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Na, haben alle den Schokohasen angeknabbert? Der Schokobunny hat mir echt gefehlt, ohne diesen ist Ostern einfach nicht Ostern! Hier in Mexiko sind Ostern eines der Highlights des Jahres, kein Wunder bei nur gerade mal 6 obligatorischen Ferientagen pro Jahr, wobei es im ersten Jahr nicht mal einen Ferientag gibt (!), geben 4 Tage „Freiheit" Anlass zum Feiern oder eben zum Verreisen.
Unsere Reisepläne waren echt nervenaufreibend, so dass ich die Ferien schliesslich echt gebraucht habe! Damit ich mich nicht nochmals aufregen muss, gehe ich nicht näher darauf ein. Noch vor dem Busbahnhof haben wir alle Pläne nochmals über den Haufen geworfen und sind schliesslich per Nachtbus nach Guanajuato gefahren. Das Stadtzentrum wird per Gesetz geschützt, damit der alte, traditionelle Stil der Innenstadt gewahrt wird. Meiner Meinung nach funktioniert dieses Gesetz sehr gut, denn ich habe nicht ein Hochhaus gesehen ;-). Die Häuser sind Wand an Wand gebaut und erstrahlen in allen Farben. Die Strassen sind alle mit Pflastersteinen bestückt und im Zentrum gilt Fahrverbot. Um etwa 7 Uhr morgens am Donnerstag, 21. April, sind wir im Busbahnhof von Guanajuato angekommen. Per Taxi ging es erst einmal Richtung Innenstadt, wo wir uns ein Zimmer in einem Hostel reserviert hatten. Die Fotos sowie die Reiseberichte, die wir vor der Reservation gesehen oder eben gelesen haben, haben uns total überzeugt und wir waren sehr gespannt auf die Stadt sowie unsere Unterkunft. Das Hostel ist in einem Gässchen, welches aus einer enormen Treppe besteht, gelegen. Der kürzeste Weg ist, über 100 Stufen zu erklimmen.. Normalerweise wäre dies leicht ermüdend, doch vor den Ferien hatten wir keine einfache Zeit und wahrscheinlich habe ich mir auch noch einen Hitzeschlag geholt. Jedenfalls lag ich zwei Tage mit Kopf- und Bauchschmerzen im Bett und konnte kaum aufstehen, ohne „Sterndlein" zu sehen. Die Aussicht auf Ferien und somit endlich mehr von Mexiko sehen zu können, dies hat mich sehr motiviert, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Aber zurück zum Reisebericht. Da wir alles Gepäck in eine Tasche gepackt hatten, war auch klar, wer die Bürde schliesslich schleppen darf. ;-) Von dieser Seite her werde ich schon sehr verwöhnt, Türe aufhalten und Taschen tragen sind hier noch hoch im Kurs! Wir kamen bereits sehr früh an und wollten nur schnell das Reisgepäck in Hostel abladen und dann weiter in die Stadt um zu frühstücken. Im Hostel wurden wir sehr herzlich empfangen und da unser Zimmer noch besetzt war, durften wir ein anderes zwischen nutzen um uns frisch zu machen - sehr aufmerksam! Gut mit Sonnencreme eingesprüht, haben wir uns an der Reception eine Stadtkarte besorgt. Was für ein Glück, die Stadt ist das ultimative Labyrinth! Normalerweise sind die Strassen gerade und die Häuser wie Blöcke, doch in Guanajuato gab es immer wieder eine Kurve, ging um eine Hausecke oder eine Treppe rauf... Es war schlicht unmöglich zu sagen, wo man sich den gerade befindet. Octavio und mir ist dies noch nie passiert, da wir beide eigentlich einen guten Orientierungssinn haben. Per Fragen haben wir jedenfalls doch immer wieder zurück zum Hostel gefunden ;-). Nach einem leckeren Frühstück haben wir die Stadt erkundet und eine tolle Handwerksausstellung gefunden. So viele tolle Sachen gab es dort zu bestaunen und am liebsten hätte ich viele der schönen Sachen gekauft, doch ich habe noch immer keinen Privatjet um die Sachen schliesslich auch in die Schweiz zu transportieren. Hmm, hat jemand von euch einen und würde ihn mir leihen??
