Profile
Blog
Photos
Videos
Hallo Ihr Lieben,nun sind schon mehr als zwei Wochen vergangen, seit ich mich das letzte Mal mit einem neuen Bericht bei Euch gemeldet. Die Wochen dazwischen machen es auch nicht gerade einfach für mich, nun zusammenzufassen, was eigentlich passiert. Ein Highlight in der vergangenen Zeit war das 12. Europäische Filmfestival hier in Sanaa. Vielleicht erscheint Euch das als nichts wirklich besonderes, aber dazu muss festgehalten werden, dass es in Sanaa nur ein einziges Kino geben soll. Vermutlich werden dort Frauen auch nicht gern, wenn überhaupt, gesehen und es gibt Gerüchte, dass es wohl doch eher Männer dort hin zieht, die mehr dem eigenen Geschlecht zugetan sind als den Filmen. Aber wie gesagt, hierbei handelt es sich nur um Gerüchte und ich weiß es nicht wirklich. Jedenfalls habe ich diese doch einmalige Möglichkeit des Festivals genutzt um zumindest ein paar von den vorgestellten Filmen zu sehen. Der erste Film kam aus Finnland und hieß „Mystery of the Wolfs", sehr niedlich und von mir durchaus zu empfehlen. Der nächste Film den ich mir angesehen habe, war der Deutsche in Form von „Das Leben der Anderen". Naja und was soll ich dazu sagen... ehrlich gesagt, war ich ziemlich tief berührt. Zum einen wegen dem Film selbst, zum anderen jedoch auch, weil es ja ein Teil deutscher Geschichte ist, also auch meiner Geschichte und der Geschichte des Landes in dem ich geboren wurde (DDR). Ich denke, gerade im Ausland, wenn man sich generell ständig mit seiner eigenen Identität auseinandersetzt, wirkt so ein Film noch mal intensiver. Habe mich natürlich auch gefragt, was dies so für ein Bild bei den Jemeniten hinterlässt, denn was die sonst so von Deutschland in Filmen vermittelt bekommen, ist je doch hauptsächlich Zweiter Weltkrieg und Holocaust, sowie Stasi- und DDR-Fluchtgeschichten in den letzten Jahren. Wirft eigentlich nicht so ein gutes Licht auf uns. Dennoch muss man sagen, dass die Leute hier Deutschland und die Deutschen ganz toll finden. Sobald sie hören „Almania", dann sind sie hin und weg und meinten der Jemen und Deutschland wären Brüder, da wir ja durch die Wiedervereinigung so eine ähnlich Geschichte hätten. Denn der Jemen ist ja auch erst seit 1990 vereint. Leider ist die Vereinigung hier nicht so reibungslos abgelaufen, was 1994 in einem blutigen Bürgerkrieg endete. Da haben wir Deutschen weitaus mehr Glück gehabt. Doch nun zurück zum Festival. Ein weiterer Film kam aus der Türkei - den Namen habe ich wie so oft leider vergessen - und behandelte das Thema des Ehrenmordes. Ein Mädchen wurde in einem Dorf vergewaltigt und sollte nun von einem jungen Mann aus dem Dorf umgebracht werden. Doch statt sie umzubringen flieht er mit ihr und verliebt sich auch in sie. Im Endeffekt stellt sich heraus, dass sein Vater - welcher ihn zwingen will sie umzubringen und der sich sogar aus dem Dorf auf den Weg macht die beiden auf ihrer Flucht zu verfolgen - der Vergewaltiger ist. Auch diese Geschichte war einfach wirklich super krass, ich kann es anders nicht sagen. Dennoch war ich froh und fand es sehr mutig, dass dieser Film hier durch die Zensur gekommen ist und ein Thema wie Ehrenmord in einem Land wie Jemen, zumindest in einem Filmfestival, eine Öffentlichkeit findet. Denn auch hier gibt es immer wieder solche Vorfälle, die jedoch meist in den Dörfern vertuscht werden, so dass nie jemand von diesen armen Mädchen erfahren wird... Der letzte Film den ich gesehen habe war der britische Beitrag „The Queen". Naja, hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen, aber es war dennoch ganz interessant diesen ganzen Hype um den Tod von Lady Di noch mal mit dem Abstand von so vielen Jahren zu betrachten. Denn natürlich muss ich ehrlich zugeben, dass mich das damals, gerade in dem Alter, nicht kalt gelassen hat. Ich musste unbedingt die Maxi-CD von Elton Johns Lied haben und wochenlang dudelte in meinem Zimmer wieder und wieder: „Good bye England's Rose......" Wirklich Wahnsinn, was solche Ereignisse in unserer heutigen, globalisierten Medienwelt so auslösen können. Kollektivtrauer ist schon ein Phänomen... Jetzt mal abgesehen von den Filmen selbst, waren auch andere Eindrücke des Festivals ganz einprägsam für mich. Beispielsweise darf in dem Yemeni Culture Center, dem Ort des Geschehens, sogar noch geraucht werden. Da Jemeniten, nach meinem Eindruck, sowieso viel mehr und häufiger rauchen, wurde dieser Umstand natürlich auch gut genutzt und während der Filmvorführungen