Profile
Blog
Photos
Videos
Das war eine richtige Überraschung gestern im Stadion. Nicht nur für die Spieler vom FC Barcelona, die 1:2 gegen die Diamantenoligarchenmannschaft von Rubin Kazan verloren haben, sondern auch für mich.
Natürlich habe ich verglichen, welche Unterschiede es zu einem Besuch im Weserstadion, im Fritz-Walter-Stadion oder dem Wildpark gibt. Und dabei sind mir folgende Dinge aufgefallen. Das Stadion besticht einzig durch seine Größe, allerdings weniger durch seine Stimmung. Aber mal von Anfang an. Wie überall gibt es die kleinen Stände, die Schals und Trikots verkaufen, und auch die Gestalten, die den Schwarzmarkt darstellen. Sicherheitskontrollen finden keine statt. Es werden ungefragt Leute mit Motorradhelmen reingelassen, Rucksäcke werden nur von außen begutachtet und abtasten kann man sich nur selbst, wenn man darauf besteht. Es ist sogar ganz angenehm so, auch weil sich die Zuschauer trotzdem benehmen.
Im Aufgang zum Platz gibt es nur spärlich Gastronomie. Wie ich später rausfinden sollte, bringen die Menschen alle ihr eigenes Brot und ihre eigenen Getränke mit. Die offizielle Stadionwurst wollte ich aber dennoch testen und wurde nicht enttäuscht. Würzig fein - so soll sie sein. Meiner und Marias Meinung nach sollte der Mann am Grill sich die spanische Gelassenheit bei der Arbeit mehr zu Herzen nehmen für bessere Konsistenz, aber der Geschmack war fein. Das Bier war -wie im Europapokal üblich- alkoholfrei, schmeckte aber ordentlich. Nette Nebensache am Wurststand war das Treffen mit ein paar Herren aus verschiedenen Orten Deutschlands, die in der Nähe Urlaubshäuser haben und sich dieses Jahr zum Fussballgucken trafen. So klein ist die Welt.
Der Stadioninnenraum ist beeindruckend groß, aber es ist auch erstaunlich ruhig. Dies kann am nicht weiter beanstandeten Marihuanakonsum liegen, der 3 bis 4 mal durch den Block zu riechen war. Jedenfalls fehlt eindeutig der 90-Minuten-Dauersupport. Wenige, maximal 100 als Ultrafans zu identifizierende Anhänger hatten insgesamt 1 Trommel dabei. Das Stadion bringt zwar alle 20 Minuten einen "Forza, Forza, Barca"-Spruch, der sich anhört wie die Hossa-Hymne von Rex Gildo, aber dann ist auch schon wieder Ruhe im Karton. Wirklich seltsam! Die insgesamt 200 russischen Anhänger waren lauter und natürlich erfreuter über die Geschehnisse. Der erste Schuss, das erste Tor war eine Granate, bei der jeder sprachlos mit geöffnetem Mund in seiner Plastikschale saß. Die Technik der Katalonen überzeugt mich vollends, allerdings offenbarten sie auch die Schwäche nur ein System spielen zu können. Die lange Naht, den langen Ball oder den öffnenden Pass kennen sie leider genau so wenig wie das Flankenspiel. So gewinnt man nicht gegen diszipliniert defensiv spielende Russen, die sich verdient feiern ließen nachdem der nicht nur leicht parteiische Schiedsrichter abgepfiffen hatte. Tja, und so war es dann auch schon zuende - das Spiel dauert eben doch meist nur 90 Minuten.
- comments