Bei den Fotos findet ihr ein Gebäude mit der Aufschrift „HIDALGO", dies ist „Alhondiga de Granaditas". Hier hatten die Spanier ihren Sitz (früher war es ein Lagerhaus) und hier startete 1810 der Unabhängigkeitskampf. Die Spanier hatten die viel besseren Waffen und Verstärkung war auf dem Weg. Die Mexikaner hatten jedoch Pipila (siehe Fotos). Er lud sich einen grossen Stein auf den Rücken und ging mit gebeugter Haltung Richtung Tor um dieses in Brand zu stecken. Der Stein schützte in vor den Salven der Waffen der Spanier. Diese waren auch etwas desorientiert, denn einem der Angreifer gelang es, dem General einen Schuss ins Auge zu verpassen. Pipila ist also so zusagen der Wilhelm Tell der Mexikaner. Die Statue zeigt einem Mann von herkulesändlicher Statur, doch gemäss Wikipedia hatte Pipila von Geburt her körperliche Gebrechen und lief deshalb mit gebeugter Haltung, weshalb die Leute ihn zum Gespött machten und ihm auch den Übernahmen Pipila gaben, was so viel wie Truthahn bedeutet.
Am Abend gingen wir mit einer Gruppe Studenten, welche Lieder sangen, tanzten und ein paar Witze erzählten. Jeder der den „Eintritt" bezahlte, erhielt ein Gefäss aus Ton, welches mit Fröschen bemalt war und im Munde eines Frosches hatte es ein Loch. Später haben die Studenten-Musiker Saft ausgeschenkt und eine Trinkzeremonie veranstaltet. Früher wurde anstatt Saft Tequila getrunken, doch heute ist dies verboten. Also haben wir anstatt Tequila Orangensaft aus dem Frosch-Dings getrunken. Die Gassen waren voller Leute, keine Ahnung, wo die plötzlich alle herkamen! Es war ein Fest. Nach diesem langen Tag waren wir hundemüde und haben es uns mit einem leckeren Sandwich auf der Terrasse des Hostels gemütlich gemacht.
Am nächsten Morgen haben wir uns erst Mals an einem wundervollen Frühstück mit Früchten, Quesadillas, Café und Schokoladenmilch erfreut, bevor wir uns auf dem Weg zur Pipila Statue machten. Da diese auf einer Anhöhe liegt, hat man eine super Aussicht auf die ganze Stadt und auch hier gab es wiederum Stände wo man Souvenirs ohne Ende kaufen konnte. Mit einer kleinen Gondel ging es runter in die Stadt und Richtung Mumien Museum. Wir waren zu Fuss unterwegs und haben uns mit der Distanz stark verschätzt. An jedem Ecken dachten wir, nun seien wir am Ziel, doch es ging weiter und weiter, schliesslich bergauf und wir wollten uns schon ein Taxi nehmen, als wir dann doch beim Museum ankamen. Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag den selben Plan hatten, so betrug die Wartezeit um das Ticket zu kaufen rund 45 Minuten. Nach dem wir nun schon so nahe waren, haben wir uns entschlossen zu warten. Der grösste Teil der Warteschlange war unter einem Dach und wir waren froh um den Schatten, da es sehr heiss war. Im Museum gab es eine Führung und Erklärungen zu den Mumien. Schon etwas schauderhaft und ich habe bald mal entschieden, dass ich nach meinem Ableben nicht verbuddelt werden möchte. Auf die schaurigen Details gehe ich hier auch nicht näher ein, wer mehr wissen möchte, findet sicher viele Informationen im Internet. Da waren auch echt viele Kinder und ich vermute, die konnten nach diesem Anblick/Erzählungen nicht alle ruhig schlafen... Wieder draussen waren wir echt erstaunt, wie lange die Warteschlange nun war! Diese war um mehr als das Doppelte angewachsen, unglaublich! Per Bus ging es wieder ins Stadtzentrum um dort die Markthalle, nochmals die Handwerksausstellung sowie eine Strasse mit lauter kleinen Läden zu besuchen. Danach waren wir so richtig müde und haben uns ins nächste Café gesetzt um einen Frappuccino zu schlürfen. So landeten wir bei „The Italian Coffee Company", wo wir es uns gemütlich machten. Während ich mir ein paar Karten und ein Stift geschnappt habe, schmöckerte Octavio in den Zeitschriften und fand etwas unglaublich witziges: Zeitschriften aus den 90er Jahren. Es war urwitzig zu lesen, über was sich die Leute dazumal unterhielten, die Modebilder zu bestaunen und die Werbung war das aller Beste! Danach gings zum Hostel um etwas zu entspannen und am Abend gingen wir nochmals zu der Pipila Statur, um die Stadt bei Nacht zu bestaunen.
