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Wir sitzen gerade an unserem letzten Abend hier am anderen Ende der Welt auf der Dachterasse vom Nomads, unserer bescheidenen Unterkunft. Neuseeländischen Wein in der Hand, Aucklands Skyline vor der Nase. Jetzt ist es also gekommen, das Ende einer 8-wöchigen Auszeit. Auszeit von der Uni, Auszeit von Daheim, Auszeit vom Alltag in Deutschland.
Vor über einem Jahr begann die Planung unserer Abenteuerreise mit einer Zusage vom Ministry of Health in Tonga. Wir hatten ja KEINE Ahnung, was uns erwartet. In diesen paar Wochen haben wir so viel erlebt, wie wahrscheinlich in den 24 Jahren davor nicht. So viel Fremdes, so viel Neues, so viel Schönes, so viel Verrücktes, so viel Spannendes und Lehrreiches. Und es hat sich sowas von gelohnt, wir bereuen keine Minute.
Wir wurden vom deutschen Ordnungszwang ohne Vorwarnung in den "tongan lifestyle" geworfen, wo alles einfach komplett anders läuft. Gottseidank wurden wir in den ersten 3 Tagen und letzten 2 Wochen in Neuseeland ein bisschen aklimatisiert, damit uns der Kulturschock in die eine oder andere Richtung nicht ganz so hart trifft.
Was wir hier noch in den allerletzten Tagen erlebt haben, haben wir für euch nochmal zusammengefasst:
Tongariro Crossing
An unserem letzten Mittwoch den wir hier in Neuseeland verbringen durften, beschlossen wir Berge zu versetzen oder wenigstens einen zu besteigen, um die Muskeln dafür zu bekommen.
Wir entschieden uns also für das „Tongariro Alpine Crossing", eine Tour, die mit Return 8 Stunden dauern sollte. Bereits am Abend vorher fuhren wir zu einem nahe gelegenen „Campingplatz" (ein DOC - null Luxus bis auf stinkende Klos, dafür billig...). Wir kamen recht spät an und merkten natürlich erst vor Ort, dass wir das Geld nicht passend hatten. Man muss aber passend zahlen, anders geht's nicht. Keine Rezeption, keine wachen Mitcamper mehr. Super! Also haben wir mit megaschlechtem Gefühl diese Nacht schwarz auf dem Platz gecampt (einige wenige Panikanfälle eingeschlossen, als wir ein- oder zweimal doch noch etwas herfahren hörten sowie Scheinwerfer sahen und eine Kontrolle befürchteten...)
Morgens suchten wir um kurz vor 6 bereits das Weite, einerseits um besagter Kontrolle zu entfliehen, andererseits, weil man so früh am Tongariro-Parkplatz sein muss, um noch eine Parkbucht zu erwischen. Hoffentlich folgt nicht noch irgendwann ein Strafzettel wegen des Campens. So fuhren wir, Vicky im Schlafanzug und Daphne in Kleidung (die sie am Abend vorher gleich angelassen hatte) zum Fuß des Berges, der an diesem Tag leider in dichten Nebel gehüllt war und auch die Wetterprognose hörte sich nicht allzu vielversprechend an. Davon wollten wir uns aber nicht entmutigen lassen und marschierten, als es hell wurde (gegen halb 8), nach einer Katzenwäsche(hinterher würden wir ja eh wieder stinken), recht motiviert los. Und unser Ehrgeiz wurde belohnt: Es bot sich uns ein wirklich hübsches Naturschauspiel. Farbenfrohe Pflanzen und Moose säumten einen vom hohen Eisengehalt rostbraun gefärbten Fluss, der uns ein ganzes Stück des Weges begleitete. Einen größeren Kreis um uns zogen dunkelgraue, mit Geröll bedeckte Berge, die den Bergen Mordors aus „Herr der Ringe" täuschend ähnlich sahen. Der größte von ihnen, auf den wir uns direkt zubewegten, wird daher sogar „Mount Doom" genannt.
Das erste Stück des Weges war aber doch etwas unbeschwerlicher als Frodos Weg nach Mordor, daher konnten wir sogar einige andere Wanderer überholen (ok, es handelte sich um über 70-jährige Damen, die uns später wieder einholten, und uns dann auch noch reindrückten, dass wir die ersten seien, bei denen ihnen das gelungen war, aber darum geht es hier schließlich nicht:).
