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Der SV Werder Bremen sollte im Verlaufe der neuen Europa League in Bilbao bei Atletic zum Fussballspiel zu Gast sein. Eine bessere, genauer gesagt nähere Möglichkeit bestand nicht und so dauerte es nicht lange bis ich im Österreicher Georg einen Sympathisanten für den Stadionbesuch im Baskenland in Nordspanien finden konnte. Kurzerhand war dann aus dem Mittwochabendplan eine Kurzreise bis Sonntag ausgedacht, die noch die Städte Santander und San Sebastian ins Programm aufnahm.
Am 16.12. noch vor 8:00 Uhr morgens am Flughafen in Barcelona stießen Georg und ich hoffnungsvoll auf den bevorstehenden Urlaub an. Nach der obligatorischen mit Bier verkürzten Wartezeit überflogen wir an den Pyrinäen vorbei das für alle Spanier überraschend beschneite Hinterland Kataloniens. In Bilbao angekommen trafen wir am Bustransfer auf Jan, einen leicht erkennbaren Werderfan, der ebenfalls in Barcelona studiert und sich Georg und mir anschloss um die Stadt zu entdecken. Am zentralen Busbahnhof angekommen schloss sich auch Flo, ein in Valencia studierender Österreicher, an. Er war schon um 7:00 Uhr nach sehr langer Busfahrt angekommen und musste bei seinem improvisierten einsamen Stadtrundgang feststellen, dass Spanier Langschläfer sind. Später um 10:00 Uhr sollte sich der Rundgang aber auszahlen. Er führte das Quartett durch sämtliche Kneipen, bei denen er sich in den führen Morgenstunden noch das Gesicht an den dunklen Fensterscheiben platt gedrückt hatte.
Nach einer strammen Tour getreu dem Motto "Ein Bier und weiter" lernten wir im Schnelldurchlauf, aber dennoch gemütlich gut ein dutzend Bars und ein paar interessante Einheimische kennen. Am meisten zu erzählen hatten eingefleischte Atletic-Fans mit 40-jähriger Vereinsmitgliedschaft.
Das Spiel am Abend verlief äußerst erfreulich, denn Werder konnte mit 3:0 gewinnen. Alle Tore fielen auf unserer Seite des Spielfeldes und wurden mit ein paar anderen Auswärtsfans ausgiebig gefeiert. Das als Tempel des spanischen Fussballs bezeichnete Stadion brachte nur laute Werderfans hervor, für die baskischen Fans war schlicht das Spiel zu unausgeglichen. Imposant war der große Applaus aller Stadionanhänger nach dem Spiel als sich die Werderspieler vor ihrem Fanblock feiern liessen. Auch nach dem Spiel in einer Kneipe identifizierten sich Atletic-Fans als Freunde des Fussballs und weniger als sturrsinnige Verfechter ihres Lieblingsclubs.
Mit dem Bus ging es am nächsten Morgen zu dritt, ohne Jan, weiter nach Santander. Eine 2-stündige Busfahrt führte in eine mit viel Sonne bedachte Stadt am Meer mit langem Strand. Der Strand liegt zwischen einer kleinen Halbinsel, auf der ein nettes kleines Schlösschen einen schönen 270°-Blick bietet, und einer kleinen in der Mitte eingeschnittenen Landzunge, deren Spitzen von einem Golfplatz und einem Leuchtturm geschmückt sind. Den mehrstündigen Spaziergang bei knapp über 0°C, aber mit strahlendem Sonnenschein gestatltete Flo um so interessanter als dass er in der Rolle eines Geschichtslehrers erst die wichtigesten Fakten zur Stadt vorlaß und sie später abfragte. Ein kleiner Abstecher zum Stadion des heimischen Racing Santander durfte freilich nicht fehlen. Jedoch war hier nur ein kurzer Blick durch die Gitter gestattet, ein Spiel fand nicht statt. Die unsymmetrische Kathedrale und die saubere, lebhafte Innenstadt konnten bei aller Liebe nicht mit der tollen Küste mithalten.
Das nächste Reiseziel hieß dann nach längerer Busfahrt San Sebastian. San Sebastian ist eine wunderschöne Stadt! Sie liegt an einer Bucht, die La Concha (dt.: die Muschel) genannt wird. Gemeint ist eine Muschel, wie das Symbol der gelben Tankstellen umgedreht, mit der Stadt an ihrem südlichen Ende. An ihren Seiten erheben sich zwei kleine Berge, die jeweils tolle Sicht auf den langen Strand bieten. Als wäre es so nicht schon hübsch genug befindet sich in der Mitte der zwei Berge noch eine kleine, den Wellen trotzende Insel, auf der genau ein Haus steht. Nach ausgiebiger Wanderung von der Spitze des einen kleinen Berges, auf dem eine alte Festungsanlage steht, am Strand entlang und auf die Spitze des zweiten Berges waren wir uns einig, dass es kaum schönere Ausblicke geben kann mit der Insel in der Mitte der Bucht, dem hellen Strand, der Küste nach Norden und dem baskischen Hügelland hinter der Stadt. Und das alles dazu von Sonne erfüllt. Spontan entschlossen kauften wir am Sonntagmorgen noch Eintrittskarten für das Spitzenspiel der zweiten spanischen Liga das San Sebastian und Betis Sevilla austrugen um die Reise abschließen zu lassen, wie es begonnen hatte - mit ein schönen Stadionbesuch.
Übergreifend muss unbedingt noch gesagt sein, wie toll das Essen ist! Es ist toll, weil es nicht teuer ist, wie in Barcelona. Es ist toll, weil man sieht, was man bekommt. Es ist toll, weil man immer Häppchen nimmt und so entscheiden kann, ob man noch mehr davon möchte. Es ist toll, weil einem die Entscheidung abgenommen wird, da es noch so viele weitere Sachen zum Probieren gibt, denn die Theken im Lokal sind zur Schaustellung der Köstlichkeiten und nicht um sein Bier abzustellen. Und es ist toll, weil es einfach lecker ist! Natürlich gehört Offenheit dazu, die Sachen zu probieren. Ist die abgelegt oder garnicht vorhanden, läuft man ernsthaft Gefahr, d*** zu werden. Wir haben die Tage gegessen wir die Könige. Besonders in Erinnerung bleibt auch "a Winden", um es mit österreichischem Wortlauft zu beschreiben, was in etwa der Besenwirtschaft oder dem Imbiss gleichzustellen ist, in der es keine Stühle sondern nur eine Theke gibt. Auf dieser werden dann Miesmuscheln oder Calamaris zu preiswertem Bier serviert, bevor man die Muschelschalen unter die Theke in eine Abfallrinne wirft. Wirklich grandios diese Kultur miterlebt zu haben!
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