Am Samstag haben wir zum letzten Mal das köstliche Frühstück (zuerst Früchte, dann Chilaquiles mit Mole) sowie die Atmosphäre im Hostel genossen bevor es per Taxi zur Busstation und von da per Bus nach San Miguel de Allende (gehört seit 2008 zum Unesco-Weltkulturerbe) ging. Wir wussten, dass es mehr mals täglich einen Bus zu unserem Ziel gibt und ich habe auch gelesen, dass der Busfahrer so ziemlich überall auf der Strecke hält, wo die Passagiere aussteigen wollen. Als wir losfuhren, waren nur eine paar Passagiere im Bus, doch schon an der nächsten Kreuzung hielt der Bus um mehr Leute aufzuladen. Was mich wirklich erstaunte war, dass mitten in der Pampa Leute auf den Bus warteten. Manchmal ganze Familien und man sah kein Haus weit und breit! Der Boden war sandig, dürr und nur zwischen durch sah man einen grünen Baum oder ein paar Kakteen. Das Land schien unendlich zu sein, das Ende war von Auge nicht mehr sichtbar, da es weiter weg lag als ich sehen konnte. In der Schweiz siehst du meistens bis an den nächsten Berg, doch meistens nicht eine Weite, die du von Auge nicht mehr wahrnehmen kannst. Schnell mal war der Bus total voll und die Leute standen im Korridor, wer weiss, vielleicht sass auch jemand auf dem Schoss des Fahrers. Die Luft wurde immer dicker, stickiger und wir waren wirklich bereit um unser Ziel zu erreichen. Nur ein paar Stationen vor dem Ende wollte ein Mann den Bus verlassen, doch der Korridor war so voller Leute, dass er kaum zum Ausgang gelangen konnte. Er hatte starkes Nasenbluten (die Nase sah aus als hätte er sich zuvor geprügelt) und zum Glück hat mich Octavio noch in der letzten Sekunde auf seine Seite gezogen, sonst wäre mein weisses Shirt nun mit roten Punkten verziert. Am Zielbusbahnhof angekommen, schnappten wir uns das nächste Taxi für zum Hotel. Das Taxi ratterte über die Pflastersteine, durch schier endlose, enge Gässlein mit starker Steigung. Auch hier leuchteten die Hausfassaden in allen Farben und auf dem Weg sahen wir viele kleine Cafés, die wir später erkunden wollten. Das Hotel lag auf einer Anhöhe und unser Zimmer war eher eine Suite (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Vorzimmer zum Bad mit Lavabo, ca. 6 m2 Dusche) mit einer enormen Terrasse mit einem Sofa, Tisch und Stühlen. Von dort aus hatten wir eine unglaublich tolle Sicht auf die ganze Stadt. Weiter gehörte zum Hotel auch ein Pool mit Liegestühlen und man konnte sich Essen aufs „Zimmer" bestellen. Da die „Zimmer" nicht im gleichen Gebäude wie der Empfang sowie das Restaurant lagen, hiess es für den Kellner etliche Treppen rauf zu steigen. Das hält jung ;-). Wir machten uns bald mal auf den Weg um die Stadt zu erkunden und auch der Magen meldete sich langsam mit einem leisen Knurren. Es gab ein kleines Gässchen, welches nach unten zum alten Stadtzentrum führte. Auf dem Weg sahen wir zwei riesige Bäume voller Storchennester! Ab und zu kam wieder ein Storch mit einem Ästchen im Mund angeflogen um sein Nest fertig zu bauen. Unser Weg führte unter dem Baum durch und war gepflastert mit der Hinterlassenschaft der Vögelchen. Wir hatten gut Glück und wurden nicht einmal von der fliegenden Überraschung getroffen. Am Ende des Weges war ein riesiger und tatsächlich grüner Park mit vielen Palmen, gepflegten Wegen, Bänken zum ausruhen und verweilen sowie in einer anderen Ecke ein Spielfeld sowie Geräte für die Kinder. Vom Park gingen wir weiter Richtung Plaza de Allende, wo es viele Bäume mit Bänken gibt, alles umrundet von schönen Gebäuden, Kirchen und Restaurants. Auf dem Weg dorthin trafen wir tatsächlich einen Arbeitskollegen von Octavio, der mit seiner Familie auf einer Rundreise war und nur gerade mal 2 Stunden in