Profile
Blog
Photos
Videos
Donnerstag, 2. März 2017 - Aufhellungen, 25°
Von Ribeira Grande werden wir auf einem Pickup-Aluguer zwei Kilometer das Haupttal hinauf geschüttelt. Diese Distanz ist auf dieser Art von Fahrzeug gerade noch auszuhalten. Wir schwenken in das schmale Tal Ribeira de Duque ein und wandern auf einer Fahrpiste, später auf einem grobsteinigen Pfad immer in der Talsohle talaufwärts. Das Tälchen „ist intensiv landwirtschaftlich genutzt und zeigt wie in einem botanischen Garten das ganze Spektrum der Nutzpflanzen der Insel", heisst es im Reisebuch. Dem ist wenig hinzuzufügen. Erstmals folgen wir einem Bachlauf, in dem tatsächlich Wasser fliesst. Neben oder direkt im Bachbett wird überall auf oft winzigen Feldern die Knollenpflanze Taro mit den riesigen Blättern angebaut, eines der Grundnahrungsmittel der Einheimischen. Im übrigen prägen hauptsächlich Zuckerrohr und Bananen die Hänge des Tales. Mehrmals treffen wir kleine Siedlungen an und werden freundlich gegrüsst. Kinder rufen und winken von den Dachterrassen herab. Kühe sind unter Palmen auf Zuckerrohr-Streue angebunden, Ziegen meckern aus Verschlägen, und allerliebste Zicklein versuchen sich übermütig im Felsklettern. Sie meckern uns fröhlich entgegen und sind so zutraulich, dass eines gar an mir hochspringt und sich streicheln lässt. Am Bach wäscht eine Frau mit einem primitiven Waschbrett, was uns an unsere Mütter erinnert, die sich auf diese Weise abmühten. Ein Huhn sorgt sich gackernd um seine Küken, als wir vorbeigehen. Ländliche Idylle, aber die Waschfrau und die Männer, die hoch am Hang Terrassenfelder instand stellen, erinnern uns daran, dass das Leben hier nicht leicht ist. Felswände und Basaltschichten wechseln ab mit terrassierten Hängen; das Tal wird enger, und schliesslich erreichen wir nach anderthalb Stunden das letzte Haus, zu dem eine Stromleitung führt. Bei den Siedlungen gibt es sogar Strassen- oder vielmehr Weglampen. Hinter dem Haus stehen ein paar riesige Brotfruchtbäume, ein Mangobaum, eine Kokospalme, Papayas und Bananen. Zu Hause ist niemand. Auf Treppenstufen verzehren wir unser Picknick.
Wie schon gestern, verdünnt sich die Passatwolke immer mehr, der Nachmittag wird recht sonnig. Zurück im Haupttal, stoppt bald ein Aluguer. Im Städtchen suchen wir die Apotheke und kaufen ein paar Abführpillen, dann machen wir die Runde zum armseligen Markt und zum mit „Padaria" (Bäckerei) angeschriebenen Mini-Mercado. Im modernen Tankstellenladen finden wir eine Nestlé-Packung mit einer Flockenart, die hoffentlich ein brauchbarer Ersatz für Haferflocken sind.
- comments