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Sonntag, 19. Februar 2017 - stark bewölkt bis bedeckt, trüb-schwül, 24°
Vor der Wahl, eine Wanderung nach Buch zu unternehmen, zu deren Ausgangspunkt wir 13 Kilometer per Aluguer fahren müssten, oder von Assomada aus nach Karte ins Tal von Telhal abzusteigen, entscheiden wir uns für die zweite Möglichkeit. Wir bereuen es nicht, denn der stellenweise sogar markierte Weg ist in gutem Zustand und die Sicht ins Tal und zu den Berggipfeln dahinter sehr ansprechend. Das erste Wegstück ist zwar nicht eben attraktiv, denn es verläuft auf einer Schotterpiste, die als Bauschuttdeponie verwendet wird. Dann aber geht es durch Weideland, und der kurze Abstieg durch eine Felspartie ist fast eine kleine Bergwanderung. In einem Weiler auf einem Bergrücken kommt uns ein Einheimischer entgegen, der uns auf französisch anspricht. Er sei „fonctionnaire" für die Regierung in Praia, Beamter also. Ich frage ihn, ob er auch mit der Wasserversorgung zu tun habe, und als er bejaht, erzähle ich vom Ausfall eben dieser in Cumbem. Es sei gut, dass ich ihn auf dieses Problem hinweise, meint er, und holt zu einem ausführlichen Monolog aus, von dem ich nur wenig mitbekomme. Ich glaube aber zu verstehen, es sei wohl eine Sache des „propriétaire", des Besitzers. Schön bequem, Unzulänglichkeiten des Staates einfach auf die Bürger zu schieben.
Wir verabschieden uns mit den gegenseitig besten Wünschen und wandern weiter durch ein kleines Nebental hinter einem Felsgipfel mit schwarzen Basaltsäulen. Im Haupttal treffen wir auf viele Felder und Gärten, in denen auch am Sonntag gearbeitet wird. Der Piste im Talgrund entlang liegen mehrere dicke schwarze Kunststoff-Wasserleitungen. An einigen Stellen sind sie leck; der Wasserverlust dürfte beträchtlich sein. Solche Mängel haben wir ausgerechnet in Ländern mit Wasserknappheit immer wieder beobachtet. An einem Quellbrunnen rattert eine benzinbetriebene Pumpe, daneben schöpft eine Frau Wasser aus dem verschlammten Bachlauf. Eine andere trägt einen grossen Behälter voll Wasser auf dem Kopf zu ihrem Garten, um Salat oder Kohl zu begiessen. Margrit staunt und meint, sie brächte es unmöglich fertig, so ein Gewicht über den Kopf zu hieven. Tapfere, starke Menschen sind das hier, die trotz aller Mühsal fröhlich scheinen und uns immer freundlich mit „Bom día" grüssen. Eine Gruppe hübscher Mädchen lacht uns entgegen, in bunten kurzen Röcken sonntäglich aufgemacht. Wir durchqueren das Dörfchen Telhal, erreichen am „Centro de Saúde", dem Gesundheitszentrum vorbei wieder die Siedlung des Beamten und gelangen auf dem Herweg zurück in die Stadt. Dem Stadtrand näherkommend, fällt uns einmal mehr auf, wie viele unfertige, hässlich graue Bauten es hier gibt. Oft sind die in fröhlichen Farben bemalten die Ausnahme. Die Hähne geben weiterhin kein Wasser her; wir behelfen uns, indem wir uns, in der Badewanne (!) stehend, aus einem grossen Topf mit aus dem Fass geschöpftem, erwärmtem Wasser übergiessen.
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Christel Ihr 2 Oberwanderer, mit dem neuen Link hat es bestens geklappt, hoffentlich dauert das an. Zu den unfertigen Häusern: die gibt es auch in unserem Nachbarland Österreich, d.h. Vorarlberg. Ansonsten dachte ich beim Studieren der Blogs schon öfters, ich glaube, das wäre nichts für mich . . . Aber Weiterlesen und so "mitreisen" mache ich auf jeden Fall. Liebe Grüsse und bald viel Wasser.