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Meine letzten zehn Tage stehen bevor und ich muss sagen: Man kann sich an Sydney durchaus gewoehnen.
Ich meine damit nicht die konstante Geldnot, weil man in diesen Laeden hier wirklich ALLES haben will; das voellig ueberteuerte Essen (erinnert ihr euch noch an die 10-Dollar-M-und-M-s aus Perth? Wunderbar. In Sydney gibts das auch. Gilt allerdings fuer alle anderen Nahrungsmittel genauso.); die komische Freundin von Estelle, unserer Mitbewohnerin, die weder lachen noch sprechen noch freundlich gucken kann und die ein unglaubliches Talent dafuer hat, durch ihre blosse Anwesenheit in uns allen Aggressionen auszuloesen; oder den Typen an der Rezeption, der auf jede unserer Fragen mit "Ich hab keine Ahnung" antwortet.
Nein nein. Das, woran man sich gewoehnt, ist das, was man eigentlich nicht in Worte fassen kann. Nennen wir es "Atmosphaere".
Eins koennen wir nicht bestreiten: Sydney hat echt Stiiiiil.
Ich wuenschte, ich haette ne automatische Geldvermehrungsmaschine. Was es hier gibt, glaubt man nicht! Ich meine, theoretisch braeuchte ich keine dieser Sachen, aber wann kauft man sich heutzutage schon noch irgendwas, weil mans braucht?
Eigentlich soll sich dieser Blog mit dem letzten Abend beschaeftigen. Damit fang ich jetzt an.
Dazu muss ich mal wieder etwas weiter ausholen.
Damals- so vor drei Tagen- sprachen wir mit Tom (den wir eigentlich immer Brad nennen, weil er aussieht wie ein Brad) ueber alles, was uns grad so einfiel. Eigentlich wollten wir eine Partytour mitmachen, fuer die hier Werbung gemacht wird und fuer die man sich aber an der Hostelrezeption anmelden muss.
"Ey Br.. Tom! Ist die Partytour gut?"
"Was fuer ne Partytour?"
"Na die hier!" (Flyer gezeigt)
"Hab ich noch nie was von gehoert. Ich hab auch noch niemanden getroffen, der das mitgemacht hat. Wo habt ihr das her?"
"Das lag neben der Rezeption."
"Mh. Kann ich nichts zu sagen. Aber am Samstag ist Mad Rackett. Das ist DIE Party hier in Sydney!!!!! Ich bin da immer, das ist total gut! Und es ist nur alle sechs Wochen."
"Oh wow, das klingt gut. Gehst du auch hin?"
"Nein, ich glaub nicht."
"Hast du nicht gesagt, du waerst da immer?"
"Ja, aber dieses Mal kostets 35 Dollar Eintritt und so viel hab ich nicht."
Nun ja. Es stellte sich heraus, dass es "nur" 20 Dollar Eintritt waren und das erfreute Brad so sehr, dass er meinte, er wuerde doch kommen.
Besagter Abend.
Auf zu Mad Racket, DER Party hier in Sydney!
Wir haben auch nur ne Stunde gebraucht, das zu finden.
Und bevor alle Deutschlehrer meckern: Wir, das sind Uta, meine Schwester, mit der ich verwandt bin, Steffi eins, Mitbewohnerin aus Dresden, die oft ganz schoen frech ist, Steffi zwei, die gerade neu angekommen ist, und Danny, der Reisepartner von Steffi eins, der in der Schule viele Faecher abgewaehlt hat.
Uta zu einem Kellner: Entschuldigung, wissen Sie, wo das Mad Rackett ist?
Kellner zu Uta: Das hab ich noch nie gehoert. Fragt mal weiter.
Bevor wir weiter gefragt haben, sind wir erst mal weiter gegangen. Haben nach zwei Minuten festgestellt, dass wir in die falsche Richtung gehen und sind umgedreht.
Nele zu Uta: Uta, wenn ich du waere, wuerde ich jetzt zu dem Kellner gehen und noch mal fragen, ob er weiss, wo das Mad Rackett ist.
Aufgrund des noch nicht vorhandenen Alkoholpegels (was uns niemand glauben wollte. Im Bus meinte ein alter Mann zu mir: Maedchen, ihr seid ja so betrunken! Haha!), hat Uta das nicht gemacht.
Ich konnte nach drei Minuten auch nicht mehr auf meinen Schuhen laufen und bin barfuss durch Sydney. Nein, das war weder peinlich noch lustig, sondern pure Erleichterung fuer meine Fuesse. Aber das Gute: Irgendwann gewoehnt man sich auch maessig an Schmerzen.Gut fuer den weitern Verlauf des Abends.
