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Nicht mit uns, die Reise, meine ich. Obwohl unsere körperlichen Funktionen teilweise schon auf Stand-By geschalten haben und unser Hirn sowieso nicht mehr aufnahmefähig ist. Ich schreibe euch hier einmal, wie die letzten zwei Monate für uns so waren. Am Donnerstag, also wenn wir hoffentlich schon wieder in unseren eigenen Betten schlafen konnten, bekommt ihr den letzten Bericht mit einem Fazit, wie viele Stunden wir so in einem Bus saßen oder was wir nicht so alles gelernt hatten oder ob der Heimflug vielleicht doch aufregender als alles andere war!?
Wir haben es geliebt, durch exotische Märkte zu wandern, den Geruch von fremdartigen Gewürzen und Räucherstäbchen in der Nase zu haben und dass Fleisch und Eier eigentlich gekühlt werden sollten, haben wir nur noch Dunkel in Erinnerung. Es stellen sich bei uns nicht mehr die Nackenhaare auf, wenn wir den Fliegenschwarm sehen, der sich auf das rohe Fleisch stürzt. Die Katzen, die zwischen den Tischen am Fischmarkt herumirren, finden schon gar keine Beachtung unsererseits mehr.
Wir haben in den fünf Ländern weder Menükarten noch Wegweiser lesen können, die Hilflosigkeit aufgrund der Schriftzeichen und komischen Verhaltensmuster der Einwohner kommt bei uns nicht mehr auf. Wir hatten jedes Mal ein Kribbeln, wenn wir überbelegte und unterbelüftete Schlafsäle vorfanden. Nichts ist schöner als wenn andere Reisende mitten in der Nacht oder um 6 Uhr morgens ins Zimmer rein- und rausgehen und mit den Plasticksackerln herumhantieren. Wenn sich derjenige im oberen, nicht so stabilen Stockbett im Schlaf wälzt oder das Wasser in der Dusche, die natürlich eine Gemeinschaftsdusche ist, nicht abrinnt und man sich fragt, wann das Badezimmer das letzte Mal gereinigt wurde. Und erst der Nervenkitzel, der uns auf den Straßen, vor allem in Indien, überkam! Nichts machte den Tag so spannend als ein paar Mal ums Überleben zu laufen. "Wer bremst, verliert!", scheint in manchen Ländern das Motto zu sein. Es grenzte manchmal schon an Masochismus, wenn wir mit den viel zu schweren Rucksack bei tropischen Temperaturen herumliefen, nur um die Herberge zu suchen, die wir laut Reiseführern unbedingt ausprobieren müssen, nur um dann zu sehen, dass sie dann schon seit Monaten geschlossen ist. Wie oft hatten wir überlegt, ob wir uns wirklich gegen alles mögliche geimpft hatten und ob die Gelse, die uns gerade gestochen hatte, auch wirklich nicht Malaria oder Dengue-Fieber übertragen hatte. Nicht nur einmal haben wir in einem zweifelhaften Lokal zu Abend gegessen, obwohl dort viele Einheimische waren, und wenn dem so ist, dann braucht man sich laut Reiseführern keine Gedanken zu machen. Spätestens am nächsten Tag mussten wir die Konsequenzen tragen. Bei den öffentlichen Toiletten, wie wir schon berichtet hatten, ist das mit Sicherheit kein Spaß!
Vielleicht hätten wir das am Anfang schreiben sollen, dass wir nicht die typischen Sightseeing Touristen sind. Wir klappern nicht jedes Museum ab, beten in jeglich erdenklichen Tempeln, laufen auf jeden Topview-Hügel (weil einen topview sollten sie alle haben) oder probieren alle Spezialitäten eines Landes aus. Ich kann mit Hundehirn, Hühnerfüße oder einem Teller frittierter Ameisen oder Heuschrecken nichts anfangen (Mitreisende haben mir von den kulinarischen Köstlichkeiten erzählt). Nur weil ich bei allen Touristenattraktionen war, kann ich noch lange nicht sagen, wie das Land ist, die Menschen, der Alltag. Wir haben uns oft einfach nur treiben lassen. Wir haben gesehen, wo sie leben, wie groß die Wohnungen sind, wo sie einkaufen, was und wie sie essen (was wirklich interessant sein kann) oder wie sie versuchen, mit einem zu reden, obwohl keiner die Sprache des anderen konnte. Wir fanden uns oft in Restaurants (die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient haben) oder auf Märkten wieder, wo wir angestarrt wurden, weil sich hier keine Touristen herverirren. Wir waren aber oft auch verzweifelt, wollten einfach nur weg und hatten Visionen von gutem, frischen Essen, einer warmen Dusche mit sauberen Wasser, geregelten Straßenverkehr oder dass wir nicht bei jedem unsrer Schritte misstrauisch beobachtet werden.
Die letzten zwei Monate waren lang und sind dennoch so schnell vergangen. Wir haben dazu gelernt, uns wahrscheinlich verändert und unsere Heimat, Familie und Freunde noch mehr schätzen gelernt. Wir hatten gleichzeitig Heimweh und waren voller Vorfreude auf die nächste Stadt und das nächste Abenteuer, obwohl es irgendwann Abenteuer genug war.
Am Montag Abend beginnt unsere ewig lange Heimreise. Jeder von uns ist schon am Planen der nächsten Reise. "Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Aber passen Sie auf, dass Sie in die richtige Richtung gehen!" (Albert Karsai Hanoi, Vietnam, Frühjahr 2009)
- comments
Wolfgang Erian Kommt gut heim Mädels !!! Wolfgang ☻
Mama und Papa Wir freuen uns schon sehr,kommt Gesund nach Hause! Hoffe wir gehen noch auf ein Villacher ins Brauhof :)
Josef Gigler Danke für die wunderschöne Reise die ich miterleben durfte,hoffe ihr kommt gesund nach Hause, oder seid schon da?. Auf Wiedersehen am Samstag beim Ausflug, lG Sepp