wurde ordentlich gequalmt. Ansonsten halten es Jemeniten auch nicht für notwendig mal ihre Handys abzustellen oder „wichtige" Gespräche zu unterbrechen. Fand ich schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Was mich allerdings am meisten irritiert hat, war die Tatsache der Zensur. Schon im Vorfeld war in den Zeitungen zu lesen, das es einige Filme gar nicht geschafft hatten und es zum Beispiel aus Spanien in diesem Jahr keinen einzigen Beitrag geben würde. Hauptsächlich handelte es sich natürlich um etwaige angebliche sexuelle Anstößlichkeiten, wie die deutsche Hauptdarstellerin unter der Dusche. Es wurde sich jedoch nicht die Mühe gemacht solche Beiträge tatsächlich aus dem Film zu schneiden, sondern ein Mann von der Zensurbehörde wurde direkt neben den Projektor mit genauen Anweisungen gesetzt um im Falle des Falles ganz schnell ein Papier vor die Linse zu halten, so dass einem diese „sündigen Szenen" erspart blieben. ... Für mich als emanzipierte Europäerin eine wirklich absurde Erfahrung... Aber wie gesagt, dennoch war es angenehm mal ins Kino zu gehen. Ansonsten hatten wir bis vor kurzem vor uns ein neues Haus zu suchen, aber die Idee ist jetzt am Mangel von Alternativen doch gescheitert. Nicht, dass unser Haus schlecht wäre. Es hat schon seine Vorteile, wie dass man bei uns tatsächlich unbeobachtet im T-Shirt auf der Dachterrasse sitzen kann, was in der Altstadt sonst fast nie möglich ist. Dennoch gibt es auch einige Nachteile, wie dass wir direkt an der Sailah wohnen und es Tag, wie Nacht einfach ziemlich laut ist. Wir hatten auch ein echt tolles haus gefunden. Wäre zwar ein bisschen teurer gewesen, aber sooooooooooo wunderschön. Hätte mich dort ganz ehrlich sehr wohl fühlen können. Eine große Küche, helle große Zimmer, Blick auf einen wunderschönen, öffentlichen Garten, alles gefliest (man hätte großartig sauber machen können, was in unserem jetzigen Haus wirklich schwer ist, da wir so einen Steinboden haben, ähnlich wie in einer Burg aus dem Mittelalter, super uneben, mit Ritzen überall), eine großartige Dachterrasse... Ach, es wäre einfach super toll gewesen... aber hat nicht sollen sein... War ganz komisch, erst erschien nur der Sohn des Vermieters zum Besichtigungstermin, dann konnte er angeblich nicht verhandeln, weil er ist ja nur der Sohn und dann später hieß es, er möchte das haus jetzt gar nicht vermieten, sondern lieber selbst mit seiner Frau dort einziehen... naja, im Jemen ist eben alles möglich. Also bleiben wir jetzt erstmal in unserem Haus werden aber versuchen uns alles noch ein bisschen gemütlicher zu machen. Heba wird allerdings doch ausziehen und zwar in ein wunder, wunderschönes Haus nicht weit von uns. Ein zweier WG, in der sie aber auch mehr als das doppelte bezahlen wird. Das heiß, erst mal sind nur Christina und ich übrig und ab Juli kommt noch Elvira eine weitere Praktikantin der GTZ hinzu. Leider bleibe ich aber am längsten von allen, so dass es mir auf jeden Fall noch mal bevorstehen wird mir neue MitbewohnerInnen zu suchen. Drückt mal die Daumen, dass es klappt, denn alleine kann ich mir das Haus auf keinen Fall leisten und noch mal für zwei Monate umziehen würde ich auch doof finden. Achso, noch was wichtiges. Als ich aus Aden wieder kam, war meine Arabischlehrerin einfach nach Marokko geflüchtet und hat Mann und Kind hier zurückgelassen. Dass heißt ich muss mir endlich mal ein jemand neues suchen. Eigentlich wollte hier jemand von der Arbeit ein Tandem mit mir starten, bin mir aber noch nicht sicher, ob das wirklich was bringt. Denn ich möchte ja schon ein bisschen was lernen. Naja, ich halte Euch auf dem Laufenden Gestern habe ich mir übrigens was Tolles gegönnt, war bei einer Philipienin zur Massage und es war großartig. Es hat zwar teilweise tierische wehgetan und ich dachte, dass ich es keine Sekunde länger ertragen kann, aber dann war es wieder so angenehm und ich habe schon das Gefühl, dass es was gebracht hat. Werde versuchen, das jetzt regelmäßig über ein paar Wochen zu machen und vielleicht bin ich dann auch endlich mal meine ganzen blöden Verspannungen los. Wäre wirklich klasse!So, würde sagen, dieser Eintrag ist jetzt schon ganz schön lang geworden und auch wenn ich noch mehr zu berichten hätte, werde ich an dieser Stelle schließen. Ich bin ja noch lang genug hier um Euch an sehr vielen Sachen teilhaben zu lassen, will Euch aber auch auf keinen Fall langweilen.Also dann, passt auf Euch auf und denkt mal an mich.Eure Madeleine
- comments