dieser schönen Stadt verbringen konnte. Nach einem kurzen Gespräch ging es weiter und wir erreichten die Kirche San Miguel de Allende am Plaza de Allende. Dieses Bauwerk ist ein absoluter Hit! Die ganze Plaza hat ihre eigene Atmosphäre... die Hut- und Ballonverkäufer, Stände mit Eiscreme, Kinder, die Kaugummi verkaufen, Mariachis, die in den traditionellen Kostümen ihre Musik und Gesang zum besten geben und unzählige Touristen, die es sich am Schatten auf den Bänken unter den Bäumen gemütlich machen und sich von all diesen Eindrücken berieseln lassen. Nach einem Mittagessen zu später Stunde ging es weiter. Die Stadt hat unzählige, wunderschöne Kirchen, über 500 jährige Häuser, die Zeugen der mexikanischen Geschichte sind und hinter dicken Mauern und immensen Türen findet man unglaublich schöne Innenhöfe, welche zum Teil als Galerie, als Restaurant, Café oder Souvenirläden dienen. Nebst vielen Farben, die jedoch aufeinander abgestimmt sind, findet man immer wieder eine grüne Pflanzenpracht in den Innenhöfen - kleine Paradiese. Nach einem Bummel durch die Strasse der Souvenierläden schmerzten die Füsse und es zog uns Richtung Hotel oder besser gesagt Richtung Pool. Per Taxi ging es zurück zum Hotel, schliesslich wollten wir uns die Füsse für die Nachttour noch etwas schonen, dann ab in das kühle Nass - herrlich! Danach bestaunten wir auf unserer Terrasse den Sonnenuntergang und hörten von naher Ferne Musik. Dies animierte uns, wiederum Richtung Zentrum zu gehen und von nahem der Musik zu lauschen. Vor einer Kirche fanden wir eine Gruppe, die wirklich ein tolles Konzert zum besten gab. Nach ein paar Stücken gingen wir wieder zur Plaza de Allende und als ich eine Nachtaufnahme von der Kirche machen wollte „wumm", gingen die Lichter der Beleuchtung aus. Ich dachte, dies gehöre vielleicht zum Stromsparprogramm der Stadt, aber dem war nicht so. Es startete just in diesem Moment eine unglaubliche Lichtshow. Diese wurde auf die Kirche projiziert und zog die Menschenmassen vor der Kirche in ihren Bann. Ich habe auch ein paar Fotos davon gemacht. Danach haben wir etwas gegessen, der Musik der Mariachis gelauscht und gingen schliesslich zurück zum Hotel. Auf dem Weg hörten wir Feuerwerk knallen, doch durch die Häuser war die Sicht versperrt. Von der Terrasse aus konnten wir schliesslich den Rest des Feuerwerks bestaunen. Das Klima war einfach herrlich und wir genossen es ohne Klimaanlage schlafen zu können. Am Morgen hatte ich gar ein wenig kalt, ach wie herrlich! Habe ich schon erwähnt, dass Monterrey eine der heissesten Städte Mexikos ist? Bei 20 Grad ziehe ich nun jeweils eine Jacke an ;-).
Am Sonntag haben wir schön ausgeschlafen, uns Frühstück bestellt und auf der wunderschönen Terrasse genossen. Herrlich. Danach wurde die Reisetasche gepackt, beim Empfang deponiert und wir haben den Rest der Stadt erkundet, Souvenirs gekauft, unglaublich viele Fotos gemacht und ein extrem leckeres Mittagessen mit anschliessendem Eis genossen. Gegen Abend ging es per Taxi zurück zum Hotel und mit dem Gepäck zum Busbahnhof um die lange Reise zurück nach Monterrey anzutreten. Diesmal waren wir auch mit Ohropax ausgerüstet (man erinnere sich an das Baby auf dem Sitz vor uns... so süss, aber bitte nicht schreien...) und tatsächlich war auch auf der Rückreise nur ein Baby im Bus und diesmal statt vor uns, hinter uns. Wir sind doch immer wieder eingeschlafen und als wir schliesslich um 4.30 Uhr morgens Monterrey erreicht hatten, waren wir doch überrascht, wie schnelle wir plötzlich wieder zu Hause waren. Zum Glück musste Octavio erst nachmittags zur Arbeit, so konnten wir uns nochmals aufs Ohr legen.
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