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Inseltour über Tongatapu und traditioneller Abend:
Am Mittwoch machten wir eine traumhafte Tour über Tongas Hauptinsel, geführt von Toni, unserem Guesthouse-Besitzer, einem eigenartigen, ekligen, aber echt witzigen Engländer. Mit uns an Bord waren Miriam, die Spanierin, Liam, ein englischer Aussteiger und zwei ältere Herren namens Herbert - ehemaliger Lehrer und Klugscheißer, jetzt (seit 2011) Weltreisender und Klugscheißer - und einem goldigen indischen New-Yorker, dessen Namen wir leider nicht wissen.
Wir fuhren zunächst Richtung Westen über tonganische Straßen, die - solange nicht die Chinesen welche aus Asphalt gebaut haben - so voller Schlaglöcher sind, dass man richtig durchgeschüttelt wird. Zudem waren wir an diesem Tag mit Tonis ältestem Bus unterwegs, was dem Abenteuer noch das i-Tüpfelchen aufsetzte:) Gut ausgebaute Straßen sind übrigens somit als Chinese Road oder Japan Road gekennzeichnet. Überhaupt ist hier alles, was etwas neuer ausschaut von den Chinesen oder Japanern gebaut. Eine kleine Gefälligkeit, für die Tonga im Gegenzug auf ….. im Sinne der beiden Länder abstimmt z.B. bezüglich Walfang
Die Straßen in Tonga sind gesäumt von überschwellender, durchbrechender, urwaldähnlicher Natur bestehend aus verschiedensten Palmen, Bambus, Tomaten, Erdnüsse, Chestnut, Brotfrucht, Kaffee, Süßkartoffeln, Maniok, Ananas, Tarowurzel, Bananenstauden, Mangobäumen,Eukalyptus, Pfeffer, Chili, Avocado,Papaya, Baumwollplantagen, Wassermelonen und vielem mehr. Tonganer essen übrigens selber keine Kokosnüsse. Sie trinken sie nur aus, solange sie noch grün sind. Die reifen Kokosnüsse so sagte Toni, sind nur für Touristen und Schweine:-) - ebenso wie die Papayas.
Auf Tonga gibt es wahrscheinlich mehr Kirchen (katholisch, anglikanisch, church of Tonga und vor allem Mormonen. Wir haben sogar Zeugen Jehovas gesehen - die sind doch echt überall...) als Häuser, in deren Bau auch wesentlich mehr Geld und Mühe gesteckt wird, als z.B. in den Bau von Schulen, wenn auch jedes Dorf auf der Insel mindestens eine Grundschule besitzt. Es gibt übrigens auch eine tonganische Uni! Zahnmedizin kann man da aber nicht studieren - das studiert man entweder auf Fidji oder in Neuseeland.
Die Mormonen sind ganz witzig. Sie preisen ihre Dörfer mit großen Plakaten an, da hier kein Alkohol getrunken und nicht geraucht werden darf. Auf unsere Frage, ob sie aber Kava (die tonganische Droge) konsumieren dürfen, antwortete Toni nur: „Kava is allowed! Nobody can touch Kava!"
Warum man außerdem auf Tonga leben muss: Tonga sieht als erstes Land auf der Welt die Sonne des nächsten Tages und besitzt ebenso als einziges Land auf der Welt eine sich verzweigende Kokospalme, die wir ausgiebig fotografieren durften. Ebenfalls einzigartig sind hier die Flughunde, die in den Bäumen hängen und wie kleine Vampire aussehen.
Die Friedhöfe hier sind sehr schön, aber doch sehr speziell. Die Gräber bestehen aus zu Hügeln aufgeschütteten weißen Steinen, die mit zahlreichen Blumen geschmückt sind. Einziges Manko: „ These are all plastic flowers. On a tropical island! " wie Toni es ausdrückte.
Vom westlichsten Aussichtspunkt Tongatapus fuhren wir schließlich zu unserer Raststätte an einem wunderschönen Abhang gelegen, mit Terasse zum Meer. Dort hatten wir ein leckeres Mittagessen (ganz ohne baked beans!) und mit Ausblick auf die natürlich angelegten Badewannen im türkisblauen Meer. Bedient wurden wir von einem netten jungen Kellner mit rosa lackierten Zehennägeln. Er gehört zu den Tonganern, die in eine Familie geboren wurden, in der bereits 3 Söhne leben. Jeder weiter Junge wird auf - und angezogen wie ein Mädchen und lernt, sich wie eines zu verhalten. Die meisten dieser „Männer" sind schwul. Zu ihnen gehört übrigens auch unser netter Hausmeister Moné.
Wir fuhren weiter zu Tonis Beach House, wo wir das erste Mal ein Bad an einem weißen Südseestrand nehmen konnten.
Danach besuchten wir die berühmten „blow holes". Das sind natürlich vorkommende Steinrohre im Riff, durch die, sobald eine Welle an ihnen bricht, das Wasser mit einem lauten Zischen herausschießt. Die Videos zeigen wir euch, wenn wir zurück sind.
