werde die nächsten Monate nahezu ohne Handy und Internet verbringen. Für manche wahrscheinlich mittlerweile unvorstellbar und auch meine Pläne wirft es natürlich etwas zurück, aber letztendlich hat das Visum für ein weiteres Jahr in Australien jetzt absolute Priorität für mich. Ich werde den Job jetzt hier durchziehen, egal wie hart es ist, weil ich weiß wofür ich es mache und was ich danach alles machen kann.
Ich werde also genügend Zeit haben, um einen genauen Plan zu machen wie mein Leben nach dem Farmjob und auch nach meiner Rückkehr nach Deutschland aussehen soll. Ich werde viel Zeit haben, um meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Ich kann viel Schreiben, ich kann Videos aufnehmen und ich kann endlich Zeit mit den Gedanken verbringen, die schon so lange in meinem Kopf umherschwirren. Ich bin auf jeden Fall gespannt was innerhalb der nächsten Monate entstehen wird.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass ich mein Studium geschmissen hab, obwohl mir in Deutschland nur noch 2 Prüfungen zum Abschluss fehlen und ich hab mich entschlossen ein Leben fernab von dem zu führen, was irgendwer von mir erwartet. Ich hab viel zu lange versucht immer nur Andere glücklich zu machen oder nach den Vorstellungen der Gesellschaft zu leben und dabei habe ich völlig vergessen darauf Acht zu geben was ich wirklich will.
Ich will nicht an einem festen Ort arbeiten, jeden Tag von morgens bis abends meinen Job machen, den ich eigentlich gar nicht mag und bereits am Montagmorgen das Wochenende herbeisehnen. Ich will nicht mein ganzes Leben mit all seinen Träumen und Wünschen opfern, um jahrzehntelang für eine Rente zu arbeiten, die ich sowieso nie bekommen werde. Und ich will nicht immer nur davon träumen die Welt zu bereisen.
Ich weiß, dass viele von euch das nicht verstehen werden und sich fragen, ob ich verrückt geworden bin, aber ich finde es keineswegs verrückt einfach seinen Träumen zu folgen und das zu machen worauf ich Lust habe. Es steht nirgendwo geschrieben, dass wir alle zur Schule gehen müssen, studieren müssen oder eine Ausbildung machen müssen und dann den Rest unseres Lebens schön brav arbeiten gehen müssen. Und nur weil es schon immer so war, heißt das auch nicht das es immer so sein muss. Das Wort „müssen" existiert in meinen Leben nicht mehr. Das Einzige was wir alle irgendwann müssen, ist sterben und wenn ich das irgendwann muss, dann will ich auf ein langes und erfülltes Leben zurückschauen, in dem ich Nichts bereue und in dem ich meine Träume verwirklicht habe. Von heute an werde ich einfach mein Leben leben und lasse mich überraschen wo es mich hinführt.
Also macht euch um mich keine Sorgen und ich versuche euch ab und zu auf dem Laufenden zu halten. Und auch wenn das heute kein Reisebericht war, musste es endlich mal gesagt werden, weil es mein Leben im Moment am Besten beschreibt.
Lasst es euch gut gehen und bis demnächst :)
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