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Am Tag nach dem Aufstieg konnte ich kaum aus dem Bett. Henning wachte schon um 7 Uhr auf und danach war nicht mehr an Schlaf zu denken. Völlig gerädert und mit höllischen Schmerzen im rechten Oberschenkel und in beiden Waden machte ich mich fertig. Laut Hennings Aussage waren die Wälder von Mariposa "nicht so anstrengend". Alles klar, auf geht's.
Die wiedermal sehr kurvige Hinfahrt führte durch ein bergiges Gebiet, die Straßen waren von zentimeterdicken Schnee gesäumt und man sah.. Wald. Überall, wo man hinblickte. An einem Aussichtspunkt konnte man Wald von oben sehen. Und ab und zu große Felsbrocken. Dann wieder Schnee. Serpentinen. Und irgendwann waren wir endlich da, im Tal der Riesenbäume. Allerdings kann man nicht von einem Tal sprechen, da wir uns immer noch auf 1000-2000 Meter Höhe befanden.
Und nun ein kleines bisschen (nutzloses) Wissen für zwischendurch:
Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) ist die größte (Holzvolumen) Baumart der Welt. Ein Vertreter dieser Art, der General Sherman Tree, ist zur Zeit der größte Baum der Erde. Der Grizzly Giant, den wir auch im Mariposa Grove gesehen haben, ist auf Platz 26 der größten Bäume der Welt. Diese Bäume können über 100 Meter hoch, 30 Meter im Umfang breit und über 4000 (!!!) Jahre alt werden. Zum Vergleich: Unsere heimischen Eichen werden gut 1000 Jahre alt. Apropos heimisch: In Deutschland stehen auch einige Riesenmammutbäume, diese wurden aber "importiert". Nach der Eiszeit gabs die Riesen nicht mehr in Europa.
Gut, im Wald/Park/irgendwas angekommen, parkten wir unser Auto und waren umgeben von riesigen Bäumen. Also wirklich, die Bäume waren echt ein anderes Kaliber als die, die man bei uns so sehen kann. Man fühlte sich richtig klein neben diesen Giganten (zurecht tragen sie diese Bezeichnung in ihren lateinischem Namen!). Im Wald selbst gabs auch noch andere Nadelhölzer, die Luft war voll von frischem Harz, Vögel zwitscherten trotz der Kälte und von direktem Sonnenlicht war unten am Boden kaum was zu sehen.
Und los ging der Marsch. Vorbei an besonders schönen Vertretern der Spezies, mal wieder gefühlt immer nur bergauf, spazierten wir durch den Wald. Ich weiß nicht, wer sich da wieder die Hektik antat, aber ich konnte kaum die vielen kleinen Hinweisschilder lesen, die überall herumstanden. Immerhin, das bisschen, was ich erfahren habe, war recht interessant. Zum Beispiel haben die Bäume ein ziemlich flaches Wurzelwerk. Trotz ihrer Größe gehen die Wurzeln nicht besonders tief in die Erde, dafür erstrecken sie sich recht weit in alle anderen Richtungen. Deshalb konnte man nicht sehr dicht an die Bäume ran, weil man sonst das knapp unter der Erdoberfläche liegende Geflecht beschädigen könnte. Also leider keine Baum-Umarmungen!
Das war auch gar nicht nötig. Der Grizzly Giant, wie gesagt, der größte Baum in diesem Waldstück, war so mächtig, dass man schlicht nichts anderes konnte, als ehrfürchtig vor diesem Naturwunder zu stehen. Was mir aufgefallen ist, waren die unheimlich dicken Äste. Auf dem Foto sieht man ihn auch, auf halber Höhe auf der rechten Seite. Allein dieser Ast ist mit über 2 Metern Astdurchmesser (!!!) dicker als alle anderen Bäume in dem Wald, die nicht Riesenmammutbäume sind. Das find ich echt beeindruckend.
Und noch ein bisschen Info: Alle 7 - 20 Jahre gibt es natürlich vorkommende Waldbrände. Dass die Bäume das überleben, liegt an ihrer dicken, schützenden Borke. Trotzdem sieht man am unteren Baumstamm Feuerspuren. Diese Waldbrände sind wichtig für den Erhalt des Waldes, weil nur so wieder genug Nährstoffe in den Boden gelangen können. Und dann kommt auch endlich wieder ein bisschen mehr Sonne durch. Und das wiederum erklärt, wieso die besonders großen Bäume zwar riesige Stämme, aber keine so riesigen Kronen haben. Die Natur hat wiedermal an alles gedacht :)
Ich denke, es hat wenig Sinn, alles zu erzählen, was wir gesehen haben, da Bilder mehr als tausend Worte erzählen. Aber eins noch:
Ich war offenbar die einzige, die richtig üblen Muskelkater hatte (kein Wunder, war auch die einzige ohne Wanderschuhe), und trotzdem wollte ich noch zu dem Aussichstpunkt, der sich auf der höchsten Stelle des Waldes befand. Wieder einmal über 1000 Fuß Höhenunterschied bewältigen! Aber als wir am Aussichtspunkt angekommen waren. bot sich uns eine wunderschöne Aussicht auf verschneite Wälder, ein weitläufiges Tal, gesäumt von schneebedeckten Bergen und das dazu auch noch im strahlenden Sonnenschein. Und weil das noch nicht schön genug ist, gesellte auch noch ein recht zahmer Rabe (corvus corax sinuatus) zu uns. Das, und das Klopfen eines Spechtes aus der Ferne, waren meine persönlichen Highlights des Tages. (Ein kleiner Nachtrag: Sogar auf Wikipedia steht geschrieben, dass Spechte und Fledermäuse in diesen Wäldern beheimatet sind, was auf den hohen Totholzgehalt zurückzuführen ist.)
Der Rückweg war recht unspektakulär, außer, dass es mal wieder ohne Ende geschaukelt hat; abends aßen wir bei Subway, welcher tatsächlich noch nach 20 Uhr auf hatte. Da ich richtig k.o. nach diesen anstrengenden Wandertagen war, schlug ich vor, dass wir doch bitte unseren letzten Tag nochmal besser planen sollten. Glücklicherweise hatte niemand mehr Lust, noch irgendwo bergsteigen zu gehen, weshalb wir für den letzten Tag im Yosemite Nationalpark eine nette Auto-Rundfahrt planten. Zwar immer noch mit Fußwegen, aber nicht so weite Strecken und vor allem ohne Höhenunterschied!
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