Der zweite Abschnitt wurde durchaus anstrengender, weswegen wir ganz schön ins Schwitzen kamen. Vor allem plagte uns der heftige Wind, der in den höheren Regionen und auf dem Kamm bereits so stark war, dass wir uns an kleineren Felsen festhalten mussten, um nicht doch noch weggepustet zu werden. Als wir aufgrund der Böen größere Schwierigkeiten mit dem Aufstieg bekamen, erkundigten wir uns bei entgegenkommenden Bergsteigern nach den Wetterverhältnissen um den Gipfel. Die anderen erklärten uns, dass es zwar nur noch 20 Minuten bis „on the top" wären, dass aber auch sie ihren Weg abbrechen mussten, da es definitiv zu gefährlich sei bis ganz nach oben zu steigen. Außerdem habe man heute keine Chance auf den wohl unvergesslichen Blick vom Gipfel des Tongariro, da sich der Nebel nach oben mehr und mehr verdichtete. Etwas enttäuscht so kurz vor dem Ziel aufgeben zu müssen, schossen wir immerhin auf dem Kamm noch ein paar vernebelte Fotos und und stiegen wieder ins Tal.
Wenigstens einen Vorteil hatte es, dass wir nun schon um halb 2 zurück am Auto waren: Wir fuhren in die benachbarte Stadt Taupo, wo wir die Nacht ohnehin hätten verbringen wollen, und konnten nun wider Erwarten die öffentlichen Duschen (zwar teuer, aber heiß!) benutzen, die nämlich nur bis nachmittags um 5 geöffnet haben. Ohne wäre es dann doch etwas unangenehm geworden...
Hamilton
Da uns doch noch ein Schlecht-Wetter-Tag erwischte, fuhren wir am Donnerstag nicht wie geplant direkt nach Coromandel - denn diese Gegend ist für ihre schöne Natur bekannt - sondern machten noch einen Abstecher nach Hamilton ins Waikato-Museum. Dort lernten wir endlich mehr über die Hintergründe und Geschichte der Maori, der Ureinwohner Neuseelands. Da einige Teile des Museums geschlossen waren, blieb uns nichts anderes übrig, als auch noch den interaktiven Kinder-Erlebnis-Teil zu besuchen, wo wir vergeblich versuchten, mit Muskelkraft ein Puppenhaus zu beleuchten oder ein Mühlrad zum Laufen zu bringen. Wie um alles in der Welt schaffen das die Kinder? Nach dem Ausprobieren des Erdbebensimulators und eines daraus resultierenden mittelschweren Schädelhirntraumas, beschlossen wir, dass wir genug Spaß gehabt hatten und machten uns mit unserem Camper auf in die Innenstadt. Den Waikato-River, um den sich inhaltlich das halbe ganze Museum drehte, haben wir nicht gefunden. Dafür aber eine Statue von "Riff Raff", dem buckligen Butler aus der "Rocky Horror Picture Show", die, wie wir der Denkmalsaufschrift entnehmen konnten, ihren Ursprung in Hamilton hatte. Ein gutes Alternativ-Programm für einen Regentag!
Coromandel Peninsula
Am Freitag begrüßte uns die Sonne schon wieder früh morgens und wir packten die Gelegenheit beim Schopf und fuhren auf die Coromandel Peninsula.
Dort machten wir zuerst ein Wanderung, an deren Ende wir die wunderschöne Cathedral Cove bewundern konnten, eine idyllische Strandbucht. Wir ließen uns nochmal die Sonne auf den Ranzen scheinen und machten uns, da wir merkten, dass Strand voll unser Ding ist, gleich auf den Weg zum nächsten: dem "Hot Water Beach".
Dieser hat seinen Namen daher, dass im Untergrund heiße Quellen entspringen und man sich eine Badewanne in den Sand schaufeln kann, die sich dann von unten nach oben mit warmem Quellwasser füllt. In voller Bikinimontur liefen wir zum nahe gelegenen Cafe und fragten dort nach dem genauen Weg, waren schon ganz happy, dass kaum Leute am Strand waren. Allerdings erfuhren wir dort, dass man nur 2 Stunden vor und nach Ebbe das Loch buddeln kann, und wir also schlappe 8 Stunden zu spät dran waren. Gut, dass wir uns den anderen überlegen gefühlt hatten, weil wir meinten außerhalb der rush hour zu kommen...
Back in Auckland
Nach einer letzten Nacht auf einem DOC-Campingplatz, führte unser Weg am Samstag schließlich wieder nach Auckland. Der 6-spurige Highway sowie der etwas chaotische Stadtverkehr waren für uns aber kein Problem mehr, da wir jetzt nach 14 Tagen schon äußerst erfahrene Linksverkehrteilnehmer waren :). Unser GPS hat zwar versucht uns umzubringen (wie so oft auf dieser Reise), indem es sich unter anderem einen Spaß daraus machte, uns als Geisterfahrer auf die Bundesstraße zu lotsen, aber auch das konnte uns nicht davon abhalten, schließlich doch wieder heil am Campervan-Verleih anzukommen.
