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Donnerstag, 16. Februar 2017 - leicht bewölkt, 25°
Um zum Ausgangspunkt Figueira der andern der zwei Maio-Wanderungen im Buch zu gelangen, müssen wir zur Abfahrtsstelle der Aluguers hinauf, die dorthin fahren. Irgendwo im Ort treffen wir einen Wagen mit der Aufschrift „Figueira" an, der uns hinaufbringt. Da der Fahrer für die Fahrt zu unserm Ziel „mais tarde" (später) sagt, steigen wir aus und kurz danach in ein anderes eintreffendes Aluguer, von dem wir annehmen, es fahre bald weiter. Ein ärgerlicher Irrtum, denn als wir schon eine Weile im Minibus sitzen, sehen wir das andere Aluguer losfahren, während unser Fahrer aus unerfindlichen Gründen immer wieder verschwindet. Eine alte Frau steigt ein, dann wieder aus, dann steigt das belgische Paar ein, das wir von der Brava-Fähre kennen; der Mann steigt wieder aus. Als wir schon rund 40 Minuten drin sitzen und Margrit aufs WC sollte, wird endlich eingestiegen und losgefahren. Glauben wir. Doch der Fahrer dreht nur eine Schüttelrunde durch den Ort, hält alle paar Meter, um mit Leuten zu palavern, dann vor einem Laden, geht hinein. Dort kann Margrit das WC aufsuchen, bevor es zurückgeht zum Abfahrtsplatz. Wieder steigt der Fahrer aus, es wird Ware eingeladen, mit diesem palavert, mit jenem. Ich schildere den Belgiern unsern Ärger; wir seien zum Wandern hergekommen, nicht zum Warten in Aluguers. Aber die beiden gehören zu jener Sorte Touristen, die sich mit den Einheimischen identifizieren, für jede noch so ärgerliche Unzulänglichkeit eine Entschuldigung haben und alles mit Engelsgeduld hinnehmen. Wann es endlich losgeht, bleibt unklar, und unsere Geduld geht zu Ende. Nach insgesamt fast einer Stunde reicht es uns: Wir steigen aus und marschieren die Ausfallstrasse hinauf, um Autostop zu machen. Leider herrscht hier extrem wenig Verkehr, so dass wir nicht mitgenommen werden, bis das endlich doch losgefahrene Aluguer uns einholt und wir wieder einsteigen. Inzwischen ist es elf Uhr vorbei, und Margrit fürchtet, wir könnten unterwegs vor Hunger umkommen, denn ausser einem Apfel und ein paar Guezli haben wir nichts Essbares dabei.
Nach kaum 10 Minuten Fahrt endlich in Figueira angekommen, stelle ich fest, dass auch hier das Wanderbuch versagt. 20 Meter nach dem letzten Haus gehe rechts ein Fahrweg ab - nichts. Vielleicht hat der Autor eine Null vergessen, denn der Weg kommt nach rund 200 Metern. Das Kärtchen im Buch zeigt ausserdem einen ganz andern Weganfang; dies ist wirklich ein miserables Wanderbuch. Der endlich gefundene Weg, der in einen trockenen Flusslauf hineinführt, endet schon bald in einem Acker. Die Wegskizze besagt, dem Flusslauf weiter zu folgen, was bald nicht mehr möglich ist, denn nachdem wir uns durch ein verwachsenes Feld gekämpft haben, stehen wir vor einem Wehr, das wir zwar besteigen können, doch jenseits geht es mehrere Meter tiefer weiter. Wir versuchen, es rechts zu umgehen, scheitern an Gestrüpp, und es bleibt nur, links die Felsen hochzukraxeln, zu den Häusern von Figueira Secco. Dort frage ich einen Mann, wann das Wehr gebaut worden sei. Vor sechs Jahren, sagt er. Die Wanderbuch-Auflage ist drei Jahre alt, da wurde also nichts nachgeführt. Am Ende der Siedlung steigen wir steil hinab zu einer Piste im Tal, der wir folgen. GPS sagt mir, dass die Richtung zum Strand Praia Lagoa stimmt, und Feldarbeiter bestätigen es. Der grobe Kiesweg ist ermüdend, und als wir eine Flussbiegung erreichen, ist unklar, ob wir den jenseitigen Hügel überqueren sollen, denn im Wanderbuch widersprechen sich einmal mehr Skizze und Text. Wir sind inzwischen ziemlich entnervt, und als wir auf einer Anhöhe Häuser sehen, lassen wir den Strandbesuch bleiben und visieren die Siedlung an. Ich glaube, dass es sich um Barreiro handelt, unser Endziel, aber gemäss GPS-Karte ist es das Dorf auf dem Nachbarhügel, Bandariba. Egal, denn als wir dort ankommen, trifft soeben ein Aluguer ein, das „jetzt", wie der Fahrer sagt, zum Hauptort zurückfahre. Nach einer kurzen Runde durchs Dorf stimmt das sogar, und nach einem Abstecher nach Barreiro - Runde durchs Dorf, Lieferungen entgegennehmen - werden wir schnell nach Vila do Maio zurückgebracht, sogar ohne Mehrkosten zum „Ines".
Landschaftlich gab der heutige Ausflug, wenn man von ein paar Felsformationen am Flusslauf und einigen grünen Feldern im Talgrund absieht, kaum Interessantes her. Aber dass auf längeren Reisen nicht jeder Tag Höhepunkte bietet, ist uns keine neue Erfahrung.
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