Nun ja. Da wir das Mad Rackett Dingens nicht gleich gefunden haben und dreimal in die falsche Richtung gelaufen sind (DAS ist peinlich, wenn man bedenkt, dass es eigentlich nur vier Richtungen gibt), sind wir da auch etwas verspaetet angekommen. Und zwar erst um halb zwoelf! Ihr wisst bereits, dass um diese Uhrzeit bis jetzt alle Parties, auf denen wir waren, vorbei waren.
Bei dieser konnte man nicht sagen, ob sie gerade anfing oder vorbei war.
Es waren gefuehlte drei Leute da, die Tussi am Eingang hat megagestresst getan, obwohl die NICHTS zu tun hatte, wir mussten irgendnen Zettel ausfuellen, damit wir in den Club koennen, denn "in Australien macht man das so", dann haben wir unsere 20 Dollar Eintritt bezahlt, waren 28 Minuten drin, fanden es langweilig und sind wieder gegangen.
So viel zu DER Party in Sydney.
Ach ja... Wo war eigentlich Brad?
Danach sind wir zur Bushaltestelle und wollten weiter in die Stadt, um zu gucken, ob da was los ist.
"Uta, wenn ich du waere, wuerde ich zu dem Taxi da vorne gehen und zum Fahrer sagen: 'Ich geb dir 20 Dollar, wenn du uns umsonst in die Stadt faehrst!'"
An der Haltestelle war neben uns ein Maedchen, mit dem wir (natuerlich) ins Gespraech gekommen sind.
"Und, wo kommt ihr grad her?"
"Ach, hoer bloss auf. Wir waren auf soner Party, die total gut sein sollte und MAL WIEDER wars total *Schimpfwortadjektiv*"
"Wo kommt ihr normalerweise her?"
"Aus der Naehe von Berlin."
"Oh. Dann braucht ihr in Australien nicht feiern gehen. Das tut mir echt total leid! Wir versuchen wirklich unser Bestes, was Parties angeht, aber irgendwie klappts nicht so richtig."
Der Tipp kam ja Gott sei Dank rechtzeitig!
Weiterhin haben wir gelernt: Es gibt zwei Sachen, die in Sydney nerven: Parties und das Bussystem.
Nach ner halben Stunde Verspaetung kam dann der Bus. Aber es war ja auch St. Patricks Day und der Busfahrer bestimmt betrunken.
Uta, meine Schwester, Steffi zwei und ich sind dann aus Bequemlichkeit und lauter Verzweiflung in nem irischen Pub gelandet (in die Stadt wars so weit, da waeren wir bestimmt noch fuenf Minuten mit dem Bus gefahren!).
Und was soll ich sagen. DA ging die Party ab. Die Iren kamen alle an und wollten gekuesst werden.
"Aiden, deine Wange ist schon ganz rot. Wie oft soll ich dich denn noch kuessen?!"
"Insgesamt dreimal! Dann hab ich in meinem Leben fuenfmal gekuesst. Dich, Uta, dich und die eine da hinten. Und wieder dich."
Aiden, der aussah wie Harry Potter ohne Brille, hat da wohl nicht ganz mitbekommen, dass er nur gekuesst WURDE. Die Iren.
Weiterhin haben wir Brent kennen gelernt.
Brent: Will deine Schwester gerettet werden?
Ein kurzer Blick zu dem Typen, mit dem Uta sich unterhalten hat und ein kurzes, aber durchaus klares "Ja" war meine Antwort.
Um drei war dann Schicht im Schacht und wir sind barfuss nach Hause, hatten wieder die ganze Kings Street unter den Fuessen, aber das ist ja nichts Neues. Aude (sprich: Oooooode), die coolste franzoesische Mitbewohnerin, die man sich vorstellen kann, war auch grad nach Hause gekommen.
"Oh Gott, ich bin so betrunken!"
"Aude! Musst du dich uebergeben?"
"Nile! Ich bin 27, in meinem Alter macht man das nicht mehr!"
Ach ja. Das ist ueberhaupt das Witzige. Keiner kann hier meinen Namen aussprechen. Es ist alles dabei, aber nie einfach nur Nele. Es gibt Nile, Nelo, Nela, Nelli, Lelli, Lilli, Melli und gestern neu dazu gekommen: Melo, Mello, Cello.
Deshalb stell ich mich oft mit Julie vor. Keine Ahnung wieso.
Am naechsten Morgen hing Aude etwas durch, Brad war ueberrascht, dass die Party nicht gut war und meinte, DAMALS, vor ein paar Jahren, als er da war, waere es gut gewesen. Aha. "Immer" heisst bei Australiern anscheinend "Irgendwann mal".
Fazit: Wir geben nie wieder Geld fuer australische Parties aus, wir lieben australische irische Pubs und wir freuen uns, dass wir trotzdem lachen.
Wie Hasi und Schatzi immer sagen: Lieblingsstadt Sydney.
Ach ja: Hasi, Schatzi, Kurde Harri! Wo seid ihr und warum habt ihr noch nicht in unser Hostel eingecheckt?
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