Die durch diese Navigationsausfälle entstandenen Paniksituationen konnten wir aber ganz easy bewältigen, indem wir in regelmäßigen Abständen TimTam-Pausen einlegten.
Was sind nun diese geheimnisvollen TimTams, die zwei Enden haben? Diese neuseeländische Spezialität haben wir schon in Tonga kennengelernt, wo Martin, ein Urlauber aus Thüringen (s.o.), uns in das Geheimnis deren einweihte.
Es handelt sich um geschichtete Schokokekse, deren Innenleben aus Keks und Hülle aus Schokolade besteht. Klingt banal, was? So ist es aber nicht! Der Keks selbst ist im Inneren nochmal mit allem möglichen Süßkram gefüllt, sei es nun Caramel, Honeycomb, Turkish Delight, weiße oder Vollmilchschokolade. Und wer jetzt meint, dass diese verführerische Süßigkeit einfach so zum Essen da ist, der hat sich getäuscht!
Der TimTam wird von beiden Seiten angebissen, zur Hälfte in Tee oder Kaffee gesteckt und dann wie ein Strohhalm benutzt, um das heiße Getränk aufzusaugen. Während des Schlürfens schmilzt die Schokolade und der Keks löst sich in seine Bestandteile auf, sodass am Ende nur noch Schokopampe übrig ist, die man dann von einem Esslöffel schleckt. Eine riesen Sauerei mi riesen Spaßfaktor also!
Anders als diese Kekse hat dieser Blog aber leider nur ein Ende. Und das kommt jetzt:
Liebe Eltern, liebe Freunde und Family,
wir finden es so cool, dass ihr uns diese superschönen zwei Monate ermöglicht habt!
Danke für Geld beschaffen, mentale und organisatorische Unterstützung, Daumen drücken, dass der Klapperflieger nicht abstürzt, Kommentare zum Blog schreiben und für alles, was ihr sonst noch so beigetragen habt.
Wir glauben, dass diese Famulatur das Beste war, was wir bisher in unserem Leben gemacht haben und dass sie uns weiter gebracht hat, als neun Semester Studium.
Wir werden wohl kein zweites Mal die Möglichkeit bekommen, so etwas zu erleben, und sind so dankbar, dass wir diese Chance wahrnehmen durften!
Daheim werden wir euch dann mit einem Tonga-/Neuseeland-Abend belohnen, bei dem wir hoffentlich alles Schöne, was wir von hier mitnehmen konnten, mit euch teilen können.
Wir drücken euch aus der Ferne und freuen uns, euch bald wieder zu sehen!
- comments
VickyPapa Auch der letzte Teil eures Riesenreiseabenteuers war ganz offensichtlich einfach nur ... unübertrefflich!!! Jetzt kommt noch gar heil zurück, und dann steht der Wiedersehens+Tongaparty zuhause nichts mehr im Weg. Ich freu mich riesig drauf, bis bald!!!
Jenny Hallo ihr beiden, also ich werde eure spannenden Blogs vermissen. Ihr habt immer so super berichtet,dass man dachte selbst dabei zu sein. Dieses Abenteuer werdet ihr sicher nicht vergessen. Einen guten Heimflug und bis bald :-)
Becci Heeey, ich musste ein paar mal sehr herzhaft lachen. Krass, wie schnell die Zeit vergangen ist. Aber im Nachhinein ist das meist so, v.a. bei so vielen Erlebnissen in so kurzer Zeit... Kenn ich ja selbst... Ich freu mich riesig auf ein Wiedersehen und vor allem auf noch mehr lustige und spannende Geschichten und BIIILDEEER!!! Ich wünsche euch einen schönen letzten Tag und drücke euch die Daumen, dass auch beim Rückflug alles gut klappt! Bis ganz bald!
Maaak Tonga Abend jetzt am Freitag?
Andrea se Bauer Hey das klingt toll !!! ich freu mich so sehr für euch. und auch auf den Tonga Abend. gute heile Rückreise! und nicht traurig sein, die schönen Erlebnisse bleiben ja in euren breins und harts. Bayerische Busserln fia eich, Andrea
sandrine ...klingt einfach nach einem wunderschönen Endspurt bei euch =) ich freu mich einfach riesig, wenn ihr gaaaanz bald wieder da seid, ich hab euch schrecklich vermisst! hoffentlich zieht sich die weite Heimreise nicht ganz so sehr und der Abschiedsschmerz wird zumindest ein wenig von der Vorfreude auf daheim abgefangen!! Guten Heimflug und bis ganz bald!! :-)