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Die Zeit verinnt wie im Fluge und doch habe ich hier kein richtiges Zeitgefuehl. Das Datum spielt ja sowieso keine Rolle, denn ich habe ja auch keine Termine. Wie schoen, oder doch nicht? Nach so langer Zeit fehlt mir dann aber doch der Alltag von daheim. Wie gerne wuerde ich ausserdem nachts unter einer kuschelig warmen Decke liegen und die Fuesse rausstrecken koennen und merken, dass es kalt ist! Aber hier ist das Gegenteil der Fall. Keine Decke noetig, nicht einmal Schlafsachen, keine frische Luft, wenn man das Fenster oeffnet, nein, sogar noch schlimmer: nette Moskitos singen dich in den Schlaf, oder auch nicht. Das Klima hier im Norden bei Darwin ist unglaublich. Seit kurzem belieben Chris und ich es, uns jeden Tag aufs neue darueber lustig zu machen, dass es hier doch nur zwei Jahreszeiten gibt. Naemlich heiss und trocken und heiss und feucht. Chris, sag, wusstest du das schon?
Wie dem auch sei, das superheiss und superfeuchte Wetter macht uns zu schaffen. Ohne drei Duschen am Tag und zweimal schwimmen ist es eigentlich nicht auszuhalten. Wenn man dann versucht, wieder zu trocknen, haut dir die hohe Luftfeuchte eins in die Fresse und macht dich wieder nass. Nass in Form von Wasser oder Schweiss weiss keiner so genau. Jedenfalls sind wir immer alle nass und muessen uns nicht mehr um unsere trockene Haut sorgen, wie es an der Ostkueste immer der Fall war. Hat also doch noch etwas gutes. Ganz nebenbei erhoeht sich der Wasserkonsum drastisch und ich beginne, mich zu fragen, wozu man soviel trinken muss, wenn das Wasser dann letztendlich doch im Handtuch landet. Das ist mir biologisch unsympathisch.
Ich will deshalb hier auch einmal oeffentlich erwaehnen, wie sehr ich mich schon wieder auf zu Hause freue. Deutsches Essen, mein Bett, eiskalte grosse Dusche, Schuhe und natuerlich Familie!! An dieser Stelle sollte auch an euch nochmal der Rat gegeben werden, dass ihr die Zeit ohne euer zickiges Muckelkind lieber geniessen solltet. Satan kommt bald zurueck;)
Wie unschoen und nicht ganz so einfach das Leben sein kann, merke ich erst jetzt. Da platzte mir doch vor ein paar Tagen der Reifen mitten im Nichts und Maxie und Chris im Auto vor mir hoerten mein wildes, verzweifeltes Gehupe nicht, sind dementsprechend also einfach weitergefahren und ich stand da in bruetender Hitze und mit kaputtem Auto- allein. Ploetzlich lief mir da auch der Schweiss aus den Augen- komisch, dachte ich. Sowas geht? Gut nur, dass ich das nette Kleid von meiner Tante Isoldi trug und Maxies heissen Lederguertel. Das erste Auto, das kam, hielt auch gleich an. Und siehe da, es war der Muellmann, dem ich noch kurz davor auf der Raststaette am Grenzuebergang von Queensland zu Northern Territory hallo sagte. Ich verzweifelt, er voll in Routine und Maxie und Chris annaehernd. Gott sei Dank. Dummerweise war dann aber auch mein Ersatzreifen voll im Po und der gute Chris fuhr gluecklicherweise die schon zureuckgelegten 50km zurueck, um alles wieder heile machen zu lassen. Man danke, Junge:) So hilft man sich gegenseitig. Und man danke, Maxie, dass du mir waehrenddessen Gesellschaft geleistet hast und wir gemeinsam Liste-der-vorbeifahrenden-Autos fuehren konnten. Wir sind auf 35 Autos und 5 Road Trains gekommen in anderthalb Stunden bei vier Limos. Und nun ist Chuck Norris wieder fit und faehrt wie ein rollendes Pony. Also weiter in die bruetende Hitze hiess es. Leider mussten wir auch feststellen, dass die Leute immer merkwuerdiger, gruseliger und unfreundlicher wurden, je mehr wir in den Westen vordrungen. Aber davon lassen wir uns nicht weiter stoeren. Man sieht sich naemlich NICHT immer zweimal im Leben.
Bevor es dann also richtig nach Dariwn gehen sollte, machten wir noch einen kleinen Abstecher in den Litchfield Nationalpark. Urspruenglich sollte es der Kakadu werden, doch irgendwer hatte die grandiose Idee, $25 als Eintritt zu kassieren pro Person. Und da wir arme Backpacker sind, haben wir das offene Tor auf der anderen Seite genommen. Litchfield hat auf jeden Fall keineswegs enttaeuscht. Nebensaechliche Wasserfaelle(die aber auch wirklich schoen waren)und super tolle Wasserloecher, in denen man minimal Koerperwaerme abgeben konnte- man war das guuut. Und: Campen im Busch. Mal wieder. Und mal wieder sind wir hier geschickt den Selbstregistreierungsgebuehren umgangen. Vorsicht war trotzdem ueberall gefragt und Licht ebenso, sonst war die Gefahr recht gross, mal eben auf eine Schlage zu treten oder einen Zusammenstoss mit einem Kanguru auf dem Weg zur Toilette zu riskieren. Da nichts dergleichen passierte, konnten wir den Park auch wieder verlassen und zur Abwechslung mal ein Abenteuer erleben. Und die besten Abenteuer findet man Offroad mit einem Campervan, fand Chris heraus. 40 Kilometer mit 20 km/h. Ja, wir hatten einfach mal die Schnauze voll von diesen Highways und dachten uns 'wenn schon schlecht, dann doch bitte sauschlecht'. Unsere Gebete wurden erhoert. Wege mit Waschbretteinkerbungen, die Lautsaterken erzeugten, die beinahe die laute Musik im Auto uebertoenten. Als dann der "Waschgang" endlich beendet war und ein Paeuschen anstand, mussten wir auch zwangslaeufig einen Blick ins Auto werfen. Mein Abenteuer sollte noch weiter gehen, als ich sah, dass 47,36% Outbacksand in meinem Auto lagen, an meinem Essen klebten, mein Handybildschirm bedeckten, meine Bettdecke und mein Kopfkissen- nein eigentlich das Bett versteckten und mich womoeglich auch umhuellten. Also war zwangslaeufig Fruehlingsputz angesagt- haha, wie passend, denn es wird ja Fruehling. Ich habe zwar das Gefuehl, dass ich jetzt immernoch Staub esse, aber Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen.
Als wir dann auch endlich mal in Darwin einrollten, waere eigentlich ein Empfangskonzert vom Australian Government nur angemessen gewesen fuer unsere Bemuehungen, der Stadt unsere Gesellschaft zu leisten- gab es aber nicht. War auch ok, denn wir fuhren in den Botanischen Garten und schauten uns abends noch ein echtes australisches Aboriginekonzert an- nur leider sind die nie wirklich schoen anzusehen. Es wurde geschriehen, mit Haenden um sich geschlagen, auch ohne Ruecksicht auf Mitmenschen und Respekt fuer das andere Geschlecht gibt es offentsichtlich kaum. So schoen Australien auch sein mag, die in der Stadt lebenden Ureinwohner beeinflussen das Bild des Kontinents massgeblich. Es scheint sich auch kaum jemand darum zu kuemmern. Wahrscheinlich ist hier wieder einmal 'take it easy' und 'no worries' angesagt.
Wie dem auch sei, die Sonne laesst gruessen. Und ich auch.
Bis demnaechst.
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