Weiterhin gab es zu sehen: Ein tonganisches Stone hendge, einen tollen Wasserfall, ein Mimosenfeld, viele freilaufende Kühe, Schweine (und Babyschweinchen!!), wunderschöne tropische Pflanzen und Blumen und eher abstoßende riesige Kreuzspinnen - laut Toni die größten auf der Welt - deren Spinnweben so d*** und fest sind, dass sie zu Garn verarbeitet werden. Sobald wir an Kindern vorbeifuhren winkten und riefen sie und wir winkten und riefen zurück.
Zuletzt fuhren wir noch an der Gedenkstätte vorbei, an der Captain Cook damals Tonga als erste Südseeinsel betreten hat (und von hungrigen Kannibalen mit Messern begrüßt wurde). Auf der Straße, auf der wir dann wieder Richtung Hostel fuhren dürfen übrigens nur rote Autos überholen. Warum, weiß kein Mensch.
Wieder zuhause angelangt, wollten wir uns eigentlich schnell für den traditionellen Abend frisch machen, bis wir merkten, dass Vicky uns aus dem Schlafzimmer ausgeschlossen hatte, da die Tür außen keine Klinke besitzt. Moné rückte mit einem Schlüsselbund bestehend aus gefühlten 50 Schlüsseln an, von denen keiner passen wollte, weshalb er kurzerhand in die Küche marschierte, ein Messer holte und die Tür aufbrach (jedoch ohne sie zu beschädigen). Dabei stellte er erstaunt fest, dass ihm noch nie aufgefallen war, dass man die Tür von außen nicht öffnen kann und fragte uns, ob wir nicht noch irgendwo den Schlüssel haben, der dazu passt. So ist es übrigens grundsätzlich, wenn die Tonganer in unserer Umgebung etwas nicht finden, denken sie, wir habens verschlampt.
Weiter gings mit dem tonganischen Abend. Abgeholt wurden wir wie üblich von Peter. Er fuhr uns mit lauter Urlaubsmusik im Sonnenuntergang zu der Location, deren Weg von Fackeln gesäumt war. Vom Parkplatz aus ging es eine Urwald-Allee aus Treppen mit Bambusgeländer runter direkt zum Strand (auch mit Fackeln gesäumt). Die Treppe ging an einer Felswand entlang hinunter zum traumhaft schönen Sandstrand. Nachdem wir ein bisschen am Strand entlang gegangen waren, betraten wir eine aufwändig Blumen, Bananenblättern, Bananenstauden, Palmenblättern und schönen Lichtern geschmückte aus Bambus gebaute Terasse mit Bänken und Tischen, ebenfalls dekoriert mit Bananenblättern.
Durch den Abend wurden wir von einem großen dicken, aber sehr freundlichen Tonganer geführt, der uns etwas an Roberto Blanco erinnerte. Er sorgte, zusammen mit seiner Band und einem Chor für die musikalische Untermalung des Abends, die allen sehr gut gefiel, bis auf Herbert, der sich beleidigt abseits setzte und sich mehrfach bei Bedienung und Personal über die Lautstärke beschwerte. Für unser leibliches Wohl sorgten die Gastgeber mit einem üppigen Buffet, auf dem wir unter anderem Süßkartoffeln, Taro, Salat, Kartoffelsalat, Karottensalat, Chickeneintopf, Fisch, Wassermelone, Octopus in Kokosmilch, Spanferkel, tonganischen Pudding und vieles mehr vorfanden. Gegessen wurde auf einem halbierten Bananenrohr und es schmeckte uns auch größtenteils sehr gut. Mit dem Fett hätten sie wie immer ein bisschen sparen können...
Was danach kam, war wirklich beeindruckend: Wir wurden gemeinsam zu einer Art Höhle geführt, in der uns schon der tonganische Chor mit Gesang unter Instrumentalbegleitung erwartete. Die Bühne wurde durch Kokosnüsse, Palmblätter und Kerzen begrenzt und präsentiert wurde uns alles, was die hiesige Kultur eben so hergibt. Musik- und Trommelstücke, wilde und weniger wilde Tänze und zum Abschluss einen äußerst beeindruckenden Feuertanz. Die weiblichen Darstellerinnen trugen Trachten, die am ehesten an bemalte ärmellose Papierkimonos erinnerten, um die breite Gürtel von der Brust bis zum Knie geschnürt waren. Im Gegensatz zur europäischen Kultur wird tanzenden Tonganerinnen Geld nicht in den Ausschnitt gesteckt, sondern von Männern, Frauen und Kindern auf den eingeölten Körper geklebt. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum die Geldscheine hier so fettig sind. Die Männer trugen Röcke aus Palmblättern, sowie Blätterketten und alle exotische Blumen vor dem Ohr.
Gegen aller Erwartungen waren übrigens alle, außer Roberto Blanco, schlank, hübsch und durchtrainiert.
Nach der Show kauften wir eine CD, da uns die Musik so gut gefallen hatte. Ihr könnt euch schon mal auf Südseeklänge im April freuen. Im Anschluss gings nach Hause und ins Bett.
Das war wirklich ein einmalig schöner Tag!
- comments
Maaak Hihi, der Blog hat das Wort "dick" zensiert.
Ra la Phel Ladies, warum habt ihr keine Riesenspinne fotografiert? Der Ingmar freut sich sooooo darauf ;-) Hört sich toll an, was - und wie - ihr schreibt. Weiter so!